Martin Schmitt: „Karriereende momentan kein Thema“

Es war kein reibungsloser Sommer für Martin Schmitt. Im exklusiven Interview mit skispringen.com äußert sich der Schwarzwälder.

Für Martin Schmitt verlief der Sommer nicht nach Plan. Nach langer Verletzungspause hatte der Schwarzwälder mit Trainingsrückstand zu kämpfen, musste danach mit dem zweitklassigen Continentalcup vorlieb nehmen. Zuletzt machte Schmitt in Klingenthal zwar mit einzelnen Sprüngen auf sich aufmerksam – Bundestrainer Werner Schuster unterstellte ihm dennoch „keine Weltcupreife“.

Vor seiner womöglich letzten Saison sprach skispringen.com-Redakteurin Sandra Arm mit dem 34-Jährigen. Im exklusiven Interview spricht Martin Schmitt über die Probleme in seiner Sommervorbereitung, die Umstellung auf die neuen Sprunganzüge, den Aufwärtstrend im deutschen Team sowie seine weitere Karriereplanung.

Herr Schmitt, wenn Sie den Sommer Revue passieren lassen, wie fällt Ihr Fazit aus?

Martin Schmitt: Es war schwieriger als gedacht und relativ mühsam. Nach der längeren Pause im letzten Jahr hatte ich doch einen größeren Rückstand. Für mich war es dabei schwierig zu differenzieren: Sind es Probleme mit dem Anzug oder ist es einfach irgendwo ein Rückstand? In vielen Bereichen war ich einfach ein bisschen weiter weg und hab mich damit schwer getan. Wir haben uns bewusst dafür entschieden, dass ich trotzdem gleich im Continentalcup starte.

Dann hatte ich eigentlich immer mal wieder ganz gute Phasen, wo ich gemerkt habe, dass es funktioniert, aber danach war ich auch wieder weit weg. Es hat eine Zeit gebraucht, um wieder in die Spur zu kommen. Die letzten Wochen waren positiv. Ich habe wieder einen Schritt nach vorne gemacht. Man wünscht sich natürlich immer, dass es besser läuft. Aber mir war ja von Anfang an klar, dass es nicht einfach wird.

In erster Linie arbeiten Sie daran, Ihre Leistung zu stabilisieren. Zumindest beim Sommer-Grand-Prix in Klingenthal hat das schon ganz gut geklappt, oder?

Schmitt: In Klingenthal war meine Leistung ganz ordentlich. Die Sprünge haben ganz gut geklappt, aber hätten auch noch weiter gehen können. Im Moment ist das mein Niveau – hier muss ich mich stabilisieren. Mit einem 20. Platz bin ich derzeit zufrieden, darauf kann man aufbauen.

Bleiben wir beim Positiven: Was lief in Ihrer diesjährigen Vorbereitung gut? Womit sind Sie zufrieden?

Schmitt: Ich habe grundsätzlich ein gutes Flugsystem, nehme dort eine gute Position ein. Darauf kann ich mich schon verlassen. Auch im Absprung habe ich Boden gut machen können. Es geht nun darum, diese Leistungen zusammenzuführen und zu stabilisieren. Insgesamt läuft es schon deutlich besser als zu Beginn des Sommers – und das stimmt mich natürlich optimistisch.

Sie haben in den vergangenen Jahren schon einige Regeländerungen mitgemacht. Wie kommen Sie mit der aktuellen klar?

Schmitt: Ich komme ganz gut klar. Grundsätzlich habe ich im Flug keine Probleme mit den neuen Anzügen. Nur die Absprung-Übergangsphase, in der ist es für mich ein bisschen schwieriger geworden, weil man den Absprung noch exakter treffen muss. Fehler in dieser Phase wirken sich in Verbindung mit den neuen Anzügen einfach noch extremer aus. Man muss also wirklich sauber springen, um ordentliche Weiten erzielen zu können. Ansonsten verzeiht der neue Anzug keine Fehler.

Ist das die bisher härteste Neuregelung für Sie?

Schmitt: Das kann man so nicht sagen. Natürlich ist das ein großer Einschnitt, aber nicht zuletzt das Bindungsthema hatte ebenso große Auswirkungen.

Sie haben die Regeländerungen sehr gelassen entgegengenommen.

Schmitt: Ja, denn es wird letztendlich darauf hinauslaufen, dass sich wieder die guten Skispringer durchsetzen. Natürlich kommt es dem einen oder anderem mehr entgegen, aber letztendlich hat man es immer selbst in der Hand, sich auf die neue Situation einzustellen.

Wer Sie momentan beobachtet, erlebt einen lockeren und entspannten Martin Schmitt. Es gab auch Jahre, da flog auch schon mal der Helm in die Ecke.

Schmitt: (lacht) Die gibt es auch jetzt noch. Das ist immer situationsabhängig. Im Sommer gab es auch oftmals Momente, in denen ich angespannt war. Aber ansonsten kann ich  mir eine gewisse Lockerheit bewahren, die auch notwendig ist.

Bringt die Lockerheit das Alter mit sich oder gibt es andere Gründe?

Schmitt: (lacht) Ich sag’s mal so: Im Alter tut man sich wahrscheinlich leichter.

Das bedeutet: Je älter man wird, desto ruhiger wird man?

Schmitt: Nein, das kann man so nicht sagen. Man weiß vielleicht eher, was einem gut tut. Ehrgeiz ist im Spitzensport wichtig, ohne den kommt man nicht voran. Aber irgendwann schwenkt das auch um. Ist man überehrgeizig, steht man sich selbst im Weg. Das muss man erkennen und vermeiden.

Im deutschen Team hat sich ein Generationswechsel vollzogen. Wie sehen Sie die Entwicklung als Routinier im Team?

Schmitt: Es ist gut, dass jetzt auch so viele junge Springer nachkommen. Das ist eine wirklich tolle Entwicklung. Das Konzept, das man angestoßen hat, greift allmählich. Severin Freund und Richard Freitag waren schon in der letzten Saison gut dabei, jetzt kommt mit Andreas Wank ein weiterer junger Springer hinzu. Ich bin davon überzeugt, dass es die richtige Philosophie ist, die man verfolgt. Man merkt, wie das Selbstvertrauen in der gesamten Mannschaft steigt – das habe ich auch bei der B-Mannschaft im Continentalcup festgestellt.

Es war zu lesen, dass Ihre Planung nur bis zum Ende der Deutschen Meisterschaften ausgerichtet ist. Was bedeutet das konkret? Wie sieht die weitere Karriereplanung aus?

Schmitt: Das ist so nicht richtig. Natürlich habe ich mir im vergangenen Jahr Gedanken gemacht, wie es gesundheitlich weitergeht, ob ich noch voll belastbar bin und den Sport auf höchstem Niveau ausüben kann. Momentan hält das Knie und ich habe die Entscheidung getroffen, dass ich es nochmal probieren möchte und weiß, dass das kein Selbstläufer wird.

Ich werde mir im Laufe des Winters wohl irgendwann wieder Gedanken machen, aber im Moment arbeite ich noch mit vollem Einsatz an mir und meinem Sprung. Wenn ich irgendwann nicht mehr das Niveau erreiche, das ich selbst von mir erwarte, werde ich auch die Konsequenzen ziehen. Aber momentan ist das Karriereende kein Thema.

Sie brennen also innerlich noch.

Schmitt: Ja, sonst bräuchte ich es auch nicht zu machen. Das aber hat nichts mit einer langfristigen Karriereplanung zu tun. Momentan habe ich einfach Spaß an dem, was ich tue. Es ist eine spannende Entwicklung und ich möchte jetzt abwarten, wo ich im Winter stehe.

Möglicherweise nicht im Weltcup-Team. Würden Sie sich auch mit dem Continentalcup zufrieden geben?

Schmitt: Das werden wie gesagt meine Leistungen zeigen.

Sie planen aber bereits Ihre Karriere nach dem Skispringen. Sie drücken ab Mitte Oktober wieder die Schulbank, beginnen eine Trainerausbildung an der Trainerakademie in Köln. Wie lange wird die Ausbildung gehen?

Schmitt: Die Ausbildung dauert drei Jahre. In den letzten Jahren habe ich bereits die A- und B-Lizenz erworben. Dabei habe ich mich einer größeren Gruppe angeschlossen, u.a. gemeinsam mit Michael Uhrmann. Währenddessen habe ich bereits gemerkt, dass mich so etwas reizt.

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2 Kommentare

  1. Martin !!!!!
    Zurueck in Ski Springer Zirkus !!!!!!!! Fuer mich vorstellbar aber nicht fuer Deutschland . Mit 34Jahren ist kein Alter und Finnland wird sich freuen / Jane Ahone + Jane Ahone Sohn + Du und Sven wird sehr gute Team Finnland. Coca Cola ,Red Bull und Milka macht eure Weg Frei oder macht mit Sven , Funaki und Edi Jamaica Team Werbung und Lob wird eure sein lol

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