Raw Air: Ein echter Krimi mit Potenzial

Freud und Leid lagen beim Finale der Raw-Air-Tour nah beieinander. Die neue Skisprungserie hatte das zu bieten, was man von einem guten Kriminalroman erwarten darf. Hat die norwegische Tournee Potenzial für die Zukunft? Ein Kommentar.

von Marco Ries

Zumindest bei den Organisatoren war die Erleichterung groß, als Andreas Wellinger am Sonntag seinen letzten Sprung bei dieser Raw-Air-Tour in den Schnee gesetzt hat. Nun liegen zehn Tage voll mit Skispringen und sechs geplanten Wettkämpfen, aus denen im Laufe der Tour fünf geworden sind, hinter uns. Zehn Tage organisatorischer und logistischer Herausforderungen für den großen Skisprungzirkus, der es sonst gewohnt ist, (fast) nur an den Wochenenden seine Wettkämpfe auszutragen.

Zu extrem? Zu intensiv?

Die Organisatoren sind hochzufrieden. Ihr Konzept von Raw Air, an dem ein norwegischer Autor vom Kriminalromanen mitgewirkt haben soll, ist aufgegangen. Mit der Raw-Air-Tour haben sie eine Serie geschaffen, die so tatsächlich kaum intensiver oder extremer hätte ausfallen können. „Most Extreme“ und „most intense“, damit haben sie schon im Vorfeld geworben – und auch ihrem Namen Raw Air, übersetzt raue Luft, wurde die Veranstaltung gerecht. Denn der Wind sorgte für so einige Probleme innerhalb der zurückliegenden zehn Tage.

Über das genaue Konzept wird noch einmal zu sprechen sein – genauso wie über den sportlichen Ausgang mit Andreas Wellinger in der Rolle des tragischen Helden. Vielleicht war es zu extrem, vielleicht zu intensiv. Gut, dass FIS-Renndirektor Walter Hofer eine Veränderung des Zeitplans für die Zukunft in Betracht zieht. Vielleicht sind auch weitere, kleine Veränderungen im Konzept notwendig.

Doch FIS-Renndirektor Walter Hofer und Raw-Air-Koordinator Arne Abraten können zurecht zufrieden sein: Mit Raw Air wäre es gelungen, eine neue Wettkampfreihe neben der inzwischen mehr als 65 Jahre alten Vierschanzentournee in den Weltcup-Kalender der Skispringer zu integrieren, die sich auf der Höhe des Zeitgeists befindet. Von den Zuschauern wurde Raw Air jedenfalls gut angenommen – der Umfang der Berichterstattung war (vor allem in norwegischen Medien) hoch, die Beteiligung in den sozialen Medien groß, die Einschaltquoten im Fernsehen gut.

Raw Air statt Nordic Tournament und FIS-Team-Tour

Raw Air ist ein gelungener Versuch, ein weiteres Wettkampfserien-Format im Weltcup zu etablieren, das als solches auch wahrgenommen wird. Das frühere Nordic Tournament mit Stationen in Norwegen und Finnland (und noch früher auch in Schweden), das 2011 eingestampft wurde, brachte zwar etwas mehr Vielfalt in den Kalender, wirklich wichtig war die Gesamtwertung aber nie. Und auch der deutschen FIS-Team-Tour ist es nie gelungen, sich dauerhaft im Weltcup-Kalender zu etablieren.

» Gesamtwertung: Raw Air 2017

In manchen Dingen sind die Norweger der oft noch immer etwas „altbacken“ daherkommenden Vierschanzentournee voraus, alleine der englischsprachige Titel bietet eigentlich bessere Möglichkeiten der internationalen Vermarktung. Und sicherlich geht es beim deutsch-österreichischen „Original“ vor allem um Prestige – aber dass die Norweger mit ihrer gänzlich neuen Tour dem Sieger Stefan Kraft dreimal so viel Geld ausbezahlen, könnte den Organisatoren der Vierschanzentournee zu denken geben.

» Andreas Wellinger nach Raw-Air-Finale „stinksauer“

Dass ein Konzept aus der Feder eines Krimi-Autoren auch mal eine unerwartete Wendung enthalten kann, musste Wellinger am Sonntag auf bittere Weise feststellen. Doch auch das gehört dazu. Und insofern ist zu hoffen, dass aus Raw Air ein Mehrteiler wird.

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Über Marco Ries 867 Artikel
Inhaber und Chefredakteur von skispringen.com. Hat sich nach der Jahrtausendwende am Skisprungfieber anstecken lassen und 2009 dieses Angebot gegründet. Studiert an der Universität Heidelberg und arbeitet nicht nur im Winter als freier Journalist und Autor (u.a. das Buch „Unnützes Skisprungwissen“).

8 Kommentare

  1. ALSO FREUNDE!
    Dieses fiese Forum hier mit seinen linksgrünen Gutmenschen hat die Wahrheit nicht akzeptiert: http://skispringen-community.de/Forum/
    Sie haben MICH einfach rausgeschmissen. Ich war dort ein anerkanntes und beliebtes Mitglied, aber die Wellinger-hassende Minderheit hat mich einfach rausgeschmissen. Deswegen suche ich mit meinen Forenfreunden ein neues oder altes(?) zu Hause. Ja hier gibt es riesige Trollprobleme, tausend Bernds und das nette Forum hat man einfach abgeschafft. DANKE THEDARTER!

    Aber ihr Trolle die ihr hier trollt, lasst uns doch mal in Ruh und schreibt bei http://skispringen-community.de/Forum/ (Ich und andere Leute sind einfach genervt von dieser Site,, die haben sogar mf_fcb gesperrt, hab da Kontakt zu paar Usern die es genauso sehen wie ich), da habt ihr viel mehr Aufmerksamkeit, hier interested sich kener für euren Schund.

    Und die Raw Air war einfach arm, so wie mit Wellinger verfahren wurde. Und Stoch gurkt die ganze Zeit herum und ist am Ende zweiter. LÄCHERLICH!

    • Lass meine Freunde Bernd, B_E_R_N_D, Anti-Bernd, BerndBernd und Anti-Anti-Bernd und BERND in Ruhe. Du bist der einzige Fake-Bernd, den es hier gibt. Wir werden uns vereinen und dann wird die Naturdarmkrakauertechnologie die Welt erobern.

      Laaaaaaaang lebe Kamil Stoch.
      Polen an die Weltherrschaft.
      Laaaaaaaaaaaang lebe Kamil Stoch.
      Verneigt euch vor dem Genie.

      Und erneeeeeeeeeeut…

  2. Also das ist mir jetzt ein wenig zu wenig der Kritik.
    Unsinnig ist definitiv die Regelung, dass das Teamspringen in die Wertung eingeht. Das macht keinen Sinn, denn zum Einen sind die Bedingungen durch die Gateverschiebungen oft extrem unterschiedlich in den Gruppen und andererseits haben einzelne Springer kein funktionierendes Team. Wie hätte ein Simon Amman in seiner Glanzzeit denn dann die Raw Air Wertung gewinnen sollen, wenn die Schweizer nicht mal in den 2. DG kommen?
    Zum anderen Punkt: Im Extremfall kann das dazu führen, dass man nur noch taktisch aufstellt und darauf spekuliert, dass in der ersten Gruppe mehr Aufwind herrscht oder in der letzten Gruppe und die Topspringer auf die verschiedene Gruppen gesplittet sind. Finde ich Quatsch.
    Eine weitere Überlegung ist, dass die Raw Air Wertung im Endeffekt evtl. zu fluglastig ist. Ich meine, dass es irgendwie Schwachsinn ist, wenn ein Springer seinen schärfsten Gegner 4 mal auf der Großschanze um 10 Meter distanziert und dieser gegnerische Springer ihn in einem Sprung auf der Flugschanze in einem Sprung gut und gerne auch mal 40 Meter abnehmen kann. Überspitzt gesagt: Auf den Normalschanzen ist eigentlich scheißegal wie du springst, wenn du ein guter Flieger bist und die Meter auf der Flugschanze wieder rausholen kannst. Für mich ist es eben eine viel größere Leistung einem anderen Springer 4 mal 10 Meter auf der Großschanze abzunehmen als jemanden in einem Sprung auf der Flugschanze 40 Meter abzunehmen, da sich die Dimensionen ja extrem ändern. 10 Meter Abstand auf der Großschanze wären ja dementsprechend auf der Flugschanze viel mehr.
    Naja. Nur meine Überlegungen.

    • Sicherlich alles richtige Überlegungen. Aber genau das Abschlussfliegen könnte auch der Reiz dieser Tour sein. Vielleicht kann man auch über Streichresultate nachdenken.

      Aber das grobe Konzept, die Tour an sich, finde ich auch nicht schlecht

      • Klar hat es seinen Reiz. Aber die Streuung ist doch total Banane.
        Bei den Scheißbedingungen die Wellinger hatte, hätte er vll 10 Meter auf Kraft verloren auf der Großschanze. Das klingt doch dann für mich mehr nach Glück als nach sportlichem Wettkampf.
        Wobei meine Gedanken insgesamt allgemeiner Art waren und sich nicht auf Einzelbeispiel bezogen.

  3. Genau die richtigen Worte! Man kann sich über das Ergebnis ärgern wie man will, über die Jury auch. Aber das Format hat mir eigentlich gut gefallen

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