Stefan Kraft krönt Saison mit Planica-Sieg

Mit einem überragenden Flug auf 250 Meter sichert sich Stefan Kraft auch beim Saisonfinale in Planica den Sieg. In nur einem Durchgang setzt sich der Österreicher erneut gegen Dauerrivale Andreas Wellinger durch und macht Gesamtweltcup perfekt.

So souverän, wie sich Stefan Kraft zuletzt schon bei der WM in Lahti und der folgenden Raw-Air-Tour präsentiert hat, so souverän sicherte er sich am Sonntagvormittag im slowenischen Planica seinen achten Saisonsieg im letzten Wettkampf der Weltcup-Saison. Der 23-jährige Österreicher segelte beim Saisonabschluss im Nordwesten Sloweniens auf erneut überragende 250 und setzte sich in nur einem Wertungsdurchgang mit insgesamt 244,3 Punkten erneut gegen seinen deutschen Dauerrivalen Andreas Wellinger durch, der auf 238,5 Meter (236,2 P.) kam. Über den dritten Platz jubelte Oldie Noriaki Kasai: Der 44-jährige Japaner erzielte mit 239 Metern den drittweitesten Sprung des Tages und ließ mit 223,9 Punkten den erneut starken Deutschen Markus Eisenbichler (4.) sowie den Polen Kamil Stoch (5.) hinter sich.

Zum Saisonabschluss wollte die Jury keine Risiken mehr eingehen. Nachdem der erste Wertungsdurchgang mit nur kleinen Verzögerungen noch weitgehend problemlos über die Bühne gebracht wurde, zog der Wind zu Beginn des Finaldurchgangs auf. Acht Springer hatten zu diesem Zeitpunkt ihren zweiten Wertungssprung bereits absolviert.

Eisenbichler mit 243-Meter-Flug, Leyhe schwächelt beim Finale

Bundestrainer Werner Schuster zog nach dem letzten Wettkampf der Saison ein gemischtes Fazit. Neben Wellinger wusste vor allem Markus Eisenbichler mit 243 Metern bei etwas mehr Anlauf zu überzeugen, der Sachse Richard Freitag hat sich mit 217,5 Metern und dem 16. Platz zumindest noch einmal an die Weltspitze herangetastet.

» Liveblog-Nachlese: Stefan Kraft mit 250 Metern zu zwei Kristallkugeln

Unter den Erwartungen geblieben ist hingegen Stephan Leyhe (29.). Der Willinger, der sich spätestens im Laufe dieser Saison in der Weltcup-Mannschaft etabliert hat, kam mit 193 Meter als einziger Athlet nicht über die 200-Meter-Marke hinaus.

Zumindest ein kleines Erfolgserlebnis feierten auch die heimischen Skispringer aus Slowenien. Nach einer weitgehend enttäuschenden Saison für das Team von Cheftrainer Goran Janus schafften es mit Peter Prevc als Sechster und Jurij Tepes als Achter zumindest noch einmal zwei Slowenen unter die Top Ten. Mannschaftlich stark präsentierten sich einmal mehr die flugstarken Norweger, die sich am Samstag schon den Sieg beim Team-Wettbewerb gesichert haben. Mit Robert Johansson (7.), Johann Andre Forfang (9.) und Anders Fannemel (10.) schafften es gleich drei Norweger unter die besten Zehn.

Tande disqualifiziert: Deutliche Kritik von Cheftrainer Stöckl

Ihr Teamkollege Daniel-André Tande wurde wegen eines nicht regelkonformen Sprunganzugs schon vor seinem ersten Wettkampfsprung disqualifiziert. Weil beim Saisonfinale traditionell nur die Top-30 des Gesamtweltcups startberechtigt sind und somit alle Athleten in den Finaldurchgang einziehen, durfte der Gesamtweltcup-Dritte im Finale mit regulärem Material an den Start. 224 Meter hätten als 30. zumindest für einen Weltcuppunkt gereicht – doch dann folgte die Absage durch die Jury.

Deutliche Kritik gab es für das Missgeschick Tandes von Cheftrainer Alexander Stöckl. „Es ist seine Aufgabe, mit regulärem Material am Start zu erscheinen. Ich bin enttäuscht, dass er das nicht hinbekommen hat. Das war einfach schlampig“, urteilte Stöckl im ‚ZDF‘ über seinen besten Springer in dieser Weltcup-Saison.

Beide Kristallkugeln an Kraft

Mit insgesamt 1665 Punkten sichert sich Stefan Kraft am Ende doch souverän den Gesamtweltcup. Nach acht Saisonsiegen und neun weiteren Podiumsplatzierungen in 26 Einzel-Wettbewerben setzt sich der Österreicher gegen Stoch (1524 P.) und Tande (1201 P.) durch. Andreas Wellinger wird mit 1161 Zählern als bester Deutscher Vierter.

Neben der großen Kristallkugel sicherte sich Stefan Kraft am Sonntagvormittag im „Tal der Schanzen“ auch die kleine Kristallkugel, die der beste Skiflieger für den Gewinn des separaten Skiflug-Weltcups erhält: Mit insgesamt 445 Punkten lässt der Österreicher Wellinger (333 P.) und Stoch (279 P.) hinter sich.

» Gesamtwertung: Weltcup 2016/2017 (Herren)

Die polnische Mannschaft sichert sich mit insgesamt 5833 Punkten den Nationencup, in dessen Wertung alle Einzel- und Team-Wettkämpfe der Weltcup-Saison einfließen. Dahinter folgen Österreich (5586 P.) und Deutschland (5513 P.) auf den Plätzen. Norwegen wird Vierter, gefolgt von Slowenien und Japan.

» Gesamtwertung: Nationencup 2016/2017 (Herren)

Für die Skispringer geht damit eine lange und kräftezehrende Weltcup-Saison zu Ende. Für die meisten Athleten geht es nun zumindest für einige Tage in den Urlaub – danach beginnen schon im April die Vorbereitungen auf die anstehende Olympia-Saison 2017/2018. Für Mitte Juli ist dann der Auftakt des Sommer-Grand-Prix vorgesehen.

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Über Marco Ries 867 Artikel
Inhaber und Chefredakteur von skispringen.com. Hat sich nach der Jahrtausendwende am Skisprungfieber anstecken lassen und 2009 dieses Angebot gegründet. Studiert an der Universität Heidelberg und arbeitet nicht nur im Winter als freier Journalist und Autor (u.a. das Buch „Unnützes Skisprungwissen“).

14 Kommentare

  1. Total sample is 155 REDFOR jumpers.

    Of them:

    5 were jumping Entente
    1 was jumping Yugoslavia solo (the guy is a Yugo, on my start list).

    18 were jumping Baltic Front
    4 were jumping Finland solo (all in one competition, probably a TORILLA TAVATAAN type event.).

    Quite
    an amazing result, given how much flak Entente is getting, one would
    expect to see much more Skijumpers using it. I shall repeat the
    experiment in the Euro Prime Time (8 PM CET) as well. All are welcome to
    join me in counting as well.

  2. DAS SOLL WOHL EIN APRILSCHERTS SEIN?

    SCHUSTER BLEIB BEI DEINEN LEISTEN!!!!

    AAAAAAAAAAAAAARRRRRRRRRGGGGGGHHHH!!!!!!!

    GERMANIA_AUSTRIA_NORGE DIE TOP DREI!!!!!! ayajajajaja

    BVB #echteliebe

  3. Hier zum Abschluss noch ein paar Skisprung-Witze:

    Wellinger zu Kraft: „Wie oft hast du diese Saison gewonnen?“
    Kraft darauf: „Schwer zu sagen, wie oft bist du denn Zweiter geworden?“

    Wellinger lässt sich im Trainingsraum ununterbrochen auf den Hintern fallen. Da kommt Schuster zur Tür herein und runzelt die Stirn: „Verstehst du das unter Training?“ Darauf Wellinger: „Wieso, ich trainier für den Weltrekord!“

    Kraft geht wütend zur Jury und schimpft: „Wie könnt ihr mich bei so schlechten Verhältnissen runterlassen?“ Darauf die Jury: „Wir dürfens doch nicht zu auffällig machen.“

    Schlierenzauer trainiert in Finnland um sich wieder für Mannschaft zu empfehlen und meldet sich dann beim Trainer: „Schau mal, ich bin fast 130 m gesprungen und das gleich mehrmals. Kuttin sieht sich die Sprünge an und sagt darauf: „Das reicht, du wirst in den C-Kader zurückgestuft.“Schlierenzauer darauf: „Wie bitte?!“ Kuttin: „Der finnische Trainer hat den Anlauf für seine Athleten eingestellt!“

  4. Herzlichen Glückwunsch Stefan Kraft !

    Die grösste Anerkennung zolle ich aber Noriaki Kasai. Mach weiter so Junge !

    P.S Mir persönlich hat das Planica-Lied gefehlt. Habe absolut kein Verständnis dafür warum man es entfernt hat

  5. Warum zum Teufel bricht man so schnell ab!? Man nimmt Stoch die Chance den Kraft doch noch abzufangen. Alles Schiebung, ich sags doch

    • Schiebung?

      Geh dich zusaufen, hast ja sowieso schon zu viel Alkohol intus. Viel kaputt machen kann man bei dir im Kopf auch nicht mehr.

      • Sie bevorzugen auf jeden Fall den äußerst direkten Sprachgebrauch. Na ja, die Geschmäcker sind verschieden. Kraft hat die Weltcupwertung auf jeden Fall verdient gewonnen, das steht für mich fest. Bei gleichen Windverhältnissen hätte Kraft heute wieder gesiegt. Hätte man den Wettkampf weiter laufen lassen, dann hätte Kraft allerdings heute dasselbe passieren können, wie Wellinger in Vikersund. Man kann Kraft nur mit sehr wenig Anlauf starten lassen, sonst wird es äußerst gefährlich. Wenn nun bei diesem wenigen Anlauf der Aufwind plötzlich ausbleibt, dann landen auch die besten Flieger bei extrem kurzem Anlauf auf dem Vorbau. Also war die Entscheidung heute wohl durchaus richtig. In Vikersund war die Jury nicht so vernünftig. Man hätte dort gar nicht abzubrechen brauchen, nur eine kleine Wartezeit hätte wohl genügt.

        • Ich bemühe mich durchaus um ein neutrales Urteil. Vielleicht verstehen Sie mittlerweile auch, warum ich nach dem Weltrekordflug von Kraft in Vikersund skeptisch war und gewarnt habe. Die Aussage von Hofer in Vikersund, „bei einer leichten Bodenberührung“ gelte der Rekord, führt unweigerlich zu Diskussionen. Hätte es Vikersund nicht gegeben, dann hätte Stochs Flug gestern nicht als Schanzenrekord gegolten. Jeder hätte gesagt, der Sprung wäre nicht gestanden gewesen. So aber wird wieder diskutiert, was eine „leichte“ und was eine „schwere“ Bodenberührung ist. Stoch war gestern eindeutig im Schnee, ist aber auf Skiern über die Sturzlinie gefahren. Vassiliev war noch eindeutiger am Boden, ist aber auch auf Skiern über die Sturzlinie gefahren. Was zählt nun als gestanden? Kraft, Stoch und Vassiliev sind alle mit den Skiern über die Sturzlinie gefahren. Krafts Bodenberührung war kaum zu erkennen, Stoch war deutlich im Schnee, Vassiliev noch deutlicher. Aber was darf jetzt im Schnee sein? Nur das Gesäß, auch die Hände oder sogar die Arme und der Kopf? Da braucht’s meiner Meinung nach dringend eine klare Regelung!

          • Wie wärs mit einem Kompromiss:
            Wenn bei der Landung der Schnee absolut nicht berührt wird, zählt der Sprung als gestanden.
            Berührt das Gesäß den Boden, dann zählt der Sprung als gesessen.
            Berührt sonst noch irgendein Körperteil den Boden, zählt der Sprung als gestürzt.
            Gestandene Sprünge sollen dann als alleiniger Rekord zählen, wenn der Gessesene gleich weit war bzw soll der Gesessene Rekord auch als Gesessen vermerkt werden.

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