Tops & Flops: Überraschungen in Lillehammer

Domen Prevc und die polnischen Skispringer jubeln beim Doppel-Weltcup in Lillehammer. Severin Freund fällt zurück, Markus Eisenbichler überrascht die Skisprungwelt. skispringen.com zeigt die Tops und Flops von Lillehammer.

Domen Prevc mit Vorahnung

Der Gesamtweltcup-Führende ist einer der Gewinner des Wochenendes von Lillehammer. Beim ersten der beiden Einzelspringen setzte sich Domen Prevc souverän und überlegen gegen die internationale Konkurrenz durch – und baute damit den Vorsprung in der Weltcup-Gesamtwertung weiter aus. Doch nach dem Wettkampf ließ der erst 17-Jährige einen Satz fallen, der im Nachgang als leise Vorahnung zu verstehen war: „Es ist richtig, dass ich momentan der dominierende Springer bin, aber das kann morgen oder nächste Woche auch schon wieder anders sein“, so Prevc am Samstagabend.

Und tatsächlich: Schon am zweiten Wettkampftag musste sich der jüngste der drei Prevc-Brüder mit dem sechsten Platz zufrieden geben. Sicherlich spielte der Wind am Sonntag speziell im ersten Wertungsdurchgang eine entscheidende Rolle, doch der Slowene hat sich mehr erhofft.

Dennoch ist Domen Prevc bislang der Mann der Saison. „Er macht Sprünge, von denen wir alle nur lernen können“, sagt sogar sein Bruder Peter Prevc, der im vergangenen Winter noch den Gesamtweltcup gewonnen hat. Und auch Bundestrainer Werner Schuster verneigt sich vor dem Talent: „Er hebt die Skisprungwelt momentan aus den Angeln.“

Polen endlich auch im Einzel vorne

Spätestens seit Klingenthal ist klar, dass die polnischen Skispringer in diesem WM-Winter wieder ganz vorne mitmischen können. Die Verpflichtung von Cheftrainer Stefan Horngacher hat sich gelohnt – nach dem historischen Sieg beim Mannschaftsspringen in Sachsen schlugen Doppel-Olympiasieger Kamil Stoch und Grand-Prix-Gesamtsieger Maciej Kot in Norwegen nun auch im Einzel zu: Doppelsieg für Polen!





Das hat auch Auswirkungen auf die deutsche Mannschaft: Bislang liegt das Team von Bundestrainer Werner Schuster im bei den Teams so begehrten Nationencup noch vorne, doch der Vorsprung wird kleiner. Der Rückstand der zweitplatzierten Polen auf Deutschland ist auf 13 Punkte geschmolzen. Knüpfen Polens Skispringer beim anstehenden Weltcup in Engelberg an diese Leistungen an, könnten sie die DSV-Mannschaft überholen.

DSV-Skispringer in Norwegen mit Licht und Schatten

Für die deutschen Skispringer verlief das dritte Weltcup-Wochenende gut, aber nicht perfekt. Mit Markus Eisenbichler steht erstmals ein ein neues Gesicht aus dem Team von Werner Schuster auf dem Podium. Der 25-Jährige vom TSV Siegsdorf überrascht die Skisprungwelt – spätestens jetzt ist klar, dass Eisenbichler auf die Weltspitze aufgeschlossen hat. „Er ist hier unser stärkster Springer“, sagte Schuster im Vorfeld – und der Bundestrainer behielt Recht.

Markus Eisenbichler sprang damit gewissermaßen für seine Mannschaftskollegen in die Bresche: Denn der bislang auf dem Papier noch beste deutsche Skispringer, Severin Freund, hat sich von diesem Wochenende mehr erhofft. Am ersten Tag verpasste der Weltmeister die Top Ten als Elfter nur knapp, am Sonntag kam der Wahl-Münchener dann aber nicht über einen enttäuschenden 26. Platz hinaus. „Das ist schade, ich habe den Tag nicht so nutzen können, wie ich es mir vorgenommen hatte“, stellte Freund im Nachgang selbstkritisch fest.

» Alle Termine im Überblick: Weltcup-Kalender 2016/2017

Auch auf dem Papier macht sich dieser Rückschlag bemerkbar: Der Norweger Tande und Kot aus Polen sind in der Weltcup-Gesamtwertung am Deutschen vorbeigezogen, Freund ist jetzt nur noch Vierter und mit erheblichem Rückstand auf das Gelbe Trikot, das er sich nach seinem Sieg beim Auftakt-Wochenende in Kuusamo noch gesichert hatte.

Schweizer enttäuschen vor Heim-Weltcup, Finnland chancenlos

Geht es nach den bisherigen Saisonleistungen, wird Simon Ammann die Vierschanzentournee auch in diesem Jahr kaum gewinnen können. Es ist der letzte große Titel, der dem vierfahchen Olympiasieger aus der Schweiz noch fehlt – und ausgerechnet vor dem Heim-Weltcup in Engelberg, gleichzeitig Tournee-Generalprobe, springen die Schweizer hinterher: Am Samstag schaffte es Simon Ammann als 28. zumindest noch in die Punkte, am Sonntag verpassten dann auch seine Teamkollegen Killian Peier und Gregor Deschwanden als Letzter bzw. Vorletzter den Sprung unter die Top-30.





Ganz ohne Punkte geblieben sind an diesem Wochenende die Finnen. Der Trend von Klingenthal setzt sich damit fort – die Nordländer sind auch unter Leitung des neuen Cheftrainers Andreas Mitter chancenlos. Es ist das zweite Wettkampf-Wochenende in Folge, an dem keinem Finnen der Sprung ins Finale glückt.

Peter Prevc springt seiner Form hinterher

Im Vorfeld der WM-Saison haben viele Experten Peter Prevc als Top-Favoriten gehandelt, inzwischen zeichnet sich aber ab, dass der Gesamtweltcup-Sieger seiner Form aus dem Vorjahr hinterherspringt. Platz 30 beim ersten Einzel am Samstag – so schlecht war der 23-Jährige seit März 2014 nicht mehr. „Ich habe keine Ahnung, woran es liegt“, stellte Prevc danach ratlos fest. Zumindest beim zweiten Wettkampf reichte es für den neunten Platz. Die Berg- und Talfahrt des dominierenden Springers der vergangenen Saison setzt sich fort.

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Über Marco Ries 867 Artikel
Inhaber und Chefredakteur von skispringen.com. Hat sich nach der Jahrtausendwende am Skisprungfieber anstecken lassen und 2009 dieses Angebot gegründet. Studiert an der Universität Heidelberg und arbeitet nicht nur im Winter als freier Journalist und Autor (u.a. das Buch „Unnützes Skisprungwissen“).

1 Kommentar

  1. Simon Ammann ist meiner Meinung nach der Nächste, der den rechtzeitigen Absprung verpasst hat. Nicht der Absprung vom Schanzentisch, sondern der Absprung vom aktiven Sport. Er hat doch eigentlich alles erreicht, eine unglaubliche Karriere hingelegt – warum tut er sich das noch an? Er soll einfach die Ski an den Nagel hängen.

    Martin Schmitt lässt grüßen!

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