Skisprunglegende außer Form

Erstmals seit 28 Jahren: Noriaki Kasai verpasst Vierschanzentournee

Noriaki Kasai verpasst die diesjährige Vierschanzentournee. Der 47-Jährige springt seiner früheren Form derzeit hinterher und wird die nächsten Weltcup-Wettbewerbe verpassen. Aufgeben will der „Oldie“ unter den Skispringern aber nicht.

Auf den Schanzen in Europa wurde er meist so lautstark bejubelt wie die besten Skispringer der Welt. Doch in diesem Jahr fehlt Noriaki Kasai beim ersten Höhepunkt der Skisprung-Saison. Wegen Formschwäche wurde die Skisprunglegende für die anstehende Vierschanzentournee nicht nominiert.

Der 47-Jährige hat bislang noch keine Weltcuppunkte gesammelt. Bei drei von fünf Versuchen ist Kasai bereits an der Qualifikation gescheitert, zweimal nach dem ersten Durchgang ausgeschieden. Der japanische Verband zieht nun Konsequenzen und nimmt den „Oldie“ aus dem Weltcup. Nach dem Wochenende von Klingenthal ging es für Kasai zurück in die japanische Heimat.

Kasai will nicht aufgeben

„Es war ein harter Kampf für mich“, sagte Kasai nach seiner Rückkehr: „Mein Gefühl auf der Schanze stimmt nicht. Ich habe die richtige Anfahrtsposition noch nicht gefunden. Aber körperlich geht es mir gut und ich werde nicht aufgeben.“

In der Vergangenheit hatte Kasai immer wieder betont, bis 2026 springen zu wollen – auch weil seine Heimatstadt Sapporo Interesse an der Ausrichtung der Olympischen Winterspiele angemeldet hatte. Inzwischen wurden die Spiele nach Mailand und Cortina d’Ampezzo vergeben.

Fest steht jedenfalls, dass Kasai zum ersten Mal seit 1991/1992 die Vierschanzentournee aus sportlichen Gründen verpassen wird, 1994/1995 konnte er verletzungsbedingt nicht teilnehmen. Der mannschaftsinterne Konkurrenzkampf ist in diesem Jahr zu groß: Neben Titelverteidiger Ryoyu Kobayashi hat der Verband dessen Bruder Junshiro Kobayashi, Yukiya Sato, Daiki Ito, Naoki Nakamura, Keiichi Sato und Taku Takeuchi nominiert. Letztere beiden haben sich mit Siegen im zweitklassigen Continentalcup aufgedrängt.

Kobayashi in Engelberg am Start

Die ursprünglichen Pläne der Japaner, das Weltcup-Wochenende in Engelberg nur mit der B-Mannschaft zu bestreiten, wurden inzwischen korrigiert: Nachdem Ryoyu Kobayashi in Klingenthal das Gelbe Trikot des Gesamtweltcup-Führenden übernommen hat, darf er auch bei der Tournee-Generalprobe in der Schweiz antreten.

Die übrige Tournee-Mannschaft kehrt hingegen erst zum Auftakt in Oberstdorf nach Europa zurück und wird die weiteren Weltcups bis Zakopane (24. bis 26. Januar 2020) bestreiten.

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Über Marco Ries 867 Artikel
Inhaber und Chefredakteur von skispringen.com. Hat sich nach der Jahrtausendwende am Skisprungfieber anstecken lassen und 2009 dieses Angebot gegründet. Studiert an der Universität Heidelberg und arbeitet nicht nur im Winter als freier Journalist und Autor (u.a. das Buch „Unnützes Skisprungwissen“).

9 Kommentare

  1. ‚haben sich mit Siegen im zweitklassigen Continentalcup aufgedrängt.‘ Wie unfreundlich klingt das denn?

    Die Tournee ohne Noriaki. Das ist wirklich traurig.

  2. Ich könnte nur heulen… ohne Kasai ist Skispringen nicht mehr dasselbe… was für ein Typ! Und was hat dieser Mann als Sympathieträger für diesen Sport bewirkt, unglaublich! Einen Springer wie ihn wird es nie wieder geben. Auch wenn er nicht vorne stand, was für eine menschliche und sportliche Grösse! Love you, Nori, forever and ever!!! You are THE motivation and a shining example for sportmanship and everybody who is burning for sports…

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