Hochspannung bis zum letzten Sprung

Zehntelkrimi am Schattenberg! Österreichs Damen holen Team-Gold

Foto: imago / GEPA

In einem packenden Zehntelkrimi in Oberstdorf krönen sich die österreichischen Skispringerinnen zu den neuen Team-Weltmeisterinnen. Die slowenischen Damen haben nur knapp das Nachsehen, während Deutschland eine Medaille klar verpasst.

Österreich ist neuer Weltmeister im Teamspringen bei den Damen! Das Quartett aus Daniela Iraschko-Stolz, Sophie Sorschag, Chiara Hölzl und Marita Kramer (959,3 Punkte) entschied einen hoch spannenden Zehntelkrimi in Oberstdorf um nur 1,4 Punkte vor Slowenien (957,9 P.) für sich. Für die Silbergewinner traten Nika Kriznar, Spela Rogelj, Ursa Bogataj und Einzel-Weltmeisterin Ema Klinec an. Die Bronzemedaille ging wie bereits bei der Premiere des Teamspringens 2019 in Seefeld an Norwegen (942,1 P.) mit Silje Opseth, Anna Odine Stroem, Thea Minyan Bjoerseth und Maren Lundby.

„Es war ein sehr enges Springen auf sehr hohem Niveau, das hat großen Spaß gemacht. Am Ende gelang uns die Revanche für gestern und ich bin so glücklich darüber, dass ich jetzt Team-Weltmeisterin bin. Das ist die beste Goldmedaille, die ich jemals gewonnen habe. Ich bin so stolz auf meine Teamkolleginnen und die Trainer, diesen Tag werden wir feiern“, sprudelte die Freude aus Iraschko-Stolz nach dem Wettkampf nur so heraus. Vor allem Schlussspringerin Marita Kramer überragte mit ihren Sprüngen auf 102,5 und 104 Meter und schnappte Slowenien so in jeweils beiden Durchgängen die Führung weg.

Chiara Hölzl rückte anstelle von Eva Pinkelnig in die Mannschaft. Pinkelnig trat vor dem Springen bereits die Heimreise an, nachdem sie am Donnerstag im Einzel den zweiten Durchgang verpasst hatte. Auch bei den Sloweninnen, die zum ersten Mal bei einem WM-Teamspringen auf dem Podest standen, gab es im Vergleich zum Einzel einen Wechsel: Nach vorheriger Abmachung rückte Spela Rogelj anstelle von Jerneja Brecl ins Team und wurde in beiden Durchgängen in ihrer Gruppe Erste. Den weitesten Sprung der Konkurrenz zeigte Nika Kriznar im zweiten Durchgang mit 106 Metern. Norwegen lag bis zum dritten Sprung stets auf Platz drei, ehe Bjoerseth ihr Team kurzzeitig auf Platz zwei beförderte, doch das sollte nur eine Momentaufnahme bleiben.

Deutschland verpasst Medaille klar

Keinerlei Chancen auf eine Medaille und damit auch auf eine erfolgreiche Titelverteidigung hatte derweil das deutsche Team (873,1 P.). Im Vergleich zum Sieg in Seefeld 2019 war die Besetzung zur Hälfte verändert, nur Juliane Seyfarth und Katharina Althaus blieben vom Gold-Quartett übrig. Anna Rupprecht hatte ihren Start nach Platz 14 im Einzel sicher, für die im Einzel enttäuschende Carina Vogt rückte Luisa Görlich ins Team. Die Thüringerin sprang bei ihrer WM-Premiere im zweiten Durchgang 94,5 Meter, was außer ihr lediglich Lokalmatadorin Althaus schaffte.

Bis zum letzten Sprung kämpfte das DSV-Quartett mit Japan (Yuki Ito, Yuka Seto, Nozomi Maruyama und Sara Takanashi) um den vierten Platz, zog dann aber um 4,4 Punkte den Kürzeren. Beide Teams hatten jedoch über 80 Punkte (mehr als 40 Meter) Rückstand auf Österreich und Slowenien und deren 70 auf Norwegen. „Ich glaube trotzdem, dass sich ein fünfter Platz sehen lassen kann“, sagte Althaus nach dem Springen. „Ich bin glücklich, aber auch froh, dass es jetzt vorbei ist. Ich konnte einen guten und sehr guten Sprung zeigen und das nehme ich mit“, zeigte sich auch Görlich zufrieden.

Auf Rang sechs landete das Team der Russischen Ski-Föderation (RSF) aus Kristina Prokopieva, Sofia Tikhonova, Irma Makhinia und Irina Avvakumova. Einzig Tikhonova war aus dem Vierer-Team, das 2019 noch Fünfter wurde übrig, für die drei anderen Athletinnen war es eine Premiere. Noch deutlicher abgeschlagen war hingegen die polnische Mannschaft, die erstmals an einer Weltmeisterschaft teilnahm. Anna Twardosz legte einen guten Start hin, danach ging es für Kinga Rajda, Joana Szwab und Kamila Karpiel im ersten Durchgang zunächst darum, eine Top-Acht-Platzierung zu erreichen.

Nachdem dies gelungen war, war es erneut Twardosz, die einen guten Sprung zeigte und ihr Team an Tschechien (Stepanka Ptackova, Veronika Jencova, Klara Ulrichova und Karolina Indackova) vorbei brachte. Diese Position konnten ihre Teamkolleginnen verteidigen und hatten schlussendlich 9,7 Punkte Vorsprung auf die Kontrahentinnen aus dem Nachbarland. Für Tschechien war es derweil die erste Final-Teilnahme, nachdem 2019 nur Platz neun heraussprang.

Neuer WM-Rekord für Teamspringen

Bei dieser Nordischen Ski-WM vergeht im Damen-Skispringen kein Tag ohne Rekorde. Mit insgesamt zwölf Mannschaften gab es im Vergleich zur Premiere 2019 in Seefeld einen neuen Teilnahmerekord. Zwar stellten Frankreich, Italien und Kasachstan diesmal keine Mannschaft, jedoch waren neben Polen auch Finnland, Kanada und Rumänien gleich drei weitere Nationen erstmals dabei. Für genau diese war der Wettkampf allerdings nach dem ersten Durchgang bereits beendet. Damit traf es jene vier Nationen, die auch die ersten vier Startnummern innehatten.

Der beste Sprung in Finnlands Mannschaft von Jenny Rautionaho auf 84,5 Meter war nicht genug, um das Defizit, das Susanna Forsström und Julia Tervahartiala verursachten, auszugleichen und so wurde es für Finnland (282 Punkte) Platz neun. Rang zehn ging, wie schon in Seefeld, an die USA (254,3 P.), die nur nach Startspringerin Annika Belshaw kurz am Weiterkommen schnupperten. Für das Team aus Kanada (254,3 P.) gab es beim ersten Auftritt bei einem WM-Teamspringen den elften Platz, mit Alexandria Loutitt wurde immerhin die dritte Springerin in ihrer Gruppe Achte. Der zwölfte und damit letzte Platz ging wie erwartet an das unerfahrene Team aus Rumänien (209,8 P.), bei dem einzig Schlussspringerin Daniela Haralambie mit der Konkurrenz mithalten konnte.

Nach einem Ruhetag am morgigen Samstag steht als nächste WM-Entscheidung mit Beteiligung der Damen das Mixed-Teamspringen auf der Normalschanze an. Dieses steigt am Sonntag um 17 Uhr, vorher gibt es um 15:30 Uhr den Probedurchgang (alles live bei skispringen.com).

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Über Luis Holuch 521 Artikel
Seit 2010 als Journalist tätig und hat 2017 sein erstes Buch veröffentlicht. Wie es die Leidenschaft wollte, ging es darin um das Damen-Skispringen. Genau dafür ist er bei skispringen.com auch primär zuständig. Kommentierte den offiziellen Live-Stream der Junioren-WM 2020, sowie die FIS-Classics-Serie und die Continentalcup-Finals der Nordischen Kombination.

3 Kommentare

  1. .
    About actuel SJ in general: why and who changes and decides the gates? Me mainly watching men’s jump and it FEELS like too often the gates are changed to ‚create‘ decisions according/favourable to those who are ‚responsable‘ to change the gates. Make it more transparent! Change gates less often (perhaps only once between the weaker and the stronger group). How it went the last competitions it looks/feels very ’strange‘ (not to call it manipulated…)!
    dagai
    .

  2. Das war ein spannendes Springen. Glückwunsch an die Österreicher, hätte es den Slowenen auch gegönnt alle toll gesprungen.
    Auch die Mädels vom DSV haben gut gekämpft und sich teuer verkauft. Leider hatte man das Gefühl so wie bei den Männern und im Nachwuchs auch, irgendwas stimmt nicht. Vielleicht ist es das Material oder die Sprungtechnik die nicht zum Material passt. Was auch immer, aber da es sich durch alle Sparten zieht, wird es irgendwo ein Grundsätzliches Problem geben.

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