Schlammschlacht endet mit Kompromiss

Clas Brede Braathen bleibt im norwegischen Verband

Foto: GEPA

Nach Monaten des Konflikts, der öffentlichen Schlammschlacht und einem Verhandlungsmarathon ist die Zukunft von Clas Brede Braathen nun geklärt. Der Funktionär bleibt im norwegischen Verband – in einer anderen Position.

Es ist das überraschend plötzliche Ende eines lange schwelenden Konflikts mit anschließender öffentlichen Schlammschlacht, doch nun ist es offiziell: Die Zukunft von Clas Brede Braathen ist geklärt, er wird weiterhin im norwegischen Skiverband arbeiten. Das gaben Skiverbandspräsident Erik Roeste, Generalsekretärin Ingvild Bretten Berg und Braathen selbst am Donnerstagmittag auf einer Pressekonferenz bekannt. Einen Monat vor Saisonstart ist damit eine zentrale Personalfrage im norwegischen Verband nun geklärt.

Der 52-Jährige unterschrieb einen Vierjahresvertrag, welcher ihn in eine neue Rolle rückt. Ab sofort wird er Teamchef der Nationalmannschaft und nicht mehr wie bisher Sportdirektor sein. Sein Nachfolger und zukünftiger Vorgesetzter wird nun gesucht. „Dass ich heute einen Arbeitsvertrag unterschrieben habe, erfüllt mich mit großer Zufriedenheit. Denn das bedeutet, dass ich das fortsetzen kann, was ich am liebsten tue: Das norwegische Skispringen voranbringen“, sagte Braathen sichtlich erleichtert und erschöpft.

Braathen vom Zuspruch bewegt

Bis zum Tag vor der Verkündung hatte dennoch nichts darauf hingedeutet, dass die Verbandsspitze und Braathen eine Einigung erzielen könnten – bis die norwegische Zeitung ‚VG‘ auf ihrer Internetseite eine Chronologie der Ereignisse mit internen Dokumenten veröffentlichte. Am späteren Abend bekundeten zudem einige regionale Skiverbände ihre Unzufriedenheit über den Umgang von Präsident Roeste und Generalsekretärin Bretten Berg mit der Causa.

Auch ehemalige Athleten wie Anders Jacobsen und Johan Remen Evensen, die als TV-Experten arbeiten, stellten sich auf die Seite des Funktionärs. Namhafte Team-Sponsoren kündigten ihren Rückzug an für den Fall, dass Braathen gehen müsse. Zudem schlossen sich mehr als 50.000 Menschen sich über eine Facebook-Gruppe zusammen. „Der Zuspruch, den die Freiwilligen, die Öffentlichkeit, die Sponsoren und alle anderen Beteiligten dem Skisprungsport entgegen gebracht haben, berührt mich“, äußerte Braathen.

Verbandsspitze beugt sich zunehmendem Druck

Fast auf den Tag genau zwei Monate nach dem Bekanntwerden des Konflikts scheint das Kriegsbeil zwischen den Streitparteien nun begraben. Ausgangspunkt der öffentlichen Debatte über den internen Konflikt, der im März 2020 seinen Anfang nahm, war ein öffentlicher Brief von Herren-Cheftrainer Alexander Stöckl, den ‚TV2‘ im August 2021 als erstes veröffentlichte. In diesem Sprachen sich alle Athletinnen und Athleten sowie Trainer und Staff-Mitglieder der Nationalmannschaft klar für einen Verbleib Braathens aus, dessen Vertrag bis dato nicht verlängert worden war.

Stöckl zeigte sich bei ‚TV2‘ sehr erleichtert darüber, dass nun eine Lösung gefunden wurde: „Alle Beteiligten sind glücklich mit dem Endergebnis. Nun können wir vorausschauen und uns um das kümmern, was jeder möchte: Unsere sportlichen Aktivitäten.“ Mit Maren Lundby äußerte sich zudem eine Springerin aus dem Nationalteam: „Es ist unglaublich wichtig für das norwegische Skispringen, dass Clas weiterhin an Bord ist. Er ist die wichtigste Person in unserem Land für diesen Sport.“

In der Öffentlichkeit stand stets Aussage gegen Aussage und beide Parteien hatten Anwälte eingeschaltet, nachdem arbeitsrechtliche Klagen im Raum standen. Diese wurden nun fallen gelassen, viel mehr übernimmt der Verband nun die Hälfte von Braathens Gerichtskosten.  Erst in einem zehnstündigen Verhandlungsmarathon, so berichten norwegische Medien, habe man sich angenähert und den Kompromiss am Donnerstagmorgen besiegelt – jenen Kompromiss, den die Verbandsspitze zunächst kategorisch abgelehnt hatte, nun aber nach zunehmendem Druck verkündete.

„Clas Brede Braathen wird auf eigenen Wunsch den Posten des Sportdirektors räumen und stattdessen für vier Jahre Teammanager des Nationalteams. Diese Position beinhaltet die Führung des Spitzensports, aber auch den Austausch zwischen den Top-Sportlern und dem Breitensport. Auch im Marketing- und Personalbereich wird Braathen tätig sein, wenn auch nicht alleinverantwortlich“, verkündete Roeste. Die Bereiche, die er nun abgeben muss, seien administrative Aufgaben im Bereich Finanzen, dem Skisprungkomiteee, Veranstaltungen und Organisation. Dadurch wird zukünftig nun vermieden, dass Braathen direkt an Bretten Berg berichten wird.

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Über Luis Holuch 520 Artikel
Seit 2010 als Journalist tätig und hat 2017 sein erstes Buch veröffentlicht. Wie es die Leidenschaft wollte, ging es darin um das Damen-Skispringen. Genau dafür ist er bei skispringen.com auch primär zuständig. Kommentierte den offiziellen Live-Stream der Junioren-WM 2020, sowie die FIS-Classics-Serie und die Continentalcup-Finals der Nordischen Kombination.

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