
Rund zwei Monate vor Beginn der Weltcup-Saison verlässt der nächste große Name die österreichische Skisprung-Nationalmannschaft: Jacqueline Seifriedsberger tritt zurück.
Erst das Karriere-Ende von Sara Marita Kramer, dann die folgenschwere Verletzung von Eva Pinkelnig und nun der nächste große Verlust für die österreichische Nationalmannschaft: Jacqueline Seifriedsberger erklärte am Mittwoch ihren Rücktritt vom Leistungssport. Nach 278 Weltcup-Starts, drei Einzelsiegen sowie 20 weiteren Podestplätzen ist für die 34-Jährige nun Schluss.
„Bereits in den letzten Jahren hat es mich extrem viel Überwindung gekostet, weit zu springen und sauber zu landen. Das wurde von Saison zu Saison schwieriger. Hinzu kommt, dass sich der Sport und seine Rahmenbedingungen stetig weiterentwickeln. Neue Regeln, technische Veränderungen und höhere Ansprüche machen es notwendig, sich ständig anzupassen und mit voller Hingabe dabei zu sein“, bekundete Seifriedsberger.
Stürze auf Olympia-Schanzen in Val di Fiemme ein Faktor für Seifriedsberger
Zwar hatte sie ursprünglich das Ziel, bei Olympia 2026 zu qualifizieren, habe aber während der Vorbereitung „gemerkt, dass es mir extrem viel abverlangt und ich nicht mehr 100 Prozent geben kann wie in den vergangenen Jahren.“ Sie sei sich bewusst, dass wenn „Mut und Vertrauen an der Schanze fehlen“, Erfolg nicht möglich sei. Daher habe sie sich in den vergangenen Wochen „bewusst zurückgenommen und in dieser Zeit intensiv über meine Zukunft nachgedacht. Die Entscheidung, meine Karriere zu beenden, ist dabei nicht von heute auf morgen gefallen, sondern über einen längeren Zeitraum in mir gereift.“
Einer, wenn nicht der finale Impuls waren die Stürze und schweren Verletzungen ihrer Teamkollegin Eva Pinkelnig und der Kanadierin Alexandria Loutitt in Val di Fiemme bei den Test-Wettkämpfen für die Olympischen Spiele. Diese Ereignisse „haben mir noch einmal gezeigt, dass der Entschluss für mich der richtige ist„, erklärte die Junioren-Weltmeisterin von 2008.
Keine zweite Olympia-Teilnahme für Seifriedsberger
Eine Olympia-Teilnahme in Mailand und Cortina 2026 wäre für ‚Jaci‘, wie sie gerufen wird, trotz ihrer langen Laufbahn erst die zweite gewesen. Die Olympia-Premiere 2014 verpasste sie wegen schwerer Knieverletzung und die Spiele 2022 wegen einer Corona-Infektion. Somit bleibt ihr einziges Olympia-Ergebnis ein 13. Platz in Pyeongchang 2018.
Wesentlich erfolgreicher war sie dagegen bei Nordischen Ski-WMs: 2013 gewann sie in Val di Fiemme Bronze im Einzel und Silber im Mixed-Team. Selbige Medaille konnte sie 2017 in Lahti nochmals holen, 2025 in Trondheim dazu nochmal Bronze. Mit dem Ski-Austria-Team holte sie 2019 in Seefeld, 2023 in Planica und zuletzt in Trondheim jeweils Silber. Bei den European Games 2023 in Zakopane holte sie zudem Gold im Normalschanzen-Einzel und mit dem Mixed-Team.
Seifriedsberger eine der letzten Pionierinnen
Jacqueline Seifriedsberger gab bereits im August 2003 im Alter von zwölf Jahren ihr internationales Debüt und gehörte seitdem durchgängig zur Nationalmannschaft Österreichs und damit auch zu den letzten verbliebenen Pionierinnen des Frauen-Skispringens. Im aktuellen Feld sind einzig Pinkelnig (37) und die Deutsche Juliane Seyfarth (35) älter als sie, wenngleich Pinkelnig erst 2014 debütierte.
Wohin sie ihr zukünftiger Weg führt, ist noch nicht klar. Auf ihren Social-Media-Kanälen schrieb sie jedoch: „Was jetzt kommt? Neue Herausforderungen. Neue Chancen. Neue Träume. Ich bin bereit – weil alles, was war, mich stark dafür gemacht hat. Der Sport war mein Zuhause. Er bleibt immer ein Teil von mir. Danke für alles. Wir sehen uns auf dem nächsten Abschnitt.“
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