Nach unserem heutigen Kenntnisstand sind die Ursprünge der Sportart Skispringen bereits im 18. Jahrhundert zu finden. Die in der norwegischen Provinz Telemark lebenden Bergbauern verwendeten während der schneereichen Wintermonate nahe liegende Hänge zur alpinen Abfahrt und überquerten dabei kleinere Hügel mit Hilfe von Sprungeinlagen. Die Begeisterung der Telemarker an diesen Skisprüngen führte zu einem intensiveren Betreiben und verschaffte dieser Disziplin schließlich die Trennung vom Abfahrtslauf und damit den Status einer eigenständigen Sportart.

Erste schriftliche Quelle auf das Jahr 1796 datiert

Der holländische Seeoffizier Cornelius de Jong hielt im Jahr 1796 als erste Quelle Informationen über das Skispringen fest. In seinem Buch „Reizen naar de kap“ beschreibt er, wie Soldaten einer norwegischen Skikompanie Häuser- und Scheunendächer als Sprungschanzen benutzen und dabei herausfanden, dass der Landedruck vermindert werden kann, wenn er auf den Hang verlegt wird.

Erste Schanze und Erfindung des Telemark im 19. Jahrhundert

Im Laufe des 19. Jahrhunderts gab es für die Geschichte und Entwicklung des Skispringens vier Daten, die von besonderer Bedeutung waren: 1809 vermerkte man den ersten gemessenen Sprung auf eine Weite von 9,5 Metern – gesprungen von Leutnant Olaf Rye über einen selbstgebauten Schneehügel. Der berühmteste Sprung dieser Zeit geschah im Jahr 1860 durch den Norweger Sondre Norheim, der mit einer Weite von 30,5 Metern einen 33 Jahre andauernden Rekord aufstellte. Er war es auch, der als erster Sportler eine Skibindung verwendete. Zu dieser Zeit betrieb man das Skispringen außerdem mit Zuhilfenahme von Skistöcken, um die Balance beim Anlauf halten zu können. 1879 wurde die erste Schanze in Kristiania, dem heutigen Oslo, mit dem von da an jährlich stattfindenden Husebyhügel-Rennen eingeweiht, das 1892 auf den berühmten Holmenkollen umzog. Erst 1883 entdeckte Torju Torjussen die Telemark-Landung als bis heute bewährte Variante, um einen Sprung im Hang zu stehen.

Skispringen seit 1924 olympische Disziplin

Um die Jahrhundertwende erreichte das Skispringen auch Mitteleuropa, als in Deutschland, Österreich und der Schweiz die ersten Skivereine und Skischulen gegründet wurden. Zu dieser Zeit versuchte Sondre Norheim sein Glück in den USA, indem er mit Skisprüngen im Zirkus die Menschen für diese Sportart begeistern wollte. Auf diese Weise ist es zu erklären, warum einige der technischen Entwicklungen im Skispringen ihren Ursprung in den USA haben. Die dort errichteten Schanzenanlagen unterschieden sich zunächst vor allem hinsichtlich des Baus der Schanzentische von europäischen Anlagen, bis der Internationale Skiverband im Jahre 1936 einheitliche Richtlinien für Skisprungschanzen aufstellte. Zu diesem Zeitpunkt zählte das Skispringen bereits seit 12 Jahren zu den olympischen Sportarten, da es seit Beginn der olympischen Geschichte 1924 in Chamonix im Programm enthalten war. Zeitgleich mit den Olympischen Spielen begann die lange Tradition der Nordischen Skiweltmeisterschaften, die bis zu Beginn des Zweiten Weltkriegs jährlich stattfanden.

Wissenschaft widmet sich dem Skispringen

Mit dem stetig ansteigenden Interesse an der Sportart Skispringen versuchten auch die Wissenschaftler, das Springen und Fliegen zu revolutionieren. Beim Nachstellen von Strömungsverhältnissen in der Luft fand man heraus, dass ein Anlegen der Arme während des Sprungs aerodynamische Vorteile mit sich bringt („Däscher-Stil“, benannt nach dem Schweizer Skispringer Andreas Däscher). Dieser Sprungstil setzte sich jedoch erst viele Jahre später durch. Bis dahin sprangen die Athleten, indem sie die Arme nach vorne streckten und kreisförmig bewegten.

Sepp Bradl springt als erster Mensch über 100 Meter

Die erste Skiflugschanze entstand im slowenischen Planica, auch wenn das Errichten von Schanzen, auf denen weiter als 80 Meter gesprungen werden konnte, zu dieser Zeit seitens der FIS noch verboten war. Der Österreicher Sepp Bradl setzte sich als Mitteleuropäer in dieser bis dato von Skandinaviern dominierten Sportart durch und überflog in Planica als erster Mensch die 100-Meter-Marke. Um der unaufhaltsamen Weiterentwicklung des Skispringens Rechnung zu tragen, verschaffte man den Athleten mit den ersten Mattenschanzen Anfang der 50er Jahre Trainingsmöglichkeiten während des gesamten Jahres. Mitbegründer dieser Entwicklung war der ehemalige DDR-Trainer Hans Renner aus Zella-Mehlis.

Gründung der Vierschanzentournee

1951 beschlossen vier Männer die Gründung einer der bis heute traditionsreichsten und beliebtesten Sportveranstaltungen in Europa: Xaver Kaiser aus Oberstdorf, Franz Rappenglück aus Garmisch-Partenkirchen, Emmerich Pepeunig aus Innsbruck und Andi Mischnitz aus Bischofshofen legten den Grundstein für die deutsch-österreichische Vierschanzentournee. Zwei Jahre später feierte diese Skisprung-Serie ihre Premiere und Sepp Bradl kürte sich zum ersten Tournee-Gesamtsieger in der Geschichte. Beim Jubiläum der 50. Vierschanzentournee im Jahr 2001/2002 gelang es dem Deutschen Sven Hannawald als erstem und bisher einzigem Skispringer, alle vier Einzelspringer der Tournee zu gewinnen.

Technische Entwicklungen und ansteigendes Medieninteresse

Die Beliebtheit der Sportart Skispringen registrierten auch bald schon die Medien. Am 01.01.1956 übertrug die ARD zum ersten Mal die Ausrichtung des Neujahrsspringens live aus Garmisch-Partenkirchen. Auch die technische Entwicklung machte vor dem Skispringen nicht Halt, so dass seit 1962 Computer die Weitenmessung übernahmen. Zudem stieg den Anteil der teilnehmenden Nationen deutlich an, bis ins Jahr 1980 registrierte man bei der Vierschanzentournee bereits Skispringer aus 19 Ländern. In der Saison 1990/91 sah man sich zur Einführung einer Qualifikation gezwungen, um das Teilnehmerfeld im eigentlichen Wettkampf zu begrenzen und der Sportveranstaltung somit einen überschaubaren zeitlichen Rahmen zu verleihen.

Einführung von Schanzengrößen und Wettkampf-Modi

Mit dem ersten Wettkampf in Planica ist die Einrichtung von Skiflugweltmeisterschaften auf das Jahr 1972 datiert. Acht Jahre später notierte man mit der Einführung des Weltcups einen weiteren Meilenstein in der Geschichte des Skispringens. Erster Sieger eines Weltcup-Springens war der Österreicher Toni Innauer, erster Gesamtsieger sein Landsmann Hubert Neuper. 1982 wurde der Mannschaftswettbewerb in das Programm der Nordischen Skiweltmeisterschaften aufgenommen, seit 1988 gilt er als olympische Disziplin. Die offizielle und auch heute noch übliche Unterscheidung zwischen Normalschanzen, Großschanzen und Flugschanzen legte man im Jahr 1983 fest. Als eine Art „Zweite Liga“ des Skispringens existiert seit 1993 der sogenannte Continental-Cup.

Entstehung des V-Stils

Als die vorerst letzte technische Neuerung geht die Entstehung des V-Stils in die Geschichtsbücher ein. Der Schwede Jan Boklöv fand bei einem seiner Trainingssprünge eher zufällig heraus, dass sich ein besserer Auftrieb und somit auch größere Weiten erzielen lassen, wenn die Skier in der Luft zu einem „V“ geformt werden. Anfangs bekam Boklöv hierfür deutliche Abzüge von den Punktrichtern, nach seinem Gewinn des Gesamtweltcups 1988/89 setzte sich dieser Sprungstil jedoch allmählich durch.

Unaufhaltsame Weitenjagd

58 Jahre nach Sepp Bradls Flug über 100 Meter gelang Andreas Goldberger am 17. März 1994 im slowenischen Planica das Überfliegen der magischen 200-Meter-Marke. Da er diesen Sprung nicht stehen konnte, gilt offiziell der Flug des Finnen Toni Nieminen am selben Tag auf 203 Meter als das Knacken dieser Marke. Die Weitenjagd im Skifliegen nahm nicht erst seit diesem Datum eine rasante Entwicklung. Lange Bestand hatte die Weite von 239 Metern, aufgestellt von dem Norweger Bjoern Einar Romoeren im Jahre 2005. Erst der Umbau des Vikersundbakkens im Jahre 2011 ermöglichte neue Bestweiten, aktueller Weltrekordhalter ist der Österreicher Stefan Kraft mit 253,5 Metern.