Nach dem WM-Betrugsskandal

Gelbe Karten, verschärfte Disqualifikation: FIS vor Regel-Revolution

Foto: imago / NTB

Die FIS plant mit Regeländerungen und verschärften Disqualifikationsregeln auf den WM-Betrugsskandal zu reagieren – und will bei Regelverstößen die gelbe Karte einführen.

Der Internationale Skiverband (FIS) zieht die Zügel an – und das deutlich. Als Reaktion auf den Manipulationsskandal um die norwegischen Skispringer während der Nordischen Ski-WM in Trondheim hat die FIS ein neues Sanktionssystem für Materialverstöße eingeführt.

Im Rahmen einer Sitzung des Subkomitees für Ausrüstung und Entwicklung wurden die Maßnahmen am Dienstag nach übereinstimmenden Berichten von ’sport.pl‘ und der norwegischen Tageszeitung ‚Dagbladet‘ beschlossen – eine offizielle Bestätigung der FIS steht aber noch aus.

FIS-Renndirektor Sandro Pertile hat entsprechende Ideen zwar bestätigt, vollständig ausformuliert seien diese aber noch nicht. Im Rahmen des FIS-Kongresses am 13. Juni könnten die Pläne dann vom Vorstand des Weltverbandes offiziell beschlossen werden.

Erst Gelbe Karte, dann Wettkampfsperre

Im Zentrum steht ein neuartiges Sanktionssystem, das bereits mit Beginn des anstehenden Sommer-Grand-Prix zum Einsatz kommt: Wer künftig wegen eines fehlerhaften Anzugs disqualifiziert wird oder gar nicht erst starten darf, erhält eine gelbe Karte – ähnlich wie im Fußball als eine Art Verwarnung.

Zwei solcher Verwarnungen führen dann zur Sperre: Entweder für einen Wettkampftag oder ein ganzes Wochenende, abhängig davon, wie viele Wettbewerbe an einem Austragungsort geplant sind. Der gesperrte Athlet darf danach auch nicht ersetzt werden – seine Mannschaft verliert also einen Startplatz.

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Das neuartige Sanktionssystem soll auch im Winter bei allen Weltcups sowie Weltmeisterschaften zum Einsatz kommen. Ausnahme sind die Olympischen Winterspiele, bei denen keine Athleten alleine durch zwei gelbe Karten ihr Startrecht verlieren sollen.

Weitere Sperren bei vorsätzlicher Manipulation

Noch schärfere Maßnahmen drohen bei schwerwiegenden Manipulationen, etwa bei vorsätzlichem Betrug beim 3D-Vermessungen vor der Saison, der Manipulation von Chips in den Anzügen oder Veränderungen an Anzügen, nachdem diese von den FIS-Materialkontrolleuren geprüft wurden.

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In solchen Fällen plant die FIS nach Medienberichten eine weitergehende Wettkampfsperre – Dauer bzw. Umfang dessen sind bislang aber noch nicht bekannt.

Verschärfte Disqualifikationsregeln bei Team-Wettbewerben

Auch bei Team- und Super-Team-Wettbewerben  will die FIS künftig härter durchgreifen: Wird ein Athlet disqualifiziert, soll gleich das gesamte Team aus der Wertung genommen werden – unabhängig davon, in welchem Wertungsdurchgang der Regelverstoß festgestellt wird. In der Vergangenheit wurde nur der jeweilige Sprung aus der Wertung gestrichen.

Weitere Maßnahmen sind aktuell noch offen – etwa, ob die Sprunganzüge zwischen den Wettkämpfen wie bereits zum Ende des vergangenen Winters von der FIS selbst und ohne Zugriff der Teams verwahrt werden.

Die am Dienstag beschlossenen Verschärfungen sind die ersten von Mathias Hafele umgesetzten Maßnahmen, der nach dem überraschenden Rücktritt von Christian Kathol als Materialkontrolleur zukünftig eine übergeordnete Rolle bei der FIS in Materialfragen einnehmen soll. Kathols direkter Nachfolger in der unmittelbaren Kontrolle wird der Österreicher Jürgen Winkler.

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9 Kommentare

  1. OMG…….
    hat das ERNSTHAFT Noch was mit Skispringen zu tun?? Wenn man Regeln von Fußball+Handball und Co. übernimmt!!!!! DAS hat nix mehr mit Skispringen zu tun BASTA!!

  2. Ich finde die Ideen sehr sinnvoll. Vor allem mit der Disqualifikation des gesamten Teams bei Team-Wettbewerben. Letztes Jahr kam es gleich zwei Mal vor, dass ein Team trotz Disqualifikation eines Springers in den zweiten Durchgang kam. Im zweiten Durchgang war dann der Anzug wieder „in Ordnung“ oder wurde nicht kontrolliert. Mit der neuen Regel hätten auch kleinere Teams nach einer Disqualifikation in einem Top-Team die Möglichkeit im zweiten Durchgang mit zu springen. Das hilft bei der Nationenwertung und damit bei der Ausschüttung der FIS Gelder.
    @Miri: Inwiefern soll KI helfen. Bevor mir das keiner erklärt, sollte auch niemand davon sprechen. In der ARD hat Hannawald gefordert Computer für die Gewichtsbestimmung zu verwenden. Computer können kein Gewicht bestimmen, dass können nur Waagen, und die können das sehr gut. Um dann zu prüfen, ob das Gewicht des Springers (z.B. 57kg) über dem aus BMI und Skilänge berechneten Mindestgewicht, z.B. 56kg) liegt, braucht man keinen Computer. Das können die Kontrolleure auch im Kopf oder zur Not mit Taschenrechner berechnen.

  3. An Alle, mich habt ihr jahrelang ausgelacht und als Besserwisser hingestellt, als ich die zu großen Anzüge immer wieder bemängelte. Diesen Winter flog alles auf, ich hab nur gelacht und wenn die Norweger nicht so dumm gewesen wären, würde es so weitergehen wie bisher.

  4. Ich finde es wird höchste Zeit, dass die Fis einschreitet, aber eins ist klar es funktioniert nur wenn streng kontrolliert wird auch bei den Top Nationen und wer auffällt muss bestraft werden. die Bescheisserei muss endlich aufhören ansonsten schafft sich Skispringen selbst ab. Der neue Kontrolleur war jahrelang der Spezialist für verbotene Anzüge. Jahrelang derAnzugsschneider der Österreicher zum Schluß war er bei den Polen tätig.

  5. Im Prinzip keine schlechte Idee, aber das Ganze wäre nur dann richtig fair, wenn nach dem ersten Durchgang alle Springer kontrolliert werden würden und nicht wie bisher nur 15, die per Zufall ausgelost wurden.

  6. Klingt für mich im ersten Moment sehr sinnvoll. Auch wenn ich es nicht gut heiße, dass Olympia von den neuen Regeln ausgenommen sein soll. Und dass man erst einmal nicht von KI spricht, die definitiv ihren Teil zur Vermeidung von Betrug leisten könnte.

    Jetzt muss sich das Ganze bewähren. Schau mr mal, was wird.

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