
Während Marius Lindvik den Auftaktsieg des Sommer-Grand-Prix in Courchevel feiert, berät das FIS-Ethikkomitee über die Konsequenzen des WM-Manipulationsskandals. Im Laufe des Tages soll Klarheit herrschen – die FIS will ihr Urteil verkünden.
Am Wochenende haben die norwegischen Skispringer im Rahmen des Sommer-Grand-Prix im französischen Courchevel ihr Comeback auf der internationalen Bühne des Skispringens gefeiert – und das eindrucksvoll: Der erste Sieg der Sommersaison ging mit Marius Lindvik ausgerechnet an einen der Athleten, die im Zuge des Manipulationsskandals während der Nordischen Ski-WM in Trondheim zwischenzeitlich suspendiert waren.
Am 8. März musste der heute 27-Jährige seine Silbermedaille auf der Großschanze abgeben, nachdem ein Video die Runde machte, das zeigen sollte, wie an den norwegischen Sprunganzügen im Vorfeld der WM-Entscheidung manipuliert wurde. Die spätere Materialkontrolle des Internationalen Skiverbandes (FIS) bestätigte dann den Vorwurf: Die WM-Gastgeber haben ihre Anzüge mit einem laut Reglement illegalen Band an den Nähten ausgestattet, das für mehr Stabilität und letztendlich größere Weiten sorgen sollte.
Lindvik und Co. geben sich ahnungslos
Neben Lindvik wurden Johann Andre Forfang sowie später auch Kristoffer Eriksen Sundal, Robin Pedersen und der inzwischen zurückgetretene Robert Johansson von der FIS suspendiert. Norwegens Sportdirektor Jan-Erik Aalbu hat den bewussten Betrug in einer viel beachteten Pressekonferenz gestanden und eine verbandsinterne Aufarbeitung angekündigt – um wenig später Cheftrainer Magnus Brevig, dessen Co-Trainer Thomas Lobben und Servicetechniker Adrian Livelten als alleinig Schuldige auszumachen und zu entlassen.
Während Brevig und dessen Assistenten ihre Jobs verloren und auch von der FIS weiterhin suspendiert sind, betonen die Athleten um Lindvik und Forfang bis heute, nichts von den Manipulationen gewusst zu haben.
FIS-Ethikkomitee entscheidet über Sanktionen
Seine Goldmedaille auf der Normalschanze durfte Lindvik behalten, denn der Betrug ist erst wenige Tage später kurz vor Abschluss der WM auf der Großschanze aufgeflogen.
Ob es dabei bleibt, könnte sich nun nach dem Auftakt-Wochenende des Sommer-Grand-Prix entscheiden. Denn die FIS hat für Montag angekündigt, ihre Entscheidung in dem Fall zu verkünden. Zuerst soll der norwegische Verband darüber informiert werden, danach auch die Öffentlichkeit.
Vorausgegangen sind monatelange Ermittlungen der unabhängigen Ethik- und Complience-Abteilung der FIS (IECO), die ihren Abschlussbericht auf Basis von 38 Zeugenbefragungen und 88 Beweisstücken inzwischen fertiggestellt und dem FIS-Ethikkomitee (FEC) übergeben hat. Dieses Gremium unter dem Vorsitz des auf Sportrecht spezialisierten Rechtsanwalts Michael Beloff soll nun über weitere Konsequenzen entscheiden – als Sanktionen kann das FEC etwa Disqualifikationen, Suspendierungen oder Geldstrafen verhängen.
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