Vor einem DSV-Skispringer

Erst suspendiert, jetzt Sieger: Marius Lindvik gewinnt Grand-Prix-Auftakt in Courchevel

Foto: Tadeusz Mieczynski

Fünf Monate nach dem WM-Manipulationsskandal und der zwischenzeitlichen Suspendierung kehrt Marius Lindvik eindrucksvoll in die Weltspitze zurück: Beim Auftakt des Sommer-Grand-Prix gewinnt der Norweger vor einem DSV-Adler.

Mit zwei Sprüngen auf jeweils 126 Metern sicherte sich Marius Lindvik den Sieg beim ersten Wettbewerb im Rahmen des diesjährigen Sommer-Grand-Prix. Der Norweger erzielte zum Auftakt der Sommerserie im französischen Courchevel insgesamt 277,7 Punkte und setzte sich damit gegen den Deutschen Philipp Raimund durch, der auf 121,5 und und 128,5 Meter (272,3 P.) kam. Den dritten Platz belegte Sakaturo Kobayashi aus Japan mit 127 und 125 Metern (271,4 P.).

Disqualifikations-Drama um Norweger geht weiter

Die Rückkehr der norwegischen Skispringer wurde mit Spannung erwartet – in den französischen Alpen bestritten die Top-Athleten des neuen Cheftrainers Rune Velta ihren ersten Wettkampf nach dem Manipulationsskandal im Rahmen der Nordischen Ski-WM in Trondheim, der vor rund fünf Monaten zur vorläufigen Suspendierung von gleich fünf Athleten geführt hat.

Dass auch nach mehreren Monaten weiterhin der Eindruck des Betrugsskandals über dem sportlichen Geschehen schwebt, hatte an diesem Tag zweierlei Gründe: Zum einen die ausstehende Entscheidung des Internationalen Skiverbandes (FIS), wie er nach Abschluss der offiziellen Untersuchungen mit den norwegischen Skispringern weiter verfahren wird – am Montag soll es dazu weitere Informationen geben. Zum anderen, weil die als Folge der Manipulationen verschärfte Materialkontrolle gleich zweimal ausgerechnet bei Norwegern zugeschlagen hat.

Lindvik: „Nicht alle glücklich, dass ich gewonnen habe“

Nach der Disqualifikation von Benjamin Oestvold bei der technischen Abnahme am Freitag im Vorfeld des Grand-Prix-Wochenendes folgte während des Qualifikationsdurchgangs am Vormittag das zweite Aus – auch Kristoffer Eriksen Sundal musste zuschauen, weil sein Sprunganzug an der Taille zweieinhalb Zentimeter zu groß ausgefallen ist.

„Entschuldigen Sie die Ausdrucksweise: Aber jetzt müssen wir verdammt noch mal lernen, denn so geht es nicht weiter. Er ist mit einem zu großen Anzug gesprungen“, zeigte sich Norwegens Sportdirektor Jan-Erik Aalbu vor Wettkampfbeginn gegenüber ‚Dagbladet‘ erbost – ehe er Stunden später den Start-Ziel-Sieg von Lindvik bejubeln durfte.

Lindvik selbst konnte sich einen Seitenhieb gegenüber der Konkurrenz nicht verkneifen: „Ich glaube nicht, dass alle so verdammt glücklich waren, dass ich heute gewonnen habe. Deshalb war es so verdammt großartig“, wird der 27-Jährige von der norwegischen Tageszeitung zitiert.

Raimund mit Aufholjagd – ein Deutscher disqualifiziert

Auch wenn der Großteil der etablierten Weltcup-Mannschaft des DSV auf das Auftakt-Wochenende in Courchevel verzichtet hat, haben die deutschen Skispringer einen ordentlichen Start in die Sommersaison hingelegt. Allen voran der Oberstdorfer Philipp Raimund überzeugte in nahezu allen Sprüngen des Tages – und verbesserte sich schließlich im Wettkampf mit einem starken Finalsprung noch vom fünften auf den zweiten Platz. Als zweiter DSV-Skispringer landete auch Felix Hoffmann mit 118 und 127,5 Metern als Achter unter den besten Zehn.

Luca Roth, nach dem ersten Durchgang mit 123 Metern noch aussichtsreich auf dem achten Platz gelegen, wurde aufgrund eines zu weiten Schritts im Sprunganzug disqualifiziert. Adrian Tittel (35.) und der 19-jährige Grand-Prix-Debütant Max Unglaube (36.) sind nach dem ersten Durchgang knapp ausgeschieden.

Quali-Sieger Bachlinger schrammt am Podest vorbei

In Abwesenheit der österreichischen A-Mannschaft, die einerseits verletzungsbedingt und andererseits aus trainingstechnischer Sicht auf das Frankreich-Wochenende verzichtet, hat sich Niklas Bachlinger an diesem Tag hervorgetan: Nachdem der 23-Jährige schon die Qualifikation im Vorfeld für sich entschieden hat, verpasste er mit 131 und 128,5 Metern als Vierter das Podest nur hauchdünn.

Hinter ihn folgten Gregor Deschwanden aus der Schweiz sowie der französische Lokalmatador Valentin Foubert auf den Plätzen fünf bzw. sechs. Lovro Kos belegte als bester Springer der slowenischen Mannschaft den siebten Platz.

Stoch ausgeschieden: Polen springen hinterher

Nicht viel zu holen gab es für die polnische Mannschaft von Cheftrainer Maciej Macusiak: Nachdem Pawel Wasek (52.) schon überraschend an der Qualifikation gescheitert ist, erreichte Dawid Kubacki als bester Springer des Teams immerhin noch den neunten Platz (punktgleich mit Japans Naoki Nakamura).

Superstar Kamil Stoch, vor wenigen Tagen noch frisch zum polnischen Meister gekürt, ist mit 101 Metern und Platz 38 schon nach dem ersten Durchgang ausgeschieden.

» Event-Übersicht: Zeitplan & Infos zum Sommer-Grand-Prix in Courchevel

Am Sonntag wird das zweite Einzelspringen im neuen Gruppenformat ausgetragen, das die FIS in Hinblick auf eine mögliche Einführung zur Weltcup-Saison 2026/2027 während des diesjährigen Sommer-Grand-Prix austestet. Bereits um 10:15 Uhr startet dann die Qualifikation, bevor die besten 50 Athleten dann ab 18 Uhr in zehn Gruppen gegeneinander antreten und um den zweiten Sieg der Saison kämpfen.

Mehr dazu gleich hier bei skispringen.com.

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Über Marco Ries 936 Artikel
Inhaber und Chefredakteur von skispringen.com. Hat sich nach der Jahrtausendwende am Skisprungfieber anstecken lassen und 2009 dieses Angebot gegründet. Studiert an der Universität Heidelberg und arbeitet nicht nur im Winter als freier Journalist und Autor (u.a. das Buch „Unnützes Skisprungwissen“).

4 Kommentare

    • Hä??? 1. und dann Vierter ist doch eine Ansage. Was hat ein vierter Platz mit Fall zu tun??? Waren Sie schon mal in einem internationalen Wettbewerb 1. und 4.?

  1. Lieber Herr Marius Lindvik Herzlichen Glückwunsch zum Eindrucksvollem Sirg nur solo kontert mann+frau kritik und kritikern!!! Jtzt hab ich Tränen innA Augen–WE Endgültig gerettet nebst mein FC ST Pauli und SG Flensburg-Handewitt -.-

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