Trainer-Saga beendet

Alexander Stöckl und norwegischer Verband gehen getrennte Wege

Foto: imago / GEPA

Nach monatelangem Hin und Her ist es nun offiziell: Alexander Stöckl ist nicht mehr Cheftrainer der norwegischen Skispringer. Wie der Konflikt endete und was die Beteiligten sagen.

Die wohl größte Posse zwischen einem Skiverband und dessen Cheftrainer ist nach über vier Monaten beendet. Wie der norwegische Skiverband (NSF) am Freitag mitteilte, tritt Alexander Stöckl von seinem Posten als Cheftrainer der Skispringer zurück. Zuvor hatte der Rundfunk ‚NRK‘ vermeldet, dass sich NSF und der Österreicher auf die Trennung geeinigt hatten, nachdem dieser Anfang des Monats noch eine Klage gegen seinen Arbeitgeber angekündigt hatte.

„Ich bin sehr zufrieden mit dieser Vereinbarung. Es war sehr herausfordernd, aber wir haben eine Einigung gefunden, mit der beide Seiten zufrieden sind“, sagte Stöckl bei ‚NRK‘. Im Statement des Verbandes blickt er positiv auf seine Amtszeit zurück: „Ich blicke auf eine lehrreiche Zeit zurück und bin unglaublich dankbar für all die schönen Erinnerungen, die wir gemeinsam geschaffen haben. All diese Erfolge sind das Ergebnis eines hervorragenden Zusammenspiels zwischen dem Trainerteam und den Betreuern, die immer die Athleten in den Mittelpunkt gestellt haben.“

Stöckl und norwegischer Verband einigen sich

„Der norwegische Skiverband dankt Stöckl für seinen großen Einsatz und für die vielen stolzen Momente, die er gemeinsam mit den Athleten und den anderen Betreuern in diesen Jahren geschaffen hat. Alexander wird immer als einer der ganz Großen im norwegischen Skispringen gelten, und wir sind ihm sehr dankbar für seine Arbeit“, zitierte der Verband seinen Generalsekretär Arne Baumann.

„Wir wünschen Alexander alles Gute für die Zukunft und danken ihm für seinen Beitrag, den er in der letzten Zeit geleistet hat, um eine schwierige Situation für den Skisprungsport zu lösen“, so Baumann weiter. Zum genauen Inhalt und zum Zustandekommen der Vereinbarung wollten sich beide Parteien jedoch nicht äußern. Fest steht jedoch, dass der bis 2026 gültiger Vertrag aufgelöst werden musste. Zuvor hatte sich aus der einst perfekten Ehe ein waschechter Rosenkrieg entwickelt, der teilweise auch öffentlich ausgetragen wurde.

Kurz nach der medaillenlosen Skiflug-WM im Januar war ein Beschwerdebrief der Springer an die Öffentlichkeit gelangt. Der in dem Brief implizierten Aufforderung zurückzutreten, war er jedoch nicht nachgekommen. Vereinzelte Gespräche und Treffen zur Beilegung des Konflikts während und nach der Saison waren ergebnislos verlaufen, sodass Stöckl Anfang Mai Klage einreichte, da er der Ansicht war, vom Verband bewusst an der Ausübung seiner Tätigkeit gehindert zu werden. Zwar hatte er weiterhin sein Gehalt kassiert, hatte de facto aber nicht trainiert und war seit Ende Januar gar nicht mehr mit der Mannschaft zu Wettkämpfen gereist.

Stöckl geht nach 13 Jahren Amtszeit

Stöckl hatte 2011 die Nachfolge von Mika Konjonkoski angetreten und bis zur Skiflug-WM dieses Jahres auch die Serie norwegischer Medaillen bei allen WMs und Olympischen Spielen fortgeführt. Unter seiner Regie holte Norwegen sechs Olympia-Medaillen, darunter zwei Mal Gold, sowie zwölf WM-Medaillen und zehn weitere bei Skiflug-Weltmeisterschaften. Der erfolgreichste Athlet seiner 13-Jährigen Amtszeit war Halvor Egner Granerud, der 25 Weltcup-Einzelspringen, sowie zwei Mal den Gesamtweltcup und 2022/2023 die Vierschanzentournee gewann.

„Für mich war es wichtig, zur Entwicklung der Athleten, Trainer und Unterstützer beizutragen. Gemeinsam ist es uns gelungen, viele fantastische Momente auf und neben der Schanze zu schaffen. Jeder Erfolg ist das Ergebnis eines hervorragenden Zusammenspiels des Trainerteams und des Betreuerapparats, der irgendwann damit beschäftigt war, die Sportler in den Mittelpunkt zu stellen„, so der 50-Jährige in seiner Abschiedsbemerkung.

Fragen zu seiner persönlichen Zukunft konnte er noch nicht endgültig beantworten. Ihm lägen einige Offerten aus Norwegen und anderen Ländern und auch außerhalb des Skisprung-Kosmos vor, aber „ich habe mich noch nicht entschieden“, so Stöckl. Sein Nachfolger steht aktuell noch nicht fest, vieles spricht jedoch für seinen ehemaligen Assistenten Magnus Brevig, der im Winter interimsweise übernommen hatte. Auch die Benennung des Nationalteams steht noch aus, was auch der schwierigen Finanzlage des Verbandes geschuldet ist.

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Über Luis Holuch 529 Artikel
Seit 2010 als Journalist tätig und hat 2017 sein erstes Buch veröffentlicht. Wie es die Leidenschaft wollte, ging es darin um das Damen-Skispringen. Genau dafür ist er bei skispringen.com auch primär zuständig. Kommentierte den offiziellen Live-Stream der Junioren-WM 2020, sowie die FIS-Classics-Serie und die Continentalcup-Finals der Nordischen Kombination.

6 Kommentare

  1. @Schiestel
    Wir wissen doch alle nicht was genau zu dieser Situation geführt hat. Also Vorsicht mit Vermutungen und Adjektiven wie „hinterlistig“…

  2. Tja, in der Coronazeit ist viel passiert, und Menschen haben sich teilweise ziemlich krass verändert.
    Mir fällt das immer wieder auf.
    sorry, aber wenn man sich Fotos von Stöckl über die Jahre sehr aufmerksam ansieht ….

  3. Ich finde es sehr schade dass seine Tätigeit so beendet wurde.Nach meiner Meinung hat er in den 13 Jahren einen Superjob gemacht.
    Ich wünsche ihm uns seiner Familie alles Gute für die Zukunft.

  4. Es ist sehr schade das er geht wenn man aber keine zukunft sieht ist es manchmal besser so.ich wünsche ihn für die zukunft alles gute und den norwegischen Team ebenfalls

  5. Dass Schispringer nicht jahrelang immer auf höchstem Level springen muss jeder Einzelne auch mal kapieren, auch wenn es einem Lindvik, Granerud und vor allem Forfang leichter erscheint den besten Trainer , den sie je hatten, mittels einer hinterlistigen Aktion abzusägen! Denen wünsche ich nicht mehr alles Gute, sondern schlechte Ergebnisse! Man kann nämlich Ungestimmtheiten anders lösen als mit einer hinterlistigen Aktion, nämlich mit ehrlichen Gesprächen!!! Herrn Stöckel alles Gute und er sollte Norwegen schnellstens den Rücken kehren!!

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