Rückkehr bei Vierschanzentournee

Andreas Kofler: Weltcup-Comeback nach langer Leidenszeit

Foto: GEPA

Nach mehr als einjähriger Abwesenheit kehrt Andreas Kofler bei der Vierschanzentournee auf die große Bühne zurück. Der Tiroler verpasst in Innsbruck die Qualifikation, kann sein Comeback aber dennoch genießen. Eine lange Leidenszeit liegt hinter ihm.

Als Teil der nationalen Gruppe Österreichs ist Andreas Kofler am Donnerstag in den Skisprung-Weltcup zurückgekehrt. Sportlich verlief das Comeback in der Qualifikation für das dritte Springen der Vierschanzentournee wenig erfolgreich. Und trotzdem konnte der 34-Jährige die Rückkehr auf seiner Heimschanze genießen.

„Das hat heute leider nicht gereicht, aber ich habe trotzdem versucht, jeden Moment aufzusaugen. Das ist eine besondere Geschichte für mich, weil das letzte Jahr sehr schwierig war“, erklärte Kofler nach seinem Qualifikationssprung auf Platz 61, der das vorzeitige Aus bedeutete.

„Es war keine Energie da, um Schritte zu setzen“

Dass er überhaupt noch einmal in den Weltcup zurückkehrt, ist ein kleines Wunder. Im Herbst 2017 war beim zweifachen Mannschafts-Olympiasieger eine Autoimmunerkrankung diagnostiziert worden. Kofler hat in Folge dessen die komplette Olympia-Saison verpasst. „Ich hatte sehr viele Probleme mit meinem Energiehaushalt. Ich habe gemerkt, dass ich mich nicht mehr erhole, wenn ich trainiere“, erklärte der Tiroler im Gespräch mit skispringen.com und offenbarte dabei tiefe Einblicke in eine lange Leidenszeit.

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Schon nach seiner letzten Weltcup-Saison 2016/2017 habe es erste Anzeichen für eine Erkrankung ergeben. „Das habe ich noch nicht wirklich ernst genommen. Dann habe ich aber bald gemerkt, dass es immer schlimmer wurde. Im Herbst musste ich einsehen, dass es nicht mehr geht“, so Kofler, der daraufhin drei Wochen lang „gar nichts gemacht“ habe – nur Gedanken darüber, was es mit der Krankheit auf sich hat: „Als Sportler sucht man meistens bei sich selbst. Aber es war einfach keine Energie da, um irgendwelche Schritte zu setzen.“

Die Erkrankung ging bei Kofler einher mit äußeren Anzeichen. „Mir sind die Haare ausgefallen. Daran hatte ich zu knabbern“, gestand der 12-fache Weltcupsieger gegenüber skispringen.com. Fast ein Jahr habe er nun gebraucht, um die Autoimmunerkrankung in den Griff zu bekommen.

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Dass der Skispringer aus Fulpmes im Stubaital heute wieder auf der Skisprungschanze steht, seine Karriere also nicht beendet hat, ist auch auf die anstehende Heim-WM zurückzuführen: „Seefeld hat mir sehr geholfen. Natürlich sind die Fragen aufgetaucht, ob ich weitermache oder aufhöre, ob es überhaupt sinnvoll ist, weiterzumachen. Doch für Seefeld lohnt es sich zu kämpfen.“

Die Haare und die Freude sind zurück

Kofler hatte sich mit der ersten Trainingsgruppe unter Cheftrainer Andreas Felder auf die WM-Saison vorbereitet, der Sprung in die Weltcup-Mannschaft ist ihm dabei aber nicht geglückt. Als Teil der nationalen Gruppe hat er bei den österreichischen Stationen der Vierschanzentournee nun die Chance, sich für weitere Einsätze zu empfehlen. Im zweitklassigen Continentalcup konnte der Olympiasieger von 2006 und 2010 zuletzt noch keine Top-Platzierungen einfahren.

Und trotz misslungener Qualifikation in Innsbruck: Andreas Kofler war bestens gelaunt am Bergisel anzutreffen – so wie die vielen Fans den österreichischen Sympathieträger lange Jahre gekannt haben. „Die Haare und die Freude sind wieder da“, freute sich Kofler, der beim Tournee-Finale in Bischofshofen seine nächste Chance erhalten wird: „Ich hatte mir vorgenommen, mit einem Grinsen anzufahren. Wurst, wie das ausgeht.“ Das ist ihm gelungen.

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Über Marco Ries 867 Artikel
Inhaber und Chefredakteur von skispringen.com. Hat sich nach der Jahrtausendwende am Skisprungfieber anstecken lassen und 2009 dieses Angebot gegründet. Studiert an der Universität Heidelberg und arbeitet nicht nur im Winter als freier Journalist und Autor (u.a. das Buch „Unnützes Skisprungwissen“).

3 Kommentare

  1. Bei Autoimmunerkrankung musste ich erstmal zusammenzucken und an HIV denken. Zwar wird nicht genau genannt was es war, aber es scheint weg zu sein wodurch die schlimmste Befürchtung weg ist. Gut dass er da ist, ich wünsche es ihm dass er den Anschluss and die Spitze findet und seine letzten Weltcup Jahre noch einmal aufdrehen kann

    • Der Haarausfall ist hier das äußere Symptom der Autoimmunerkrankung. Da die Krankheit im Bericht nicht genannt wird, werde ich das auch respektieren. Es gibt eine ganze Reihe von Autoimmunkrankheiten mit entsprechend unterschiedlichen Angriffszielen (bzw. Zellen).

      Was Kofler vermutlich hier anspricht, ist eine Erschöpfung der Nebennierenrinde infolge von jahrelangen Stress mit zu wenig Regeneration. Irgendwann sind die Speicher leer und da muß man zeitweilig komplett abschalten und langsam wieder auffüllen.

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