DSV-Adler voller Vorfreude

„Bin sehr neugierig“: So blickt Karl Geiger auf die WM-Saison

Am Freitag starten die Skispringer in die Weltcup-Saison 2022/2023. Vor dem frühesten Saisonstart aller Zeiten hat sich Karl Geiger ausführlich über die zahlreichen Neuerungen und seine Ambitionen für die WM-Saison geäußert.

Am 4. November und damit so früh wie noch nie hat die Zeit des Wartens auf die neue Weltcup-Saison im Skispringen ein Ende. Doch nicht nur der frühe Termin des Weltcup-Auftakts im polnischen Wisla (Event-Übersicht mit Zeitplan & Infos) ist selbst für Karl Geiger, der vom Alpencup bis zu den Olympischen Spielen schon alles gesehen hat, ungewohnt: Auch, dass der Weltcup-Auftakt erstmals auf Eisspur und Matten stattfindet, ist für den besten deutschen Skispringer der letzten Jahre neu. Dennoch ist die Vorfreude groß, wie er ’sport.de‘ und skispringen.com im Gespräch verriet.

„Ich bin neugierig zu sehen, wie viel in meiner Form aktuell drinsteckt und wie dieser Event angenommen wird“, sagte der Oberstdorfer. Anders als etwa Markus Eisenbichler, der im Sommer Kritik an diesem „Hybrid-Weltcup“ übte, zeigte sich der 29-Jährige offen. „Ich würde es mal als Pilotprojekt bezeichnen, in dem man mal sieht, wie es ankommt und ob man es vielleicht sogar noch optimieren kann“, so Geiger. Ganz bei 100 Prozent sei er selbst noch nicht, dennoch sei sein Gefühl für den Start in Wisla gut.

Vorfreude auf die WM in Planica, trotz fehlender Erfahrung

Über allem schwebt im Winter die Nordische Ski-WM in Planica – jenem Ort, an dem Karl Geiger im Dezember 2020 Skiflugweltmeister wurde. „Sehr viele positive Erinnerungen“ verbinde er mit Planica, wenngleich Wintersprünge auf den WM-Schanzen noch ein weißer Fleck auf seiner persönlichen Schanzen-Landkarte darstellen: „Es werden also hoffentlich die ersten Winter-Wettkämpfe sein, die ich auf diesen Schanzen bestreite. Deswegen bin ich da sehr neugierig drauf.“

Selbst im Sommer sei die Normal- (HS 102) und Großschanze (HS 138) in Planica, auf denen 2014 letztmals Weltcups stattfanden, bis zu diesem Jahr noch nicht gesprungen. „Beim Lehrgang diesen Sommer habe ich aber ein paar vereinzelte gute Sprünge gemacht und es ganz gut hinbekommen. Die Spur im Sommer ist dort sehr eigen und mit der hatte ich einige Probleme. Ich bin aber gespannt, wie sie im Winter geht, weil man mir schon von mehreren Seiten bestätigt hat, dass sie anders geht als im Sommer“, schmunzelte der vierfache Weltmeister.

Super Team: „Bin kein Fan davon“ – Zuspruch für Damen-Skifliegen

Während ihn diese Unbekannte durchaus reizt, zeigte er sich überrascht davon, dass mit dem Super-Team-Format eine Neuerung es nach nur einem Testlauf in den Weltcup-Kalender geschafft hat. „Ich bin kein Fan von diesem Event“, gab Geiger zu. Er sehe die Gefahr, dass bei den Top-Nationen gar nicht auf die besten Springer zurückgegriffen werde, da auch die Qualität der anderen Springer aus dem Team für das Podest ausreiche: „Es gibt viel Potenzial, das dort auf der Strecke bleibt.“ Er selbst hält am Grundsatz fest: „Wenn ich zu einem Event fahre, möchte ich, wenn ich darf, auch mitmachen.“

Dass seine Kolleginnen im März in Vikersund erstmals einen Wettkampf auf einer Flugschanze bekommen, befürwortet der Skiflug-Weltcupsieger von 2021: „Ich finde das Format, was sie gefunden haben, sehr gut“ und begründete dies mit der Sicherheit, die beim Skifliegen an erster Stelle stehe. Auch wenn die Lücke zwischen Platz eins und 30 auf Großschanzen noch recht groß sei, ist er der Meinung, „dass die Top 15 das Skifliegen sehr gut meistern werden.“ Die Schanze in Vikersund hält Geiger mit ihrer flachen Flugkurve und weniger Anfahrtsgeschwindigkeit für eine gute Wahl.

Geiger hat „pragmatische“ Ziele

Saisonziele, die sich auch mit Zahlen belegen lassen, habe er (noch) keine. Wichtig sei, gut in die Saison reinzufinden. „Wenn ich weiterhin dazu in der Lage bin, eine Saison wie die letzte zu springen, dann ist die Saison gut verlaufen“, so der 13-fache Weltcupsieger, der sich nach dem zweiten Platz im Gesamtweltcup der Vorsaison auch bewusst ist: „Wenn man schon weit vorne ist, ist nicht mehr viel Luft nach weiter vorne.

Ganz in Geiger-Manier formulierte er „pragmatische“ Ansprüche an sich selbst: „Ich möchte nicht stehen bleiben und an alten Mustern festhalten, sondern offen und frei reingehen. Ich möchte mich springerisch und menschlich weiterentwickeln. Jedes Wochenende das Beste zu geben und meine Sprünge so zu optimieren, dass es für vordere Ränge reicht, das sind meine Ziele.“ Ob ihm das gelingt, wird sich dann vom 4. November 2022 bis 2. April 2023 zeigen – in der längsten Weltcup-Saison aller Zeiten.

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Über Luis Holuch 538 Artikel
Seit 2010 als Journalist tätig und hat 2017 sein erstes Buch veröffentlicht. Wie es die Leidenschaft wollte, ging es darin um das Damen-Skispringen. Genau dafür ist er bei skispringen.com auch primär zuständig. Kommentierte den offiziellen Live-Stream der Junioren-WM 2020, sowie die FIS-Classics-Serie und die Continentalcup-Finals der Nordischen Kombination.

3 Kommentare

  1. Ich freue mich auf die neue Saison. Anfang wird ein wenig zerfahren sein, wegen Fußball WM. Aber spätestens zur Tourne wird Skisprung Zirkus heiß laufen. Ich vermute das auf Grund von Klimawandel und Energie Kosten solche Hybrid Weltcups öfter geben wird. Was aber nicht heißt,das alles schlecht wird, vielleicht ist das Lösung für die Zukunft. Ich wünsche allen Skispringer alles gute und verleztungsfreie Saison.

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