Kritik an Ski-Modell

Nach Sturz von Cene Prevc: Slatnar wehrt sich gegen Vorwürfe

Foto: Screenshot ARD, imago / GEPA

Der Sturz von Cene Prevc im Training vor der Vierschanzentournee in Oberstdorf hat für deutliche Kritik am Ski des Slowenen gesorgt. Der Entwickler der Ski-Marke wehrt sich bei skispringen.com gegen Äußerungen von Werner Schuster.

Es war die Schrecksekunde zum Auftakt der 70. Vierschanzentournee: Cene Prevc kommt bei der Landung seines zweiten Trainingssprungs zu Sturz – und das auf eine Art und Weise, wie es der Skisprung-Weltcup bisher nicht gesehen hat.

Es folgte deutliche Kritik an den Skiern von Slatnar, die der 25-jährige Slowene springt. „Es ist immer wieder das gleiche: Man wartet so lange, bis etwas passiert, und dann schrecken alle auf“, sagte Werner Schuster in seiner Analyse bei ‚Eurosport‘.

Was der langjährige Bundestrainer meint: Die Skispitzen der Sprungskier aus Slowenien sind sehr flach, sollen den Skispringern damit mehr Tragfläche während des Flugs verleihen. Doch genau das wurde Prevc zum Verhängnis. Wie in den Fernsehbildern deutlich zu erkennen war, hat sich die Skispitze seines linken Skis in den Schnee gebohrt und den Ski damit gestoppt – keine Chance für Prevc, den Sprung zu stehen.

Schuster: „Das war vorhersehbar“

Eine Anpassung der Skier zu Lasten der Sicherheit, wie Schuster meinte: „Das war eigentlich vorhersehbar, dass es passiert. Jetzt ist es genau im Training der Vierschanzentournee passiert. Ich würde mich als Springer nicht wohlfühlen, wenn ich jetzt oben stehe und sehe, mein Markenkollege ist eingestochen.“

Peter Slatnar: „So etwas kann immer passieren“

Eine Kritik, die Ski-Entwickler Peter Slatnar so nicht stehen lassen will. „Dort, wo Cene gelandet ist, war der Schnee sehr weich und darunter hart. Wenn die Bedingungen so sind, kann das allen Athleten Probleme machen, und nicht nur denen, die unsere Skier springen“, erklärte Slatnar im Gespräch mit skispringen.com. Zur Kritik von Schuster meinte der Slowene weiter: „Wenn Werner sagt, dass es vorhersehbar war, dann ist das seine Perspektive. Ich denke, so etwas kann immer passieren.“

Auch bei einem Treffen der Skihersteller mit den Materialkontrolleuren des Internationalen Skiverbandes (FIS) am Mittwoch in Oberstdorf sei eine stärkere Reglementierung der Sprungskier kein Thema gewesen. „Aber das ist eine gute Schule für alle, was die Entwicklung der Skier betrifft. Unsere Skier entsprechen den Regeln der FIS, aber die Entwicklung geht natürlich immer weiter“, so Slatnar.

Auch interessant: Die vier Tournee-Orte sind sich einig darüber, auch die Frauen an der Vierschanzentournee teilnehmen zu lassen. Jetzt könnte es ganz schnell gehen.

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Über Marco Ries 869 Artikel
Inhaber und Chefredakteur von skispringen.com. Hat sich nach der Jahrtausendwende am Skisprungfieber anstecken lassen und 2009 dieses Angebot gegründet. Studiert an der Universität Heidelberg und arbeitet nicht nur im Winter als freier Journalist und Autor (u.a. das Buch „Unnützes Skisprungwissen“).

6 Kommentare

  1. Hallo Domme,
    nur gut, dass wenigstens einer die Situation richtig erfasst hat, entgegenden anderen Dummschwätzern die nur bereits Vorgegebenes nachplappern. Der Sturz erinnert fatal an die beiden Fontalstürze von Simon Amman die er nur mit viel Glück überlebt hat. Vermutlich muss sich wirklich erst einer das Genick brechen, bevor dieser Sensationsgier Einhalt geboten wird.

    • Mit Sensationsgier hat das Problem der flachen Skispitzen aber mal gar nichts zu tun. Es sind junge und erfolgshungrige Springer, die sich von den Neuerungen im Materialbereich angezogen fühlen. Das Alte ist schlecht, weil es alt ist. Das Neue wird immer für besser gehalten, es denkt auch keiner über die Risiken nach. Das ist jugendliches Vertrauen in den Fortschritt. Nicht immer berechtigt…

  2. Die Physik lässt sich nicht austricksen. Der Athlet hat sich aufgrund von gewissen Vorteilen für diesen Ski entschieden. Wo ist die Grenze? No Risk – No Fun! Betrifft in ähnlicher Form die Fersenkeile und die Sprunganzüge. Die Grenzen des Reglements werden ausgelotet. Natürlich gibt es da jetzt Diskussionen.

  3. Fand die Kritik von Schuster ebenfalls deutlich überzogen. Es war der erste Fall dieser Art wenn ich recht erinnere. Und Cene ist ja nun nicht der einzige der Slatnar-Ski springt. Bei solchen Verhältnissen (viel weicher Schnee im Aufsprungbereich) kann meiner Meinung nach jeder mit jedem Ski beim kleinsten Fehler zu Fall kommen. Ball flachhalten…

    • Es handelt sich hier um eindeutig berechenbare Physik und den Umgang mit Wahrscheinlichkeiten. Ich erinnere mich, dass schon früh, als diese Konstruktionstendenz aufkam, gesagt wurde: ‚wenn das man gutgeht…‘ Werner Schuster hat den Durchblick. Natürlich muss Slatnar sein Produkt verteidigen, und sicher hat es auch Vorteile für die Springer, dieses Modell zu verwenden. Aber Murphys Gesetz ist ja allgemein bekannt.

      • Ich kann gar nicht nachvollziehen, warum nicht jeder, der klar denken kann, die Problematik sieht und versteht. Natürlich passiert es sehr sehr selten, aber die Wahrscheinlichkeit steigt doch mit einem flachen Ski. So lange dieser zugelassen ist muss es jeder selbst abwägen. Im Flug wird es klare Vorteile bringen und bei der Landung birgt es mehr Risiken.
        Gut, dass hier nicht viel passiert ist…

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