Vierschanzentournee

Deutsches Duo gegen die Mannschaft der Zukunft

Foto: imago / Eibner

Wenn am Wochenende die 73. Vierschanzentournee startet, blickt Skisprung-Deutschland auf Pius Paschke und Andreas Wellinger. Vor dem Auftakt in Oberstdorf sieht sich das deutsche Duo aber mit starker Konkurrenz konfrontiert.

23 Jahre ist es inzwischen her, als mit Sven Hannawald zuletzt ein deutscher Skispringer den Gesamtsieg beim traditionell ersten großen Höhepunkt im Weltcup-Kalender der Skispringer gefeiert hat. In diesem Winter, so sagen es die meisten Beobachter vor dem Auftakt in Oberstdorf (Event-Übersicht mit Zeitplan & Infos), sind die Voraussetzungen so gut wie lange nicht, die deutsche Durststrecke nach über zwei Jahrzehnten zu beenden.

Blickt man auf den aktuellen Gesamtweltcup, scheint die Favoritenrolle klar: Vor dem Auftakt in Oberstdorf führt Pius Paschke die Gesamtwertung mit 79 Punkten Vorsprung einigermaßen komfortabel an. Der Skispringer aus Kiefersfelden, der erst vor ziemlich genau einem Jahr im fortgeschrittenen Alter von 33 Jahren den ersten Weltcupsieg seiner Karriere gefeiert hat, kann nun, ein Jahr älter, auf schon fünf Saisonsiege in bislang zehn Wettkämpfen zurückblicken.

Wellinger als zweiter Hoffnungsträger des DSV

Neben ihm strahlte aus der deutschen Mannschaft in dieser Saison nur ein anderer deutscher Skispringer vom obersten Siegertreppchen: Andreas Wellinger, der im letzten Jahr mit seinem Sieg beim Auftaktspringen eine regelrechte Euphorie im Land ausgelöst hat. Doch für den Gesamtsieg sollte es auch diesmal nicht reichen – Ryoyu Kobayashi ist zwar ohne einen einzigen Tagessieg geblieben, war nach vier zweiten Plätzen in Summe aber stärker als der Deutsche.

Das Team von Bundestrainer Stefan Horngacher betont dieser Tage, Lehren aus den titellosen Jahren gezogen zu haben. „Wir haben den letztjährigen Tourneeverlauf analysiert und einige Punkte gefunden, die wir besser machen können“, sagte Wellinger vor dem Start der Tournee und erklärte weiter: „Im Vordergrund steht dabei mein Energie-Management. Mein Ziel ist es, in Bischofshofen so frisch und wach zu springen wie beim Auftakt in Oberstdorf.“

Paschke will „den guten Drive“ mitnehmen

Mit Blick auf den bisherigen Saisonverlauf bleibt aber Paschke der heißeste Kandidat auf die Hannawald-Nachfolge. „Ich möchte den guten Drive der letzten Wochen mit in die Tournee nehmen. Das Selbstvertrauen stimmt, und ich weiß, an welchen technischen Details ich arbeiten muss“, sagte Paschke vor dem Start.

Dass er weiter an seinem Sprung arbeiten muss, hat das Wochenende in Engelberg gezeigt, das eine Art Generalprobe für die Vierschanzentournee darstellt. Ausgerechnet dort, wo er ein Jahr zuvor erstmals in die Riege der Weltcupsieger aufgestiegen ist, blieb der 34-Jährige mit den Plätzen zehn bzw. 18 deutlich hinter den Erwartungen.

» Gesamtweltcup 2024/2025 (Männer): Die aktuelle Saison-Gesamtwertung im Überblick

Bei der Generalprobe waren es nämlich die Österreicher, die der Konkurrenz fulminant davongesprungen sind: Auf einen Doppelsieg am Samstag folgte ein Dreifachsieg am Sonntag – mit Daniel Tschofenig, Jan Hörl und Stefan Kraft hat Österreichs Cheftrainer Andreas Widhölzl gleich drei Anwärter auf den Tourneesieg in seinen Reihen.

Junge Österreicher bilden „Mannschaft der Zukunft“

Im Nationencup eilt Österreich der Konkurrenz schon seit Saisonstart davon – mehr als 800 Punkte liegt die Alpenrepublik in dieser bei den Teams so begehrten Extra-Wertung meilenweit vor Deutschland in Führung. Die mannschaftliche Dominanz des ÖSV erinnert schon ein bisschen an die goldene Ära der selbsternannten „Superadler“ um Thomas Morgenstern und Gregor Schlierenzauer, die von 2008/2009 bis 2015/2016 die Vierschanzentournee gleich sieben Mal in Folge gewonnen haben.

„Dass der Weg zum Tournee-Sieg über die österreichische Mannschaft führt, war auch vor Engelberg schon klar“, sagt der ehemalige Bundestrainer Werner Schuster, der inzwischen als Experte bei ‚Eurosport‘ arbeitet. Seit Saisonbeginn präsentieren sich die ÖSV-Skispringer stark, wurden bis zur Generalprobe in der Schweiz aber meist von Paschke geschlagen.

» Weltcup-Kalender 2024/2025 (Männer): Alle Termine im Überblick

Inzwischen wartet Österreich immerhin seit neun Jahren auf den nächsten Tourneesieg. Nun ist das Team so breit aufgestellt wie kein anderes, hat neben ihrem letzten Gesamtsieger Stefan Kraft inzwischen auch jüngere Springer in ihren Reihen. „Sie haben eine gute Mischung aus jungen und älteren Sportlern – das ist die Mannschaft der Zukunft, an der kein Weg vorbeiführt“, blickt etwa der ehemalige Bundestrainer Werner Schuster, der inzwischen wieder beim DSV als Nachwuchs-Cheftrainer arbeitet, vielleicht auch ein bisschen neidvoll in seine österreichische Heimat.

Alles spricht für Deutschland und Österreich

Dass der Sieger am Ende aus keinem der beiden Länder kommt, scheint angesichts des bisherigen Saisonverlaufs äußerst unwahrscheinlich. „Die Chance ist sehr groß, dass der Sieger aus Deutschland oder Österreich kommt. Alles deutet darauf hin, gerade auch weil die Pause zwischen Engelberg und Oberstdorf diesmal so kurz war“, so Schuster, inzwischen Experte beim Fernsehsender ‚Eurosport‘, gegenüber skispringen.com.

Die deutsch-österreichische Vierschanzentournee könnte in dieser Saison also wieder zu einem deutsch-österreichischen Duell werden – auch das gab es in dieser ausgeprägten Form viele Jahre nicht mehr.

Auch interessant: In unserem Vierschanzentournee-Ticker geben wir einen Überblick über alle Neuigkeiten rund um die Vierschanzentournee: die großen und kleinen, die wichtigen und weniger wichtigen Meldungen.

skispringen.com-Newsletter

Aktuelle Nachrichten, spannende Hintergrund-Informationen und Veranstaltungs-Hinweise per E-Mail abonnieren. Weitere Informationen zum Newsletter und Datenschutz

Über Marco Ries 919 Artikel
Inhaber und Chefredakteur von skispringen.com. Hat sich nach der Jahrtausendwende am Skisprungfieber anstecken lassen und 2009 dieses Angebot gegründet. Studiert an der Universität Heidelberg und arbeitet nicht nur im Winter als freier Journalist und Autor (u.a. das Buch „Unnützes Skisprungwissen“).

5 Kommentare

  1. So nachdem der „sympathische“ Herr Wellinger mal wieder eine überhebliche Aussage zu der folgenden Frage getroffen hat „Welches österreichische Duo das gefährlichste sei und er meinte Wellinger/Paschke, ist er bei mir noch mehr unten durch,das ist nicht lustig sondern respektlos und arrogant. Ich hoffe,dass die Österreicher und ein Schweizer ihn schon in Oberstdorf den Schneid abkaufen und er dann schon keine Chance in der Gesamtwertung mehr hat!

Kommentar schreiben

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht. Bitte beachten Sie unsere Diskussionsregeln, die Netiquette.


*