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Orte, Modus, Preisgeld: Das müssen Sie zur Raw Air 2024 wissen

Mit der Raw-Air-Tour durch Norwegen beginnt am Freitag das letzte große Highlight des Skisprung-Winters. skispringen.com erklärt alles Wichtige zu den Stationen, dem Modus und dem Preisgeld.

Seit ihrer Einführung im Jahr 2017 ist die Raw-Air-Tour durch Norwegen ein fixer Bestandteil des Weltcup-Kalenders. Einzig im Corona-Winter 2020/2021 fiel sie wenig strikter Reisebeschränkungen in Norwegen aus. Das unstete an ihr ist jedoch der Modus, der sich auch wegen wechselnder Austragungsorte seit 2020 jedes Jahr aufs Neue verändert hat. So gab es für die Frauen, die seit 2019 dabei sind, noch keine Ausgabe ohne Änderungen.

Auch bei der Ausgabe 2024, die am Freitag in Oslo startet, wird das so sein, denn diese kommt in einem gänzlich neuen Modus daher. Dieser soll die selbsternannte härteste Skisprung-Serie der Welt auf ein neues Level heben und den Kampf um das lukrative Zusatz-Preisgeld für die besten Drei der Gesamtwertung noch spannender machen. skispringen.com erläutert die Besonderheiten anhand der einzelnen Stationen.

Oslo – Holmenkollen (HS 134)

Die Auftaktstation der „Raw Air“ ist seit jeher der legendäre Holmenkollen in Norwegens Hauptstadt Oslo und das wird auch heuer so sein. Die dortige Qualifikation am Freitag ist der erste Durchgang, der in die Gesamtwertung der Tour zählt und wird nach der umgedrehten Reihenfolge des Weltcupstands gestartet. Die Punkte dieses Durchganges bilden den ersten Zwischenstand in der Raw-Air-Gesamtwertung, welche dann für die Startreihenfolge relevant ist.

» Event-Übersicht: Zeitplan & Infos zur Raw-Air-Tour am Holmenkollen in Oslo

Ab dem ersten Wertungsdurchgang tags darauf bis zum Finale in Vikersund starten die Athleten nämlich in umgedrehter Reihenfolge des Raw-Air-Stands. Wie gewohnt zählen die Punkte jedes Durchgangs in diesen rein, somit auch die Qualifikation am Sonntag in Oslo vor dem zweiten Einzel am Nachmittag. Diese Qualifikation wird jedoch die vorletzte im Rahmen der „Raw Air“ sein, was ein grundlegender Unterschied zu den Vorjahren ist.

Trondheim – Granasen (HS 105 & HS 138)

Nach vierjähriger Pause ist Trondheim zurück im Weltcup-Kalender. Die letzten Erinnerungen an die dortigen Springen sind inzwischen etwas verblasst, wenngleich der Saison-Abbruch 2020 wegen der Corona-Pandemie freilich denkwürdig und einmalig ist. Einige Athleten werden Trondheim auch 2024 nicht bereisen, schließlich ist die „Raw Air“ für alle Springer außerhalb der Top 50 des Tour-Zwischenstands nach Oslo beendet.

» Event-Übersicht: Zeitplan & Infos zur Raw-Air-Tour in Trondheim

Das bedeutet zum einen, dass einige Sportler nicht die Möglichkeit haben, an den Test-Wettkämpfen für die WM 2025 teilzunehmen. Zum anderen bedeutet es aber auch, dass keine Qualifikationen für die Wettkämpfe an dieser Station notwendig sind. Auch Probedurchgänge sind nicht vorgesehen, sodass nur zwei Trainingssprünge vor den Einzelspringen anstehen. Auch die Tatsache, dass am 12. März auf der Normalschanze gesprungen wird, ist ein Novum in der Raw-Air-Geschichte, hängt aber ebenfalls mit der WM im nächsten Jahr zusammen.

Vikersund – Vikersundbakken (HS 240)

Zum Raw-Air-Finale geht es dann auf den „Monsterbakken“ nach Vikersund, wo gleich mehrfach ausgesiebt wird. Am 15. März gibt es die dritte Qualifikation im Rahmen der „Raw Air“, welche die 40 Starter für das Einzel am Tag darauf ermitteln. Zum Abschluss der ohnehin kräftezehrenden Tour wartet am 17. März dann ein Mammut-Programm auf die besten Athleten, wenngleich hier keine Qualifikation und kein Probedurchgang stattfinden wird. Statt den üblichen zwei Wertungsdurchgängen gibt es nämlich deren drei.

» Event-Übersicht: Zeitplan & Infos zur Raw-Air-Tour in Vikersund

Am ersten Durchgang nehmen die besten 30 des Raw-Air-Zwischenstandes teil. Die besten 20 davon kommen in den zweiten Durchgang, starten dort aber in derselben Reihenfolge wie im ersten Durchgang abzüglich derer, die sich nicht für diesen qualifiziert haben. Für die besten zehn dieser ersten beiden Durchgänge geht es im dritten Durchgang dann um die begehrten drei Top-Plätze. Der Führende der Raw-Air-Wertung wird dabei als letzter Athlet im dritten Durchgang an den Start gehen, selbst wenn er nicht der Führende des Wettkampfs sein sollte.

DurchgangTeilnehmerStartreihenfolge
1. DurchgangTop-30 der "Raw Air"Umgekehrter Raw-Air-Stand
2. DurchgangTop-20 des ersten DurchgangsWie im 1. Durchgang
3. DurchgangTop-10 der ersten beiden DurchgängeUmgekehrter Raw-Air-Stand

Insgesamt zählen 16 Durchgänge in die Gesamtwertung. Im Idealfall bedeutet dies härtere Konkurrenz und Spannung bis zum Schluss, da sich aufgrund der potenziell großen Punktedifferenz auf der Flugschanze im Gesamtklassement noch viel bewegen kann.

Im Hinblick auf die Weltcup-Wertung bietet der neue Modus der Raw-Air-Tour jedoch auch ein gewisses Risiko: Steht man nach den ersten sechs Durchgängen in Oslo (zwei Qualifikationen plus zwei Einzel à zwei Durchgängen) nicht unter den Top 50 der Raw-Air-Wertung, verpasst man automatisch die nächsten vier Weltcupspringen und damit auch die Chance, bis zu 400 Weltcup-Punkte zu sammeln.

WettkampfTeilnehmerStartreihenfolgeWas zählt?Beispiel
Qualifikation OsloWie gemeldetUmgekehrter
Weltcup-Stand
Punkte der Quali135,4
Einzel OsloTop 50 der QualifikationUmgekehrter
Raw-Air-Stand
Punkte des Einzels276,5
Qualifikation OsloWie gemeldetUmgekehrter
Raw-Air-Stand
Punkte der Quali127,6
Einzel OsloTop 50 der QualifikationUmgekehrter
Raw-Air-Stand
Punkte des Einzels289,7
Einzel Trondheim (HS 105)Top 50 der
"Raw Air"
Umgekehrter
Raw-Air-Stand
Punkte des Einzels236,5
Einzel Trondheim (HS 138)Top 50 der
"Raw Air"
Umgekehrter
Raw-Air-Stand
Punkte des Einzels295,3
Qualifikation
Vikersund
Top 50 der
"Raw Air"
Umgekehrter
Raw-Air-Stand
Punkte der Quali204,1
Einzel
Vikersund
Top 40 der QualifikationUmgekehrter
Raw-Air-Stand
Punkte des Einzels459,2
Finale
Vikersund
Top 30 der
"Raw Air"
Umgekehrter
Raw-Air-Stand
Punkte des Einzels678,5
Gesamtwertung "Raw Air"Punkte der 16 Wertungsdurchgänge2702,8

Welches Regelwerk gilt für die Frauen?

Auch die Frauen bestreiten während der „Raw Air“ laut Plan insgesamt 16 Wertungsdurchgänge, die allesamt in gestürzter Reihenfolge des Weltcupstands gestartet werden. Diese setzen sich zusammen aus je zwei Qualifikationen in Oslo und Trondheim und je zwei Einzelspringen à zwei Durchgängen in Oslo, Trondheim und Vikersund. Die Qualifikationsergebnisse ermitteln in gewohnter Manier die 40 Springerinnen, die sich für die Einzelwettkämpfe qualifizieren. Ein Teilnehmerinnenlimit gibt es, anders als bei den Männern, aber nicht nach Oslo, sondern erst in Vikersund.

Nach der erfolgreichen Premiere des Skifliegens im vergangenen Jahr, das noch als FIS-Springen und Raw-Air-Finale gewertet wurde, hat das Skifliegen nun Weltcup-Status erhalten. Hierfür fix qualifizieren sich die besten 15 Athletinnen des Gesamtweltcupstands nach Trondheim. Zusätzlich können bis zu fünf weitere Springerinnen außerhalb der Top 15 des Gesamtweltcups Teil des Skifliegens werden, wenn sie unter den besten 15 der Raw-Air-Wertung liegen. Alle Teilnehmerinnen müssen am 15. März, dem Tag des offiziellen Trainings, mindestens 18 Jahre alt sein.

Wie viel Preisgeld gibt es zu gewinnen?

„Das Preisgeld ist für beide Geschlechter gleich, weil beide dieselbe Anzahl an Wertungsdurchgängen bestreiten, nämlich 16“, heißt es im Reglement. Diesen Fall gibt es sonst nur bei Mixed-Team-Springen, welche jedoch im Laufe des Winters gar nicht ausgetragen wurden. Ausgelobt sind 59.000 Euro für die besten Drei der Gesamtwertung, welche sich auf 40.000 Euro für die Siegerin und den Sieger, 13.000 Euro für Platz zwei und 6.000 Euro für Platz drei verteilen.

Besonders für die Frauen ist dieses Preisgeld lukrativ, da sie sonst gemäß dem Weltcupreglement lediglich 43 Schweizer Franken pro Weltcuppunkt, umgerechnet 41,34 Euro, erhalten. Um auf das Sieger-Preisgeld 40.000 Euro zu kommen, müsste eine Springerin sonst neun Springen gewinnen und einen achten Platz erzielen. Den Männern reichen hingegen drei Weltcupsiege und ein 24. Platz, um auf diese Summe zu kommen. Umso größer ist der Abfall zu Platz zwei und den 10.000 Euro, für die den Männern sonst ein zweiter Platz reicht. Die Frauen müssten für dieselbe Summe zwei Springen gewinnen und ein Mal Siebte werden. Für die 6.000 Euro, der einem Platz drei in der „Raw Air“ einbringt, reichen sonst Platz vier (Männer) respektive ein Sieg und ein dritter Platz (Frauen).

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Über Luis Holuch 522 Artikel
Seit 2010 als Journalist tätig und hat 2017 sein erstes Buch veröffentlicht. Wie es die Leidenschaft wollte, ging es darin um das Damen-Skispringen. Genau dafür ist er bei skispringen.com auch primär zuständig. Kommentierte den offiziellen Live-Stream der Junioren-WM 2020, sowie die FIS-Classics-Serie und die Continentalcup-Finals der Nordischen Kombination.

7 Kommentare

  1. Nachdem man es heute in der Realität gesehen hat: Ich finde es sehr chaotisch, dass im ersten und zweiten Durchgang unterschiedliche Startreihenfolgen herrschen.

  2. Himmel hilf, so ein Wahnsinn!

    Naja, man weiß ja: die laufen am Leben vorbei, und der EU sind sie schließlich auch nicht…

  3. absoluter Blödsinn so! Gerade im Bezug auf die WM 2025!
    finde es eigentlich schon skandalös das man Athleten die in Oslo Probleme haben (und der Holmenkollen ist nicht gerade für Windstille bekannt…) die Chance auf die WM Generalprobe in Trondheim nimmt!

    Die RawAir war mit ihrer anfangs Form 2017 echt gut, so ist das nurmehr Schwachsinn! Das einzige was beibehalten werden sollte ist das gleiche Preisgeld und die gleiche Wettkampfanzahl von Damen und Herren!

    • Da stimme ich zu 100% zu. Im Endeffekt gab es nur 3 richtige RAW-Air-Touren, das jetzt ist totaler Quatsch – wer kommt denn nur auf sowas? Man stelle sich vor, Stefan Kraft, ob ich den jetzt sympathisch finde oder nicht, passiert am Holmenkollen das selbe wie in Lahti und Willingen, dann wäre das Wettbewerbsverzerrung, und es ist gut möglich, dass sowas passiert. Wie man so einen Müll genehmigen kann, verstehe ich nicht, aber bei der FIS wundert mich inzwischen gar nichts mehr

      • Auch ich schließe mich dieser Meinung an. Die Möglichkeit, wegen einem schlechten Sprung am Holmenkollen, wo es jeden erwischen kann, von gleich 3 Folgebewerben „ausgeschlossen“ zu werden, finde ich hart.
        Außerdem beinhaltet der Modus durchaus die Möglichkeit, dass einige der besten Flieger in Vikersund gar nicht an den Start dürfen, also ist der Wert des Wettbewerbs auch etwas in Frage zu stellen….
        Vielleicht ist es sinnvoller, sich die vorhandenen Youtube-Splitter der Skiflugwoche Oberstdorf 1976 reinzuziehen….

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