Auf Mega-Schanze in Island

Weltrekord angeblich gebrochen: Ryoyu Kobayashi nimmt 300-Meter-Marke ins Visier

Foto: imago / GEPA

Während sich die Weltelite der Skispringer längst in den verdienten Urlaub verabschiedet hat, vermeldet ein isländischer Fernsehsender eine aufsehenerregende Nachricht um Ryoyu Kobayashi: Der Japaner soll auf einer Mega-Schanze einen neuen Weltrekord aufgestellt haben.

Einen Monat nach Ende der zurückliegenden Weltcup-Saison geht Ryoyu Kobayashi offenbar erneut auf Weitenjagd: Während sich der Großteil der Skispringer nach dem Ende der Wintersaison in den verdienten Urlaub verabschiedet hat, soll der Japaner in Island in ganz neue Skisprungdimensionen vorstoßen – so zumindest berichtet es der öffentlich-rechtliche Rundfunk Islands, ‚RÚV‘.

Demnach soll im Skigebiet Hlidarfjall unweit der Stadt Akureyri im Norden Islands eine provisorische Schanzenanlage gebaut worden sein, die einen Flug auf über 300 Meter ermöglichen soll. Am frühen Dienstagmorgen soll Kobayashi hier einen ersten Versuch unternommen und dabei bereits einen neuen, in diesem Fall natürlich inoffiziellen Weltrekord aufgestellt haben.

Neuer Weltrekord schon aufgestellt?

Laut ‚RÚV‘ kam der dreimalige Vierschanzentournee-Sieger am Dienstag auf 256 Meter, was den bestehenden Skiflug-Weltrekord von Stefan Kraft (253,5 Meter in Vikersund) um immerhin zweieinhalb Meter übertreffen würde.

Der Fernsehsender veröffentlichte dazu ein Video, das zwar aus großer Entfernung aufgenommen wurde, aber tatsächlich einen beeindruckenden Flug auf der Mega-Schanze zeigt.

300-Meter-Sprung zu Werbezwecken?

Der Fernsehsender berichtet weiter, dass die Organisation in Zusammenarbeit mit dem Energydrink-Hersteller ‚Red Bull‘ durchgeführt werde und die Vorbereitungen bereits seit Anfang des Jahres liefen.

Die Schanzenanlauf startet nach skispringen.com-Informationen auf über 1.000 Metern Höhe mitten in einem bekannten Skigebiet, das zum Zeitpunkt des ersten Versuchs von Ryoyu Kobayashi aber noch geschlossen war. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit wurden schon am Dienstag professionelle Videoaufnahmen durch zahlreiche Kameras und Drohnen angefertigt.

Zweiter Versuch des Energydrink-Konzerns

Ganz neu wäre die Idee von ‚Red Bull‘, zugleich Kobayashis Hauptsponsor, nicht: Der Konzern hatte schon 2011 mit einer ähnlichen Aktion für Aufsehen gesorgt, als im österreichischen Nationalpark Hohe Tauern eine ganz ähnliche Riesenschanze auf rund 3.000 Metern Höhe errichtet wurde.

Schon damals war es der Plan, einen von ‚Red Bull‘ gesponsorten Athleten – dem Vernehmen nach Gregor Schlierenzauer oder Thomas Morgenstern – auf einer derartigen Schanze springen und dabei Werbeaufnahmen anfertigen zu lassen. Umgesetzt wurde die Idee am Ende nie, auch weil der Österreichische Skiverband seinen Athleten die Freigabe aus Sicherheitsgründen verweigert hat.

Im Fall von Kobayashi soll es laut dem Medienbericht aus Island nun anders laufen: Schon am Mittwoch soll demnach der nächste Versuch unternommen werden, die 300-Meter-Marke zu knacken. Eine Anfrage von skispringen.com an Ryoyu Kobayashi sowie ‚Red Bull‘ blieb bis Dienstagabend noch unbeantwortet.

Auch interessant: Nach Ende der zurückliegenden Weltcup-Saison veröffentlicht die FIS ihre Entwürfe für die Kalender des anstehenden Sommer-Grand-Prix sowie der WM-Saison 2024/2025. Alle Termine im Überblick…

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Über Marco Ries 876 Artikel
Inhaber und Chefredakteur von skispringen.com. Hat sich nach der Jahrtausendwende am Skisprungfieber anstecken lassen und 2009 dieses Angebot gegründet. Studiert an der Universität Heidelberg und arbeitet nicht nur im Winter als freier Journalist und Autor (u.a. das Buch „Unnützes Skisprungwissen“).

9 Kommentare

  1. Wieso dort nicht eine professionelle Schanze bauen? Das wäre der nächste Schritt der Weitenjagd. Wenn das mit den Sicherheitsmaßnahmen möglich ist, würde es der Attraktvität des Sports guttun. Ansonsten wird das eh kein offizieller Rekord. Und immerhin ist es dann nicht in Dubai, Saudi-Arabien oder Brasilien

    • Dass überhaupt sowas in Island möglich war wundert mich. Die Isländer nehmen zu Recht den Naturschutz sehr ernst. Also ich war wirklich traurig, dass die hier eingeknickt sind. Solche Extremgeschichten passen da nicht hin

  2. Diese weiten Flüge, gerade von Stefan Kraft, sind schon beeindruckend. Und ja es wäre schön vielleicht auf reguläre Art 260 bis 270 m zusprechen, aber wir erleben es doch jedes Jahr aufs Neue, dass der Klimawandel das Skifliegen stark beeinträchtigt. Und damit auch die Sicherheit. Der Springer. Es wird immer mehr zu einem Zufallsprodukt allen Springern die gleichen Bedingungen zu sichern. Und dann wird so ein Weltrekord doch eher zur Farce. Und keiner von uns Skisprungfans will,dass es zu schweren Stürzen kommt, mit vielleicht noch verheerenderen Verletzungen, als bisher.

    • Sich ändernde Windverhältnisse gibt es schon immer. Das hat nichts mit dem Klimawandel zu tun. Ab und an darf man auf die große Panik auch verzichten.

      • Ändernde Windverhältnisse ja. Aber die extreme Windgeschwindigkeit von jetzt auf naher, dass sind die Probleme und die hatten wir in der vergangene Saison zuhauf. Und ich möchte nicht wissen wie gefährlich das werden kann bei so einer Monsterschanze. Ich will ehrlich gesagt auch keine Weitenrekorde sehen sondern schöne sichere saubere Flüge inkl. Landung.

  3. Diese Weitenjagd ist ja recht und schön, die Frage ist: brauchen wir die 300 Meter? Ich finde nicht. Wir haben doch tolle Flugschanzen für schöne Wettbewerbe( Oberstdorf,
    Bad Mitterndorf, Vikersund und Planica)

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