Neuer Modus, neues Finale

So soll die „Raw Air“ ab 2024 noch attraktiver werden

Die Raw-Air-Tour in Norwegen ist die selbsternannt härteste Wettkampfserie im Skispringen. Bei der nächsten Ausgabe im März 2024 kommen zahlreiche Neuerungen auf die Teilnehmer und Zuschauer zu.

Als „die härteste Skisprung-Serie der Welt“ wurde die Raw-Air-Tour 2017 eingeführt. Sechs Ausgaben hat sie seitdem gesehen (jene in 2021 fiel dem Coronavirus zum Opfer), jede davon lief anders ab. Mal spielte das Wetter nicht mit, 2020 wurde sie vorzeitig abgebrochen (ebenfalls wegen COVID-19) und in den Jahren darauf stand Trondheim als Austragungsort nicht zur Verfügung. Die dortige Schanzenanlage wurde grundlegend renoviert und ist rechtzeitig für den Vor-WM-Winter fertig. Doch das ist längst nicht das Einzige, was 2024 anders sein wird.

Im Anschluss an die Herbsttagung des Skisprung-Komitees des Internationalen Ski- und Snowboardverbandes (FIS) in Klingenthal wurden weitere Änderungen an der „Raw Air“ präsentiert. Die Tour beginnt am 8. März 2024 wie gewohnt in Oslo, am Holmenkollen tritt bereits die erste Änderung in Kraft: Dort wird die Startreihenfolge ab dem ersten Wettkampfsprung in umgekehrter Reihung des Raw-Air-Zwischenstandes festgelegt. Diese ergibt sich zu diesem Zeitpunkt aus dem Qualifikationsergebnis, welches (wie an allen anderen Standorten) in die Tour-Wertung einfließt.

Frauen bekommen Weltcup-Skifliegen in Vikersund

Nach den sechs Durchgängen in Oslo (zwei Qualifikationen plus jeweils zwei Einzelspringen mit zwei Durchgängen) wird unter die Top 50 der Gesamtwertung ein Strich gezogen. Genau dürfen die Weiterreise zur nächsten Station antreten, für alle Teilnehmer ab Platz 51 ist die „Raw Air“ vorzeitig beendet. Vom 11. und 13. März gastiert der Tross dann in Trondheim zur Generalprobe für die Nordische Ski-WM 2025. Auch hier gibt es eine Neuerung: Denn erstmals in der kurzen Geschichte der Wettkampfserie gibt es auch ein Springen auf der Normalschanze. Diese wurde wie die Großschanze komplett neu gebaut und wird damit vor der WM getestet.

Lillehammer als sonst dritte Station ist erstmals nicht Teil der Raw-Air-Tour, da dort bereits am ersten Dezember-Wochenende gesprungen wird. Somit geht es vom 15. bis 17. März direkt weiter auf den „Monsterbakken“ von Vikersund zum großen Finale, was für die Skispringerinnen zugleich auch das Weltcup-Finale ist. Für sie sind dort die ersten beiden Weltcup-Skifliegen überhaupt geplant, heuer mit den Top 15 des Weltcup- respektive Raw-Air-Gesamtstandes, limitiert jedoch auf 20 Teilnehmerinnen.

Raw-Air-Finale in Vikersund mit drei Durchgängen

Für ihre männlichen Kollegen sieht der neue Modus folgendes vor: Die Qualifikation am Freitag bestreiten alle übrig gebliebenen Teilnehmer, maximal eben jene 50, die den Cut in Oslo geschafft haben. Von ihnen qualifizieren sich die besten 40 für das erste Einzel-Fliegen am Samstag. Am Sonntag gibt es keine Qualifikation mehr, da nach den bis dato 13 gewerteten Durchgängen der Tour nur noch die besten 30 zum Start zugelassen sind.

Diese bestreiten den ersten Durchgang. Die besten 20 von ihnen kommen in den zweiten Durchgang, der jedoch nicht der letzte sein wird. Stattdessen wird auch hier nochmal eine Ausscheidung gesprungen, sodass nur noch die Top Ten des Raw-Air-Zwischenstandes den dritten und finalen Durchgang bestreiten. Erst nach diesem, somit den 16. insgesamt steht der Raw-Air-Gesamtsieger fest. Die Frauen bestreiten folglich einen Durchgang weniger, da ihr zweites Fliegen im klassischen Modus ausgetragen wird.

Im Idealfall bedeutet dies härtere Konkurrenz und Spannung bis zum Schluss, da sich aufgrund der potenziell großen Punktedifferenz auf der Flugschanze im Gesamtklassement noch viel bewegen kann. Im Hinblick auf die Weltcup-Wertung bietet der neue Modus der Raw-Air-Tour jedoch auch ein gewisses Risiko: Steht man nach den ersten sechs Durchgängen in Oslo nicht unter den Top 50 der Raw-Air-Wertung, verpasst man automatisch die nächsten vier Weltcupspringen und damit auch die Chance, bis zu 400 Weltcup-Punkte zu sammeln.

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Über Luis Holuch 522 Artikel
Seit 2010 als Journalist tätig und hat 2017 sein erstes Buch veröffentlicht. Wie es die Leidenschaft wollte, ging es darin um das Damen-Skispringen. Genau dafür ist er bei skispringen.com auch primär zuständig. Kommentierte den offiziellen Live-Stream der Junioren-WM 2020, sowie die FIS-Classics-Serie und die Continentalcup-Finals der Nordischen Kombination.

13 Kommentare

  1. Einfach nur nervig, diese knickerige, Topleistungen provozieren wollende Regelungsorgie. ‚Sieh zu, dass du JETZT performst, sonst bist du draußen!‘ Ganz fein, wenn das persönliche Risiko der Springer auf Stürze/Verletzungen mit dieser Methode hochgedrückt wird.

  2. Ja gut oder schlecht. Aber die VST (Für die leihen unter euch: des heißt Vier Schanzen tournier) ist immer noch Kaiser.
    Find ich nicht schade. Aber ich denke es ist alles gut. Denke das dieses Jahr entweder ein Norweger, ein Deutscher, Österreicher oder Japaner gewinnt.
    Wobei Deutschland Ampel sei dank andere Probeme hatt.

  3. DA wird es ja noch leichter für die, die ohnehin schon vornweg mitspringen … Echt gut gemacht (Ironie aus)

    Was haben die Veranstalter sich bitte schön dabei gedacht? Das ist vollkommener Quatsch! Aber naja …

  4. Und in Trondheim gibt es bei mir 50 Startern keine Quali?.

    Insgesamt hört sich das sehr gut an. Vor allem die Startreihenfolge nach Tourstand ist sehr toll.

  5. Das kommt mir irgendwie befremdlich vor. In meinen Augen hat die RAW Air das Ziel, sich als Pendant zur Vierschanzentournee zu etablieren, aktuell verfehlt

  6. Das ist schön und gut. In Vikersund an einem Tag 3 Durchgänge hinzubekommen ( wenn auch im letzten Durchgang 10 Springer sind) wird nicht so einfach. Für Weltelite wird immer anstrengender. Immer mehr Wettbewerbe, immer mehr Serien, Tours und so weiter. Genau wie im Fußball, ich weiß nicht ob das richtige Weg ist.

  7. Suomirockt hat schon Recht, wie soll z.B ein V. Zografski nach Oslo noch unter den besten Fünfzig sein, wenn er mangels Teamkollegen gar nicht an einem Teamspringen teilnehmen kann und so schon mal zwei ganze Sprünge Rückstand auf große Teile der Konkurrenz hat…

    • Scusi, sehe gerade dass zumindest bei der kommenden RAW Air auf Teamspringen verzichtet wird. Damit ergibt das Ganze schon wieder Sinn. Das steigert m.E. sogar den Wert der gesamten Wettkampfserie.

  8. So ein Blödsinn, da werden wieder die schwächeren Nationen bestraft, da brauchen die gar nicht erst anzutreten, da ja eh dann nur die“ Großen “ Nationen am Ende dabei sind.

    • Ehm stimmt nicht so ganz. Denn ich komm auf 7 große nationen rechnet man da 5 bis 6 springer bist schon bei 35 so heißt bei den schwächeren wie frankreich italien … Die schaffen teilweise quali nicht. Also macht nicht den unterschied wenn es nach oslo mit 50 weitergeht. Und wenn in vikersund weiter dezimiert wird triffts ha auch die großen.

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