Hilfsmittel für Sprungrichter

Sandro Pertile kündigt "Videobeweis" im Skispringen an

Schon dem Fußball sollte der Videobeweis zu mehr Gerechtigkeit verhelfen, nun soll er auch im Skispringen kommen. Dies kündigte FIS-Renndirektor Sandro Pertile an, nachdem es einen ersten Live-Test gab.

Diskussionen über die Rolle der Punktrichter sind fast so alt wie das Skispringen selbst. Gab es Stimmen, die eine Maximalzahl von drei pro Springen forderten, wollten manche sie gar ganz abschaffen. Sandro Pertile, Renndirektor des Internationalen Skiverbandes (FIS) möchte nun einen anderen Weg gehen. So kündigte der Italiener gegenüber dem norwegischen Rundfunk ‚NRK‘ die Einführung eines „Videobeweises“ an. Wie im Fußball und anderen Sportarten erhofft man sich dadurch mehr Gerechtigkeit, die durch eine fairere und fehlerfreiere Bewertung der Sprünge gewährleistet werden soll.

„Wir möchten ein System entwickeln, um den Punktrichtern bei ihrer Arbeit unter die Arme zu greifen. Die Idee ist, einen Bildschirm zu installieren, auf dem ständig eine TV-Kameraperspektive zu sehen ist, in der sich die Richter die Landesequenz nochmals ansehen können“, sagte Pertile dem norwegischen Fernsehsender ‚NRK‘. Genutzt werden dabei die Bilder des Fernsehsenders, der vor Ort für die Produktion zuständig ist. Einen ersten Live-Test dieses Szenarios hatte es bereits beim Weltcup in Klingenthal vom 9. bis 12. Dezember gegeben.

„Videobeweis“ im Skispringen: Klingt neu – ist es aber nicht

Die Technologie soll laut Pertile „bei so vielen Wettkämpfen wie möglich“ zum Einsatz kommen – abhängig von den Räumlichkeiten an den Schanzen. Neu ist der Denkansatz jedoch keineswegs. Schon zur Saison 2002/2003 wurde den Punktrichtern durch Pertiles Vorgänger Walter Hofer die Möglichkeit gegeben, die TV-Zeitlupe zu nutzen. Auch bei der Nordischen Ski-WM in Oberstdorf kam diese Technik zum Einsatz, was jedoch nicht zu weniger Diskussionen führte.

Der Norweger Tom Normann, der als Punktrichter beim Damen-Weltcup in Lillehammer im Einsatz war, begrüßte das Vorhaben. Seiner Ansicht nach gehe es dabei auch um einen Sicherheitsaspekt, „schließlich wenden die Athletinnen und Athleten für diesen Teil des Sprungs enorm viel Energie auf. Es wäre also ein Versäumnis, wenn es kein gutes Tool gäbe, um über den Ausgang von Springen zu entscheiden.“

„Ich glaube nicht, dass es keine Diskussionen mehr geben wird“

Auch die schwedische Kampfrichterin Marit Stub Nybelius bekundete im Gespräch mit skispringen.com: „Ich begrüße es, dass wir ein neues, gutes, Hilfsmittel für unsere Arbeit an die Hand bekommen“, schränkte gleichwohl jedoch ein: „Ich glaube aber nicht, dass es dadurch von jetzt auf gleich keine Diskussionen mehr über die Noten geben wird.“

Vor allem in Norwegen war diese Debatte omnipräsent. Ex-Skispringer Anders Jacobsen meinte in seiner Rolle als TV-Experte bei ‚NRK‘ etwa: „Es gab zuletzt einige Springen, in denen viele Sprünge falsch bewertet wurden, weil die Richter zu weit weg sind. Das, in Kombination mit einem schrägen Winkel, macht es schwierig zu beurteilen, ob nun ein Bein vorne ist oder nicht.“

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Über Luis Holuch 537 Artikel
Seit 2010 als Journalist tätig und hat 2017 sein erstes Buch veröffentlicht. Wie es die Leidenschaft wollte, ging es darin um das Damen-Skispringen. Genau dafür ist er bei skispringen.com auch primär zuständig. Kommentierte den offiziellen Live-Stream der Junioren-WM 2020, sowie die FIS-Classics-Serie und die Continentalcup-Finals der Nordischen Kombination.

6 Kommentare

  1. Wir stellen immer wieder fest, dass es DEUTSCHE Punkte gibt. Wann ein anderer Springer genauso schöne Haltung und Landung macht kriegt er trotzdem weniger gute Noten. 18,0oder 18,5 bei so einer Superleistung wie heute Kraft oder Fettner ist eine bodenlose Frechheit….

  2. Wird Zeit,daß sich was ändert. Dann würde die unfaire Bevorteilung namhafter Springer gegenüber anderen aufhören.
    Leider wird das bei der Tournee noch nicht der Fall sein. Schade.

    • Ich bin schon lange dafür die Haltungsnoten komplett abzuschaffen. Sie waren früher sowas wie ein gewisser Windausgleich. Dafür gibt es schon lange die Windregel. Und wenn interessiert es wirklich wer wie landet solange Er/Sie auf den Beinen bleibt. Viel besser ist es die Weitenmessung so zu verbessern dass man auf 0,1 m genau misst und nicht auf 0,5 m. Das ist möglich.

  3. Ein interessanter Aspekt. Allerdings ist dann m. E. die gesamte Punktevergabe zu reformieren.
    Bin gespannt, wie diese Geschichte endet.
    Auf jeden Fall drücken wir mal alle Daumen, dass die Punktrichter objektiv bewerten.

  4. Es sollten grundsätzlich keine Menschen als Punktrichter werten. Den Sie machen Fehler, warum auch immer. Entweder
    abschaffen oder eine App entwickeln, kein Videobeweise, der wäre genauso fehlerhaft wie beim Fußball!!(Menschen)
    Siehe früher Eiskunstlauf, da hat auch ein Land grundsätzlich höhere Noten bekommen.Nochmal Skisprung,ein guter
    Sprung,normale Verhältnisse,weit,bekommt eine 19,bis 19,5, Der gleich gute Sprung bei Rückenwind u. seitlichen Böen,
    dadurch viel kürzer, bekommt eine 17.5. Da ist was faul.

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