Nach Wetter-Chaos in Oberstdorf

Werner Schuster: „Stelle mich auf turbulente Vierschanzentournee ein“

Der erhoffte Auftaktsieg ist zwar ausgeblieben, doch Werner Schuster zeigt sich nach dem ersten Springen der Vierschanzentournee zufrieden. Der Bundestrainer stellt sich auf weiterhin schwierige Bedingungen ein.

Es war kein einfacher Start in die 66. Vierschanzentournee. Gleich mehrere Athleten büßten aufgrund des teils heftigen Rückenwinds ihre Chancen auf den Gesamtsieg schon nach der ersten von vier Stationen ein, und auch die deutschen Skispringer hatten es bei wechselhaften Verhältnissen in Oberstdorf schwer.

Obwohl der erhoffte Heimsieg von Richard Freitag zum Auftakt auf der Schattenbergschanze ausgeblieben ist, zeigte sich Werner Schuster am Samstagabend zufrieden. „Ich finde, meine Sportler haben das gut gemacht“, sagte der Bundestrainer in Oberstdorf: „Sie haben allerdings kleine Fehler gemacht, man hat ihnen die Spannung und die Erwartungshaltung angemerkt.“

Eisenbichler und Wellinger noch im Rennen

Mit drei Springern unter den besten Zehn präsentierte sich die deutsche Mannschaft zum Auftakt der Vierschanzentournee so stark wie seit vielen Jahren nicht mehr. Entsprechende Erleichterung war dem Bundestrainer anzumerken, als er sich noch vor der Weiterreise nach Garmisch-Partenkirchen den Fragen der Journalisten stellte.

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Oft musste er an dieser Stelle erklären, weshalb seine Athleten die gezeigten Vorleistungen ausgerechnet beim Tournee-Auftakt nicht wiederholen konnten – diesmal ist das anders: Die DSV-Adler verlassen Oberstdorf, reisen weiter nach Garmisch-Partenkirchen und gehören nicht zu den Verlierern. Richard Freitag hat weiterhin beste Chancen auf den ersten deutschen Gesamtsieg seit 16 Jahren. „Auch Markus Eisenbichler und Andreas Wellinger sind noch nicht raus“, so Schuster.

Wer die Tournee gewinnen will, braucht Glück. Auch das wurde beim Auftaktspringen vor ausverkauftem Haus in Oberstdorf deutlich: Sieger Kamil Stoch hatte vergleichsweise gute Bedingungen, nutzte diese mit einem starken Sprung im Finaldurchgang.

» Alle Termine im Überblick: Weiter in Garmisch-Partenkirchen

„Er hatte glückliche Verhältnisse, konnte sie gnadenlos ausnutzen und hat verdient gewonnen“, so Schuster über den polnischen Sieger, für den spätestens jetzt eine mögliche Titelverteidigung zum Thema wird.

„Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen“

Stoch habe sich zwar ebenso wie Freitag „in eine gute Ausgangsposition gebracht, aber das letzte Wort ist noch nicht gesprochen“, so Schuster, der auch bei den nächsten Wettbewerben mit schwierigen Bedingungen rechnet: „Ich stelle mich auf eine turbulente Tournee ein, jeder gute Tag ist ein Segen.“

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Über Marco Ries 869 Artikel
Inhaber und Chefredakteur von skispringen.com. Hat sich nach der Jahrtausendwende am Skisprungfieber anstecken lassen und 2009 dieses Angebot gegründet. Studiert an der Universität Heidelberg und arbeitet nicht nur im Winter als freier Journalist und Autor (u.a. das Buch „Unnützes Skisprungwissen“).

5 Kommentare

  1. Ich habe keineswegs Ahnung vom Skispringen, aber eines ist selbst mir als totalen Laien völlig klar: Wenn ein Springer in Topform ist und dann auch noch Aufwind hat, den er voll ausnutzen kann, segelt dieser natürlich wesentlich weiter, als wenn ein Springer der noch nicht so viel Erfahrung hat sich auf das ihm durch den Aufwind gebotene Luftpolster legen kann. Hat ein Springer, der auch noch nicht die Erfahrung hat, auch noch das Pech bei Rückenwind heruntergelassen zu werden wird er logischerweise direkt vom Rückenwind heruntergedrückt, spürt das Luftpolster, was er braucht nicht entsprechend und schon kommt er weiger weit. Auch wenn der Wind bei der Punktevergabe eine Rolle spielt, riecht diese oft nicht aus, damit ein Springer entsprechend höhere Platzierungen erreicht. Wenn im ersten Durchgang ein Springer relativ weit hinten platziert ist, wie es leider auch dem deutschen Skispringer Andi Wellinger passiert ist, kann so ein Springer,der eigentlich zu den Top-Leuten gehört noch mit einem guten Sprung wieder Platze gut machen. Genau so war es doch gestern auch. Skispringen ist nun mal ein Outdoor-Sport und wenn dann für alle Athleten die Bedingungen nicht gleich sind, kommen logischerweise auch mal die Schwächeren auf die vorderen Plätze, wenn sie bei ihrem Start die für ihren Sprungstil guten Aufwinde nutzen können. Aber selbst Aufwind kann ja auch zum Problem werden wenn dieser zu stark ist und ein Springer zu weit springt. Auch dann kann es für den Springer ja sehr gefährlich werden bei der Landung. Ich hoffe, dass endlich mal wieder ein Deutscher Skispringer die Vier-Schanzen-Torunee gewinnen wird. Vor allem nach den absoluten Top-Leistungen, die alle deutschen Springer seit Beginn dieser Saison gezeigt haben. Auch für den Bundestrainer Werner Schuster wäre das ein toller Erfolg, wenn ein Athlet aus seinem Kader diese Tournee gewinnen könnte. Ich schätze diesen Trainer sehr, weil er auch bei Interviews immer korrekt und fair urteilt und um so mehr gönne ich Werner Schuster und seinem Team den Gesamtsieg der Tournee.

    • Sehr geehrte Frau Großbach, ich glaube nicht, dass Sie vom Skispringen „keine Ahnung“ haben und ein „totaler Laie“ sind. In Ihrem Kommentar steckt meiner Meinung nach eine ganze Menge fundierter Kenntnisse. Bei der Punktekompensation bin ich ganz Ihrer Meinung. Die Pluspunkte gleichen in den seltensten Fällen den Weitenverlust aus. Viel schlimmer ist aber, dass Sportler mit schlechtem Wind auch noch zusätzlich durch die Wertungsrichter mit schlechten Noten bestraft werden, selbst wenn die Windbedingungen gar keine größeren als die tatsächlich erzielten Weiten zulassen. Und genau solche unverdienten Punktverluste können am Schluss über die Platzierungen bei der Vierschanzentournee entscheiden. Zum Thema „Aufwind“ und „Rückenwind“: Es gibt verschiedene Springertypen. Einerseits gibt es die „Flieger“ (die meisten Norweger, Slowenen oder auch Stefan Kraft). Dieser „Fliegertyp“ bringt bei Aufwind überragende Leistungen, hat aber bei Rückenwind Probleme. Andererseits gibt es auch die „Springer“ (die meisten Polen, früher ein Wolfgang Loitzl). Dieser „Springertyp“ kommt auch bei Rückenwind ziemlich gut zurecht, wird aber bei Aufwind kaum die ganz großen Weiten erzielen, weil zwar eine große Sprunghöhe vorhanden ist, dafür aber die Geschwindigkeit fehlt. Ganz große Weiten (Schanzenrekorde) können eigentlich nur bei Aufwind gestanden werden. Meistens setzen sich zwar auch bei schwierigen Bedingungen die im Weltcup gut platzierten Athleten durch, es gab aber vor allem in Innsbruck auch schon windbegünstigt absolute Überraschungssieger. Entscheidend für den wirklich fairen Ausgang eines Wettbewerbs sind eigentlich die Bedingungen, die die absoluten Topspringer (dazu zähle ich die zehn Bestplatzierten im Weltcup) haben. Wenn bei denen die Wetterverhältnisse extrem variieren (das war leider gestern teilweise der Fall), dann wird das Endergebnis leider ziemlich verzerrt. Wobei gestern meiner Meinung nach Stoch verdient gewonnen hat, Schlierenzauer und Wellinger aber bessere Ränge verdient gehabt hätten.

  2. In Oberstdorf war doch für alle Springer der Einfluss des Windes entscheidend für die Weite der Sprünge. Wenn du bei starkem Wind von hinten runtergelassen wirst, geht es nicht weit

  3. Na was war denn das heute Regen,Wind wie immer.aber Gott sei Dank keiner gestürzt.ja die Polen wo kamen die auf einmal her.aber die deutschen bleiben dran.

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