Weltverband beendet Zögern

FIS lenkt ein: Russland und Belarus vom Skisport ausgeschlossen

Foto: tramplin.perm.ru

Nach einigem Zögern lenkt auch die FIS ein und schließt Russland und Belarus aus. Wie der Verband die Entscheidung begründet, was sie bedeutet und wie die Situation des ukranischen Teams ist.

Am Tag nach der Empfehlung des Internationalen Olympischen Komitee (IOC) hat auch der Internationale Skiverband (FIS) schließlich eingelenkt und Russland und Belarus ausgeschlossen. Wie die FIS am Dienstagmittag mitteilte, gilt dieser Ausschluss sowohl für Athleten als auch Funktionäre. Nur wenige Stunden zuvor hatte der norwegische Verband bereits für sich beschlossen, beide Nationen nicht an seinen Veranstaltungen teilnehmen zu lassen, was im Skispringen die Raw-Air-Tour in Lillehammer und Oslo und die Skiflug-WM in Vikersund betroffen hätte.

Während FIS-Generalsekretär Michel Vion zunächst sagte: „Der Verband kann diesen Wunsch ausdrücken, den Start der Athletinnen und Athletinnen jedoch nicht untersagen. Das verletzt die FIS-Regeln“, lenkte der FIS-Rat in seiner Abstimmung wenige Stunden später nun ein. Diese sei zwar einstimmig ausgefallen, aber nicht leicht gefallen, wie verlautbart wurde. Man berufe sich auf die eigenen Statuten, in denen es heißt: „Die FIS führt ihre Aktivitäten in einer poltisch neutralen Weise durch.“ Dies sei ein von allen 140 Mitgliedsländern akzeptierter Eckpfeiler, hieß es.

Russland-Ausschluss: Große Einigkeit unter den Verbänden

Der Grund des Ausschlusses lag allerdings nicht etwa im Überfall des russischen Regimes auf die Ukraine, sondern darin, „die Sicherheit aller Athleten bei den FIS-Wettkämpfen zu gewährleisten“. Wie schon bei der Solidaritätsbekundung gegenüber den ukrainischen Sportlern sprach der Rat des Weltverbandes nicht von einem Krieg, sondern von „einem Konflikt“, von dem man „zutiefst und ehrlichst“ hoffe, dass er „ein schnelles Ende finden“ werde.

Am Montag hatten bereits andere große Sportverbände wie der Weltfußballverband FIFA und die europäische Konföderation UEFA, wie auch die Weltverbände im Eishockey (EHF) und Eiskunstlaufen (ISU) und Handball (IHF) Russland ausgeschlossen. Forderungen danach stellten auch der Ausrichter der Nordischen Junioren-WM in Zakopane sowie das polnische Sportministerium auf, welche nach langen Meetings mit der FIS noch am Montagabend akzeptiert wurden.

Ukrainische Sportler bei Junioren-WM am Start

Während in Zakopane also keine russischen Sportler an den Wettkämpfen teilnehmen, war das kleine ukrainische Team dort bereits an den ersten Trainingsdurchgängen im Einsatz. Mit Tetiana Pylypchuk (18), die in der laufenden Saison bereits Weltcup-Springen bestritt, sowie Anton Korchuk (17) und Yurii Yaniuk (19) repräsentieren immerhin drei Athleten das gebeutelte Land. Alle drei waren auch beim FIS-Cup in Oberhof am vergangenen Wochenende am Start, ebenso wie Denys Tsvietkov.

Noch am vergangenen Donnerstag fanden in der Ukraine auf der frisch renovierten Schanzenanlage in Vorokhta die Winter-Staatsmeisterschaften statt. Neben Pylypchuk und Olympia-Teilnehmer Vitaliy Kalinichenko, die beide Favoritensiege einfuhren, war dort auch Dmytro Mazurchuk siegreich. Der 23-jährige Nordische Kombinierer holte sich in seiner Disziplin den Titel und im Spezialspringen zweimal Silber. Nun musste seinen Sport (vorerst) hinter sich lassen, da er als Soldat eingezogen wurde und in Ternopil (rund 140 Kilometer östlich von Lwiw) dient.

Dort in der Westukraine ist auch Dmytro Pidrutschnyj, einer der bekanntesten Athleten des Landes, stationiert. Der Weltmeister in der Verfolgung von 2019 veröffentlichte am Montag einen bewegenden Appell auf seinem ‚Instagram‘-Kanal: „Sagt mir nicht, dass Sport und Politik nichts gemeinsam haben. Das haben sie sehr wohl, wenn in dem Moment, in dem ihr das hier lest, Soldaten und Zivilisten in meinem Land sterben. Ich bitte euch um Hilfe! Bitte geht nicht weg!“

skispringen.com-Newsletter

Aktuelle Nachrichten, spannende Hintergrund-Informationen und Veranstaltungs-Hinweise per E-Mail abonnieren. Weitere Informationen zum Newsletter und Datenschutz

Über Luis Holuch 537 Artikel
Seit 2010 als Journalist tätig und hat 2017 sein erstes Buch veröffentlicht. Wie es die Leidenschaft wollte, ging es darin um das Damen-Skispringen. Genau dafür ist er bei skispringen.com auch primär zuständig. Kommentierte den offiziellen Live-Stream der Junioren-WM 2020, sowie die FIS-Classics-Serie und die Continentalcup-Finals der Nordischen Kombination.

11 Kommentare

  1. Verlogenheit hoch drei! Dann muss man auch künftig bei anderen Nationen die irgendwo Krieg betreiben oder Menschenrechte mit Füssen treten konsequent sein. Mir fallen da ad hoc einige Beispiele ein….

  2. Kann das nicht verstehen. Warum werden die Sportler ausgeschlossen? Sonst heißt es doch immer Sport verbindet. Die Sportler können nichts für den Krieg und werden zu unrecht bestraft. Find ich sehr schlecht, in ein paar Monaten muss man doch auch wieder weiter machen. Im übrigen stören sich die Hypermoralisten ja nicht daran, dass z.B. in Katar die Fußball WM stattfindet. Ich finde eine solche Doppelmoral verabscheuenswert.

    • Entweder macht man Sanktionen oder keine. Wenn alle Russen drunter leiden sollen (was in diesem Fall der Sinn von Saktionen ist), warum dann ausgerechnet NICHT die Sportler, mit deren Ruhm sich Putin so besonders gerne schmückt? Wenn man Sanktionen macht, muss man sie auch durchziehen und zwar für alle. Nur dann, wenn überhaupt, können sie was bewirken. Daran ändert auch kein Whataboutism etwas. Natürlich sollte man die Fußball-WM in Qatar boykottieren – abe das ist nicht Sache der FIS.

    • Hallo Jamaika
      Ich VERMUTE mal Folgendes: Russische Sportler MÜSSEN sich mit dem System der russischen Politik arrangieren, ob sie wollen oder nicht, weil sonst ihre Sportkarriere zerstört wird, Nicht der Trainer sondern die Politik entscheidet, welcher Athlet Karriere macht. Und diese Sportler leiden weil sie für den Mist der Politik mitverantwortlich gemacht werden.

  3. Gut so.
    Wenn in Russland alle Medien nichts von einem Krieg wissen wollen, können die Menschen in Russland schon mitbekommen das etwas nicht stimmen kann. Wenn der Sport Russland ächtet, wird die Bevölkerung hinterfragen was in dem Staat gerade passiert.

  4. mh, ich mag Klimov…nicht sicher, was ich davon halten soll, aber doch, ist sicher richtig…scheiß Situation, nachdem nun endlich Corona-Ende in Sicht ist direkt das Nächste…

    • In Deutschland werden jetzt auch Russische Menschen ausgeschlossen und Wodka und andere Russische Lebensmittel rausgenommen.
      Die nächste wird evtl. Helene Fischer sein, die auch Russische Wurzeln hat.

      • Naja. Helene Fischers Großeltern waren Schwarzmeerdeutsche, stammen also aus der heutigen Ukraine und wurden im WK2 nach Sibirien deportiert. Ob das jetzt russische Wurzeln sind kann jeder selbst entscheiden.

      • Ja, vielleicht ist das so. Jede Sanktion hat sicherlich ihre Kollateralschäden, das kann niemand leugnen. Aber: Sanktionen sind Sanktionen, und die MÜSSEN weh tun. Schade einerseits, auch für mich, denn ich kaufe oft bei Rewe in der Russen-Abteilung ein. Hier bei uns gibt es viele Russen, und wie leckeres Essen geht, das wissen die. Jetzt ist diese Abteilung halt leer. Es wäre schöner, sie wäre voll. Aber das Leben ist kein Wunschkonzert. Wir können nicht einfach tun, als wäre nichts. Das hilft nur den Falschen.

Kommentar schreiben

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht. Bitte beachten Sie unsere Diskussionsregeln, die Netiquette.


*