Nach 20 Jahren legt Clas Brede Braathen sein Amt als Teamchef der norwegischen Nationalmannschaft nieder. Auf einer Pressekonferenz erklärt er seinen Rücktritt – und findet gegenüber der Verbandsspitze deutliche Worte.
Es ist das Ende einer Ära: Seit 20 Jahren ist Clas Brede Braathen Teamchef der norwegischen Nationalmannschaft, doch diese Amtszeit endet mit dem Saisonfinale Ende März in Planica. Das gab der ehemalige Skispringer am Freitagmittag auf einer einberufenen Pressekonferenz bekannt. Dabei äußerte er sich ausführlich zu den Gründen und wurde gegenüber der Spitze des norwegischen Skiverbandes sehr deutlich.
„Genug ist genug. Ich habe keine Werkzeuge mehr, die ich benutzen und auch keine Steine mehr, die ich noch umdrehen kann“, sagte Braathen und legte nach: „Ich fühle mich, als wären meine Worte auf taube Ohren gestoßen.“
Dabei bezog er sich vor allem das Geschäftsmodell des Verbandes, das seiner Ansicht nach „unseren Athleten nicht nur ihre Werte raubt, sondern auch die Möglichkeit, im umkämpften internationalen Wettbewerb mitzuhalten.“ Der 55-Jährige betonte, das Präsidium mehrfach darauf hingewiesen zu haben – jedoch ohne Erfolg.
Braathen und Verbandsspitze lagen über Kreuz
„Die TV-Einnahmen machen einen Großteil des Wertes des norwegischen Skiverbandes aus. Leider habe ich jetzt viele Jahre lang beobachtet, dass unser Anteil dieses Wertes nicht an unsere Athleten zurückggeben wurde“, äußerte sich Braathen enttäuscht.
Höhepunkt der Spannungen zwischen Braathen und dem Verband war seine kurzfristige Freistellung im Jahr 2021, nach der sich das komplette Skisprung-Team seinerzeit mit einem öffentlichen Brief hinter ihn gestellt hatte. Kurz darauf erhielt er seinen Posten zurück, wenn auch mit veränderten Aufgabenfeldern, dafür aber für vier Jahre. Ein Jahr vor Vertragsende verlässt er seinen Posten nun. Seine persönliche Zukunft ist ebenso offen wie jene der Nationalmannschaft, die weiterhin nach einem Hauptsponsor sucht.
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„Wir Athleten möchten die Gelegenheit nutzen, um Clas Brede und seiner Familie für alles, was sie für das norwegische und das internationale Skispringen geopfert haben, zu danken. Es wäre ohne dich und deine Hingabe nicht dasselbe. Vielen Dank dafür“, bekundete der amtierende Gesamtweltcupsieger Halvor Egner Granerud auf seinen Social-Media-Kanälen.
Braathens Familie hat „altes Ich vermisst“
„Meine Liebe für unseren wundervollen Sport wird immer groß und stark sein. Sie ist Teil meiner DNA. Mit Respekt und Demut, aber nach einiger Zeit ohne jegliche Freude, werde ich nach dem Skifliegen in Planica im März 2024 den norwegischen Skiverband verlassen“, las Braathen aus seiner Rücktrittserklärung. In dieser bedankte er sich auch namentlich bei zahlreichen Weggefährten und Teammitgliedern, insbesondere bei Njaal Berge, der 2004 zum Amtsantritt seiner Vision, Norwegen zur wichtigsten Skisprungnation der Welt zu machte, folgte.
Zwischen Clas Brede Braathen, seiner Frau Hege und den vier gemeinsamen Kindern sei es bis dato nie ein Thema gewesen, da sein Job für ihn Berufung gewesen sei. Doch im Spätherbst habe ihm seine Familie klargemacht, dass es so nicht weitergehen könne: „Sie haben mein altes Ich vermisst. Die Person, die die Chancen gesehen hat und nicht die Probleme.“ Obwohl der Rücktritt erst Ende März erfolgt, kam die Ankündigung bereits jetzt, da in Norwegen eine dreimonatige Kündigungsfrist gilt.
auch in norwegen stinkt der fisch vom kopf her
Geld, Geld, Geld und nochmals Geld ist der Hauptgrund dafür, dass begabte, kompetente, fortschrittliche und leidenschaftliche Gestalter auf allen Gebieten ausgebremst und ausgebrannt werden.
Alles Gute, Clas Brede Braathen – und die besten Wünsche für das Finden einer würdigen zukünftigen Aufgabe ab März!