Jochen-Danneberg-Kolumne

„Prevc-Freund-Duell geht in die nächste Runde“

Jochen Danneberg glaubt, dass Peter Prevc und Severin Freund auch nach der Vierschanzentournee in Willingen und bei der Skiflug-WM die Favoriten sind. Die Polen sind laut dem zweifachen Tournee-Sieger die größten Verlierer.

Eine sehr spannende und hochklassige 64. Vierschanzentournee ist in Bischofshofen zu Ende gegangen. Mit Peter Prevc und Severin Freund haben wir zwei überragende Könner erleben dürfen, die es mit jeweils vier Podestplätzen der Konkurrenz sehr schwer gemacht haben. Ich glaube, wir sind uns alle einig, dass diese Tournee wirklich hochkarätig war und mit Peter Prevc einen verdienten Sieger gefunden hat.

Für Severin Freund hat es leider nicht zum erhofften ersten deutschen Tourneesieg seit Sven Hannawald gereicht, aber trotzdem ist er eine fantastische Tournee gesprungen. Peter Prevc hatte nur auf alle seine Sprünge eine passende Antwort.

Prevc ist mental stark geworden

Warum war Prevc in allen Wettkämpfen so überlegen? Ich glaube, dass der Slowene mental unwahrscheinlich stark geworden ist – sein erster großer Erfolg wird ihn jetzt zusätzlich beflügeln. Er ist sich seiner Mittel bewusst und jederzeit in der Lage, diese auch einzusetzen. So kann es passieren, dass Freund trotz einer glänzenden Leistung und vier Podiumsplätzen am Ende doch nur Zweiter geworden ist – in manch einer Saison hätten seine Platzierungen locker für den Tourneesieg gereicht.

Auch die österreichische Mannschaft hat ein versöhnliches Tournee-Ende gefunden. Michael Hayböck hat sich in Bischofshofen wieder einmal sehr stark präsentiert und es noch auf den dritten Gesamtplatz geschafft. Damit dürften auch die österreichischen Medien halbwegs zufrieden sein, nachdem in den vergangenen Tagen schon häufig von einer ÖSV-Krise die Rede war. Sicher sind nicht alle ÖSV-Skispringer in der Form, die sie gerne hätten, aber mit Stefan Kraft und Michael Hayböck haben sie zwei immer noch sehr starke Springer in ihren Reihen. Nach sieben Tourneesiegen in Folge war es einfach an der Zeit, etwas Abwechslung in die Siegerliste dieser Veranstaltung zu bringen.

Schlierenzauer: Comeback oder Rücktritt?

Einer der österreichischen Skispringer, die momentan nicht mithalten können, ist Gregor Schlierenzauer. Dass er die Saison nun vorzeitig beendet hat, überrascht mich nicht so sehr. Er war es immer gewohnt, ganz oben zu stehen, und jetzt um die Top-30 zu kämpfen, ist einfach nicht sein Ding. Ich glaube, er wird sich nun intensiv Gedanken darüber machen, ob es Sinn macht, noch einmal zurückzukommen. Er hat eigentlich alles erreicht und ich kann nicht einschätzen, ob er in der nächsten Saison ein Comeback feiern oder seinen endgültigen Rücktritt erklären wird.

Stoch und Co. sind die Verlierer der Tournee

Der größte Verlierer dieser Vierschanzentournee ist aber die polnische Mannschaft. Sie sind mit viel Vorschusslorbeeren in die Saison gestartet, konnten bislang aber in keiner Weise an die Erfolge des Sommers anknüpfen – auch bei der Tournee nicht. Es gibt zwar weitere Einzelspringer, die ihre erhoffte Leistung nicht abrufen konnten, aber als Kollektiv wurde die Mannschaft um Kamil Stoch am meisten gebeutelt. Cheftrainer Lukasz Kruczek muss nun knallhart analysieren, was falsch gelaufen ist. Es ist nur folgerichtig, dass Doppel-Olympiasieger Stoch eine Wettkampfpause einlegt und sich dem Training widmet.

In Hinblick auf Willingen und die Skiflug-Weltmeisterschaften am Kulm rechne ich durchaus damit, dass das Duell zwischen Prevc und Freund in eine neue Runde geht. Es bleibt abzuwarten, inwieweit beim Slowenen nach diesem Tourneesieg die Luft raus ist – aber eigentlich rechne ich damit, dass es weiterhin die beiden Athleten sind, die es zu schlagen gilt. Als Mitfavoriten würde ich aber auch die Norweger hinzuziehen, die bei der Vierschanzentournee den erhofften Podiumsplatz zwar verpasst haben, aber speziell beim Skifliegen wieder angreifen werden.

Bei allen Lesern dieser Kolumne bedanke ich mich für eure Aufmerksamkeit. Hoffen wir, dass die Saison weiterhin so spannend bleibt.

Bis dann,
Euer Jochen Danneberg

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