Opseth fliegt Weltrekord

Eirin Maria Kvandal gewinnt Skiflug-Weltcup-Premiere in Vikersund

Foto: Bjorn Johnsen

Eirin Maria Kvandal gewinnt die Weltcup-Premiere des Skifliegens der Frauen in Vikersund und macht so den Raw-Air-Gesamtsieg perfekt. Die Heldin des Tages ist jedoch Silje Opseth, die einen neuen Weltrekord fliegt.

So viele Umarmungen wie an diesem Sonntag musste Eirin Maria Kvandal an einer Schanze auch noch nie entgegennehmen: Mit 202 und 212 Metern und 431,2 Punkten gewann sie die Weltcup-Premiere des Skifliegens der Frauen in Vikersund. Sechs Punkte hinter ihr landete Teamkollegin Silje Opseth auf Rang zwei. Nach 203 Metern war sie im zweiten Durchgang auf 230,5 Meter und damit die neue Weltrekordweite gesegelt und kam so auf 425,2 Punkte. Rang drei ging an die nun Ex-Weltrekordhalterin Ema Klinec mit 197 und 203 Metern.

„Ich bin so glücklich, das hat einfach nur unfassbar Spaß gemacht. Ich will am liebsten wieder sofort fliegen. Ich weiß gar nicht, wie ich das eine Jahr bis zum nächsten Mal überstehen soll“, strahlte Kvandal in der Mixed-Zone nach dem Wettkampf, der ihr auch den Gesamtsieg in der Raw-Air-Wertung bescherte. Klinec, die letztes Jahr das erste Skifliegen überhaupt gewonnen hatte, war im Gespräch mit skispringen.com keineswegs traurig über ihr Abschneiden: „Ich wusste, dass meine Form nicht so gut ist wie letztes Jahr. Trotzdem habe ich die richtige Balance zwischen Risiko und Freude gefunden und stehe wieder auf dem Podium. Das macht mich sehr stolz.“

Silje Opseth avanciert zur Heldin des Tages

Die Geschichte des Tages schrieb jedoch die Zweitplatzierte Silje Opseth. Im Probedurchgang vor dem Wettkampf gelang ihr ein fabelhafter Flug auf 236,5 Meter, den sie auch scheinbar sicher landete, dann aber im Übergang zur Ausfahrt nach vorne und bei etwa 100 Stundenkilometern aufs Gesicht fiel, das dabei auch offene Wunden davontrug. „Ich weiß immer noch nicht genau, was passiert ist. Es war etwas rutschig da unten. Zum Glück habe ich gar nicht die Zeit gehabt, mich damit groß zu beschäftigen, weil ich direkt wieder rauf musste“, schilderte sie diesen Schreckmoment.

Den Weltrekord, der ihr dadurch entglitten schien, holte sie sich dennoch im Finale. „Ich bin so voller Adrenalin, das ist unvorstellbar!“, frohlockte sie. Dass der Tagessieg auch durch eine Jury-Verkürzung exklusiv für Kvandal und somit an ihre Teamkollegin ging, störte sie dagegen nicht: „Mir geht es um den Spaß und um die Weiten. Eirin ist auch super geflogen und ich habe den Weltrekord, somit ist es für uns als Team ein toller Tag.“

Katharina Schmid „hatte erstmals das Gefühl zu fliegen“

Beste der beiden deutschen Teilnehmerinnen wurde Katharina Schmid, die mit 183,5 und 185 Metern und 355,2 Punkten Vierte wurde. „Die 200 Meter, die ich mir als großes Ziel gesetzt habe, waren es zwar immer noch nicht. Aber mit dem Ergebnis bin ich ganz zufrieden und ich hatte auch erstmals das Gefühl, richtig zu fliegen und nicht nur schnell zu fallen. Gerade auch mit dem Traumwetter heute hat es viel Spaß gemacht.“ Selina Freitag belegte mit 165 und 169,5 Metern und 266,1 Punkten Rang 16. „Die Saison lief nicht rund für mich und die Flugtage leider auch nicht, aber ich bin glücklich, dass ich Teil dieser Premiere sein durfte“, bekundete sie.

Auf den Plätzen fünf und sechs landeten die beiden Japanerinnen Yuki Ito und Sara Takanashi. Ito war neben der Kanadierin Alexandria Loutitt, die Achte wurde, die einzige Athletin abseits der Top drei, die den K-Punkt des Monsterbakken von Vikersund erreichte. Beide landeten exakt bei 200 Metern. Beste Österreicherin wurde Jacqueline Seifriedsberger auf Platz sieben, auch Eva Pinkelnig sprang als Neunte unter die Top Ten, die von Nika Kriznar komplettiert wurden.

Nika Prevc ist Gesamtweltcupsiegerin

Mit Platz elf sicherte sich Teamkollegin Nika Prevc vorzeitig den Gesamtweltcupsieg. Zwölfte wurde die dritte ÖSV-Teilnehmerin Lisa Eder, die im Probedurchgang mit 198 Metern einen neuen Hausrekord aufstellte. Einen neuen Landesrekord verzeichnete Josephine Pagnier mit 181 Metern im zweiten Durchgang, der der Französin Platz 13 bescherte. 14. wurde die dritte Japanerin Nozomi Maruyama vor der dritten Norwegerin Thea Minyan Bjoerseth. Das Klassement komplettierte Jenny Rautionaho aus Finnland als 17..

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Am Donnerstag findet in Planica das Weltcup-Finale für die Skispringerinnen statt. Auf der dortigen Normalschanze springen die besten 30 anwesenden Athletinnen des Gesamtweltcups. Das offizielle Training beginnt um 15:30 Uhr, der Wettbewerb folgt dann ab 17 Uhr (alles live bei skispringen.com).

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Über Luis Holuch 530 Artikel
Seit 2010 als Journalist tätig und hat 2017 sein erstes Buch veröffentlicht. Wie es die Leidenschaft wollte, ging es darin um das Damen-Skispringen. Genau dafür ist er bei skispringen.com auch primär zuständig. Kommentierte den offiziellen Live-Stream der Junioren-WM 2020, sowie die FIS-Classics-Serie und die Continentalcup-Finals der Nordischen Kombination.

6 Kommentare

  1. Es scheint einiges im Damen Skispringen noch nicht zu funktionieren. Erste heute Morgen aber auch schon davor hat Eva Pinkelnig Kritik an einigen Punkten zumindest angedeutet. Es beginnt damit, dass die Qualität der Punkterichter nicht auf dem selben Niveau ist wie bei den Männern. Weiters kritisierte sie dass die Jury im Vergleich zu den Männern viel defensiver und konservativer bei der Wahl des Anlaufes vorgeht. Abschließend sieht sie eine weitere typische Benachteiligung der Frauen in der Entscheidung, heute Morgen nur den gestrigen Bewerb der Männer anzusetzen

  2. mich würde interessieren, warum diesmal extra für kvandal seitens der Jury verkürzt würde. nur V
    vom Trainer aus hätte sie ja beide Male zumindest nicht alle Bonuspunkte bekommen

    • War auch schon am Holmenkollen so. Bisher die einzigen beiden Male, von denen ich weiß, dass eine Jury exklusiv für eine Springerin den Anlauf anpasst. Respekt an ihre Konkurrentinnen, dass da öffentlich keine bösen Worte fallen. Nicht in Richtung Kvandal, die kann ja nichts dafür, aber in Richtung einer Jury, die im Verlaufe dieser Saison nun mehrmals gezeigt hat, wie man das Leistungsprinzip effektiv untergräbt.

  3. Man sollte meiner Meinung nach die Regeln mal überprüfen. Es kann doch nicht sein, dass Silje Opseth in beiden Durchgängen Bestweite springt, im 2. sogar fast 20 m weiter, und trotzdem nur zweite wird, wg. der Pluspunkte für den kürzeren Anlauf.

    • Im zweiten Durchgang waren es halt auch 3 Luken weniger Anlauf für Kvandal (knapp 2km/h langsamer), das macht schon Sinn, hinzu kommen aufgrund der geringeren Weite im zweiten Durchgang die besseren Noten für Kvandal (den ersten Durchgang mal außen vor gelassen)

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