Eine der letzten verbliebenen Skisprung-Pionierinnen tritt ab: Daniela Iraschko-Stolz verkündet im Alter von 39 Jahren nach über 20 Jahren in der Weltspitze ihr Karriereende.
Was 1995 als Abenteuer begann, geht 2023 als echtes Pionierwerk zu Ende. Mit diesem 24. September 2023 ist Daniela Iraschko-Stolz keine aktive Skispringerin mehr, wie sie über eine Presseaussendung des Österreichischen Skiverbandes (ÖSV) bekanntgab. Die 39-Jährige beendet ihr Laufbahn mit allein 53 Podien und 16 Siegen, sowie dem Gesamtsieg im Weltcup in der Saison 2014/2015. Neben weiteren großen Erfolgen war ihre aktive Zeit auch von Wettkampfpausen geprägt, die viele erlittene Verletzungen und Operationen, insbesondere an den Knien, erforderten.
„Für mich ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, einen Schlussstrich unter meine aktive Karriere zu ziehen. Wer mich kennt der weiß, dass ich natürlich noch sehr gerne weitergemacht hätte. Aber wenn man so lange seinen Sport ausüben durfte wie ich, dann soll man sich auch nicht beschweren. Es war eine wunderschöne Zeit“, äußerte die Weltmeisterin von 2011 in ihrer Rücktrittserklärung. Vom Sport verabschieden wolle sie sich aber nicht, sondern diesem „im Rahmen meiner Möglichkeiten, erhalten bleiben und mich vermehrt in Nachwuchs-Projekte einbringen.“ Der ‚ORF‘ vermeldete bereits, Iraschko-Stolz zukünftig als Expertin einzubinden.
Iraschko-Stolz zuletzt bei Olympia in Peking dabei
Mit der heutigen Bekanntgabe endet auch eine lange Zeit des Rätselratens, ob die Skisprung-Pionierin noch einmal auf die internationale Bühne zurückkehrt. Ihren letzten Start absolvierte sie nämlich bei den Olympischen Winterspielen in Peking 2022. Nachdem sie im Einzel den 15. Platz belegt hatte, war sie Teil des österreichischen Quartetts im Mixed-Team, das bei der denkwürdigen Premiere den fünften Platz belegte. In eben jenem Wettkampf war Iraschko-Stolz als eine von fünf Springerinnen disqualifiziert worden.
Ihr jüngster größter Erfolg bleibt somit der Team-Weltmeistertitel in Oberstdorf 2021 an der Seite von Sara Marita Kramer, Chiara Hölzl (heute Kreuzer) und Sophie Sorschag, die seit diesem Sommer für den Kosovo startet. Abseits davon durfte sie je drei weitere WM-Silber- und Bronzemedaillen, sowie Olympia-Silber in Sotschi 2014 bejubeln. Schon vor der Einführung des Weltcups zur Saison 2011/2012 war die Österreicherin Teil der Weltspitze und gewann zwischen 2009/2010 und 2011/2012 drei Mal in Folge die Continental-Cup-Gesamtwertung. Mit 51 Siegen ist sie bis heute die erfolgreichste Springerin dieser Wettkampfklasse.
Iraschko-Stolz: Pionierin auch im Skifliegen
Zudem gehörte sie zum erlesenen Kreis jener sieben Frauen, die bis zum ersten offiziellen Skifliegen im März 2023 bereits als Vorfliegerinnen aktiv sein durften. Am 29. Januar 2003 absolvierte sie auf der Skiflugschanze am Kulm insgesamt drei Flüge und stellte mit dem letzten einen inoffiziellen Weltrekord von 200 Metern auf. Nur ein gutes halbes Jahr später wurde sie Teil der ersten Frauen-Nationalmannschaft überhaupt und gehörte dieser auch seitdem ununterbrochen an. Sie ist nach wie vor die erfolgreichste österreichische Skispringerin der Geschichte.
Mario Stecher, Sportlicher Leiter für Skispringen und Nordische Kombination beim ÖSV, zollte der nun Ex-Athletin Tribut: „Daniela Iraschko-Stolz ist ein Vorbild für alle künftigen Generationen an Sportlerinnen und vor allem Skispringerinnen. Ihre Leistungsbereitschaft, ihr Wille und ihre Begeisterung waren außergewöhnlich. Wenn man sich anschaut, wie sich Daniela trotz mehrerer Verletzungen immer wieder zurückgekämpft hat und dann auch immer wieder absolute Spitzenleistungen zeigen konnte, dann ist das mehr als beeindruckend und im Damen-Skispringen bisher auch einzigartig.“
Eine Gigantin verabschiedet sich! Danke für deine phänomenalen Leistungen und deine Verdienste um das Renommee des Frauen-Skispringens! Alles Gute für die Zeit nach der aktiven Karriere, wunderbare Daniela!