Spannendes Finale in Peking

Marius Lindvik wird Olympiasieger auf der Großschanze – Karl Geiger feiert Bronze

Foto: imago / Bildbyran

Marius Lindvik setzt sich in einem hochspannenden Finale bei der Großschanzen-Entscheidung in Peking gegen Ryoyu Kobayashi durch. „Happy End“ auch für die deutschen Skispringer: Karl Geiger springt nach einer Aufholjagd überraschend zu Bronze.

Mit Sprüngen auf 140,5 und 140 Meter sicherte sich Marius Lindvik die Goldmedaille bei den Olympischen Winterspielen auf der Großschanze. Der Norweger erzielte am Samstagabend (Ortszeit) in Peking insgesamt 296,1 Punkte und setzte sich damit gegen Normalschanzen-Olympiasieger Ryoyu Kobayashi aus Japan durch, der sich mit 142 und 138 Metern (292,8 P.) Silber gewonnen hat. Bronze sicherte sich überraschend der Oberstdorfer Karl Geiger mit zwei Sprüngen auf 138 Metern sowie 281,3 Punkten.

Nach dem ersten Durchgang sah es noch danach aus, als könnte Kobayashi seine zweite Goldmedaille innerhalb weniger als einer Woche sichern. Zur Halbzeit lag der 25-Jährige noch vor Lindvik in Führung, an dritter Stelle lag zu diesem Zeitpunkt Timi Zajc aus Slowenien. Doch in einem hochspannenden Finale erzielte der Norweger dann die Bestweite, nahm Kobayashi zwei Meter ab und sicherte sich so die erste Olympia-Medaille seiner Karriere.

Nach Anlaufschwierigkeiten: „Happy End“ für deutsches Team

Nach der Enttäuschung auf der Normalschanze und dem Eklat beim Mixed-Teamspringen haben die deutschen Skispringer die erhoffte Trendwende während der Olympischen Winterspiele geschafft und sich die erhoffte Olympia-Medaille gesichert. „Es waren unglaublich harte Tage hier für mich persönlich. Dass ich das jetzt noch hingekriegt habe, hätte ich nicht geglaubt. Mein Ziel war es, mich zum Teamspringen heranzutasten, aber dass es heute schon aufgegangen ist, ist echt cool“, sagte der Bronzemedaillen-Gewinner im ‚ZDF‘.

Laute Jubelschreie ertönten im pompösen Stadion unweit der Stadt Zhangjiakou nach jedem einzelnen Sprung von Geiger und Markus Eisenbichler – und am Ende jubelte die gesamte Mannschaft über den Erfolg des Oberstdorfers. „Wir hatten eine schwierige Situation, es ist nicht so einfach gelaufen. Aber in den letzten Tagen ist es immer besser geworden. Wir haben die richtigen Schlüsse gezogen und uns gut auf die Schanze eingestellt. Das was Karl heute gemacht hat, war wieder original Karl Geiger. Unglaublich, wir sind noch ein bisschen perplex“, sagte Stefan Horngacher im Anschluss.

Auch Eisenbichler präsentiert sich stark

Neben Geiger konnte der Bundestrainer aber auch mit der Leistung von Markus Eisenbichler zufrieden sein: Mit 137,5 und 139,5 Metern belegte der Siegsdorfer den fünften Platz. „Im ersten wäre ein bisschen mehr gegangen, aber ich bin trotzdem zufrieden und habe einen starken Wettkampf gemacht“, analysierte der Siegsdorfer und erklärte weiter: „Unterm Strich haben wir jetzt eine Medaille und das ist das Wichtigste.“

Daneben haben aus der deutschen Mannschaft auch Constantin Schmid (14.) und Pius Paschke (28.) das Finale erreicht. Ob sie am Montag bei der Team-Entscheidung auch Teil des deutschen Quartetts sein werden, ließ Horngacher noch offen. „Ich will Stephan Leyhe noch einmal sehen. Er ist immerhin drittbester deutscher Springer im Gesamtweltcup“, sagte Horngacher mit Blick auf das Training am Sonntag.

Stoch schrammt an Medaille vorbei, Zajc fällt zurück

Überraschend stark präsentierte sich Kamil Stoch, der in Peking die Möglichkeit gehabt hätte, zum dritten Mal in Folge Großschanzen-Gold zu gewinnen. Im ersten Durchgang stellte der Superstar aus Polen zumindest vorläufig den Schanzenrekord von 137,5 Metern auf und verteidigte auch im Finale einen guten vierten Platz.

Deutlich zurückgefallen ist hingegen Timi Zajc, der zur Halbzeit noch nach Edelmetall gegriffen hat, dann aber mit 132,5 Metern hinter Eisenbichler auf den sechsten Platz zurückgefallen ist. Hinter dem Slowenen folgte Manuel Fettner als bester Österreicher an siebter Stelle.

Daniel-André Tande (31.), im Vorfeld als einer der Mitfavoriten gehandelt, ist ebenso wie sein norwegischer Landsmann Robert Johansson (32.) überraschend nach dem ersten Durchgang knapp ausgeschieden.

» Event-Übersicht: Zeitplan & Infos zu den Olympischen Winterspielen in Peking

Am Sonntag absolvieren die Skispringer ab 12 Uhr einen weiteren Trainingstag mit drei Durchgängen. Am Montag folgt dann mit dem Team-Wettbewerb die letzte Medaillen-Entscheidung der Skispringer: Um 11 Uhr startet zunächst der Probedurchgang, um 12 Uhr (alles MEZ / alles live bei skispringen.com) folgt der Wettkampf.

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Über Marco Ries 869 Artikel
Inhaber und Chefredakteur von skispringen.com. Hat sich nach der Jahrtausendwende am Skisprungfieber anstecken lassen und 2009 dieses Angebot gegründet. Studiert an der Universität Heidelberg und arbeitet nicht nur im Winter als freier Journalist und Autor (u.a. das Buch „Unnützes Skisprungwissen“).

24 Kommentare

  1. na lief doch gar nicht so schlecht:-D…unverhofft kommt oft und das Podium geht auf jeden Fall klar!
    Wenn sich Paschke bissl steigert sollte im Team-springen ne Menge möglich sein. Nähme man die Daten von Heute als Basis, wäre es so unglaublich ausgewogen ausgegangen:I
    Slowenien 1078,4
    Deutschland 1064,4
    Österreich 1062,8
    Japan 1046,3
    Polen 1038,2
    ROC 887,5
    Schweiz 865,4
    Norwegen 807

  2. Toller spannender Wettkampf mit richtig Spannung bis zum letzten Sprung. Gratulation an die Deutsche Mannschaft der Karl hat die nicht mehr erwartete Medalie und auch der Eisei war stark. Schaunmermal ob im Mannschaftswettbewerb auch noch was geht.

    • Winddusel!
      Nach Geigers Sprung drehte der Wind und kam zunehmend stärker von hinten.
      Eisenbichler hatte noch besseren Wind als Karl Geiger.
      Leidtragende dieses Umschwungs waren Stoch und Zajz,die erhoffte Medaille war futsch.
      Lindvik hatte die schlechtesten Bedingungen und war trotzdem souverän.
      Ein würdiger Olympiasieger.

      • vermutlich handelt es sich hierbei um eine Outdoor-Sportart…daher wird der Wind immer eine Rolle spielen und man muss, um eine Medaille zu gewinnen eben auch die nötige Portion Glück haben…in keinster Weise schmälert das die Leistung von Karl Geiger, das nächste Mal hat eben jemand Anderes Glück…

        • Aber hoffentlich mal ein Anderer als Karl Geiger, die “ Portion “ Glück müsste langsam mal aufgebraucht sein.
          Die Leistung wird nicht geschmälert, aber relativiert !

        • Sehe ich auch so.
          Der Wettbewerb auf der Großschanze lief aber alles im allem recht fair ab.
          Es gab nur geringe Windunterschiede, die natürlich auch den Flug beeinflussen können.

          Auf der kleinen Schanze waren die Schwankungen bei den Windverhältnissen aber wesentlich größer.
          Geiger und Johansson hatten dort z. B. die schlechtesten Verhältnisse, wenn man beide Durchgänge addiert.
          Somit hatten sie auch keine Chance auf vordere Plätze.
          Ob es bei Aufwind besser geklappt hätte, ist aber reine Spekulation.
          Ein Kubacki hatte dort z. B. sehr gute Bedingungen u. hat die Chance genutzt und Bronze geholt.
          Gut gesprungen ist er aber trotzdem, deshalb zwar etwas glücklich aber trotzdem verdient.
          So ist das eben, mal hat der Eine etwas Glück, mal der Andere.

      • Bei Stoch haben die Kampfrichter ja alles gegeben damit er besser ist und mit dem Wind hat es sich diesmal komplett ausgeglichen im ersten hatte Stoch Glück mit dem Wind im zweiten hatte Geiger besseren Wind. Aber ehrlich gesagt war der Unterschied nicht riesig. Auf der kleinen Schanze hatte Geiger Pech mit dem Wind. Es ist absoluter Blödsinn zu behaupten er hat immer Glück.

        • Hallo, G
          Genauso sehe ich das auch. Der Wind ist nun mal das A und O des Skispringens. Du fliegst durch die Luft und wirst wie ein Vogel, der durch die Luft gleitet. Alle, die diese Sportart betreiben, haben verdammt viel Mut

  3. Glückwunsch an die drei Medaillengewinner! Ich freue mich sehr für Karl Geiger und auch für Markus Eisenbichler. Mal schauen, was im Team Wettbewerb passiert.

  4. Sehr schöner und fairer Wettbewerb. Für das Teamspringen sind natürlich die slowenischen Jungs in der Favoritenrolle, aber so wie Zajc Nerven gezeigt hat, bezweifle ich das es tatsächlich passiert.

  5. Die Norweger ist immer dabei. Gratulieren zu Lindvik und Kobayashi. Toller ergebnisse. Geiger ist wie Blucher gesunken. Aber er hatte wohl windpeck wie immer

  6. Sau gut. Geiler Wettbewerb. Nach dem was alles auf die Deutschen eingebrochen ist nach der Normalschanze und dann fängt das Training auch noch so scheiße an, sich so reinzufuchsen und so durchzukämpfen ist für mich eine unglaubliche Leistung. Klar Kobayashi und Lindvik ganz klar andere Liga. Aber das war ja klar. Aber von den Sprüngen her kamen danach sofort Karl und Eisei. Mit besserer Landung im ersten und hätte Stoch imd zweiten Durchgang nicht zu hohe Noten bekommen. Wäre Eisei vierter geworden….. Herzlichen Glückwunsch. Jetzt freut man sich wieder auf den Teamwettbewerb. Bitte verkacke es nicht Pius

  7. Sehr schönes, spannendes und faires Springen von der Großschanze mit dem verdienten Sieger Marius Lindvik.
    Glückwunsch auch an Ryoyu Kobayashi und Karl Geiger zu Silber und Bronze.
    Die 3 Top-Springer der Saison auf dem Podest, alles andere als Zufall.

    Aus deutscher Sicht ein sehr gutes Ergabnis und wesentlich besser als erwartet.
    Auch Markus Eisenbichler (5.) und Constantin Schmid (14) mit sehr guten Sprüngen.
    Pius Paschke hat seine Sache auch ganz ordentlich gemacht.

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