Norweger will wieder auf die Schanze

Nach Horror-Sturz: Daniel Andre Tande auf dem Weg zurück

Foto: imago / GEPA, Hopplandslaget

Erstmals seit seinem Horror-Sturz beim Skifliegen in Planica meldet sich Daniel-André Tande in einem Interview zu Wort. Der Norweger ist bereits wieder ins Training eingestiegen und will schon bald auf die Schanze zurückkehren. 

Es ist eine Nachricht, auf die die Skisprungwelt lange gewartet hat. Dass sich Daniel-André Tande seit seiner Entlassung aus dem Krankenhaus Mitte April auf dem Weg der Besserung befindet, war bereits durchgesickert – doch nun verkündete der norwegische Verband: Der 27-Jährige befindet sich nur etwas mehr als zwei Monate nach seinem fürchterlichen Sturz beim Skifliegen in Planica bereits wieder im Training.

„Alles ist in Ordnung. Ich habe angefangen, wieder normal zu trainieren und das ist gut“, sagte der Skispringer aus Kongsberg zu Beginn seines ersten Interviews, das die norwegische Mannschaft nun auf ihren Social-Media-Kanälen veröffentlicht hat. Und auch die Rückkehr auf die Schanze soll schon bald bevorstehen: „Ich freue mich sehr darauf, auf die Schanze zurückzukehren und wieder zu springen. Meine Hoffnung ist es, im Juli zurück auf die Schanze zu gehen. Ich werde den Juni dazu nutzen, mich vorzubereiten und in Form zu kommen, dann werden wir im Juli weitersehen.“

Keine Erinnerungen an Horror-Sturz

Seinen schweren Sturz kenne er nur aus dem Video, eigene Erinnerungen habe er nicht. „Das letzte, an das ich mich erinnere, ist ein Spaziergang mit meiner Schwester und ihrem Freund am Tag bevor wir nach Slowenien gereist sind. Ich denke, das ist auch gut so. Wahrscheinlich ist es für die anderen Jungs traumatischer, weil sie sich im Gegensatz zu mir erinnern“, erklärte der siebenfache Weltcupsieger, der sich neben einer Verletzung der Lunge auch Brüche im Schlüsselbein zugezogen hat, das seit der Operation in Ljubljana mit zehn Schrauben fixiert wurde.

Tande war bei seinem Sturz beim Weltcup-Finale auf der Letalnica-Skiflugschanze mit voller Wucht auf den Hang geprallt. Daraufhin musste er per Intubation zunächst mechanisch beatmet und im Krankenhaus ins Koma versetzt werden. „Ich habe mit einem der Ärzte na der Schanze gesprochen. Er hat mir erzählt, dass ich für zwei oder drei Minuten keinen Puls hatte“, erklärte Daniel-André Tande am Mittwoch.

Emotional äußerte sich der norwegische Skispringer auch über die weitere Zeit im Krankenhaus. „Meine Familie und meine Freundin waren besorgt, weil eine der Blutungen im vorderen Bereich meines Gehirns war – das ist der Bereich, der für die Persönlichkeit verantwortlich ist. Wäre die Blutung zu stark gewesen, hätte ich als eine andere Person wieder aufwachen können“, so Tande.

Seine Weltcup-Karriere will er auf keinen Fall beenden. „Definitiv nicht“, lautete die kurze und eindeutige Antwort des 27-Jährigen: „Bisher habe ich keine Angst vor den Sprüngen, aber vielleicht wird es eine Reaktion geben, wenn ich zum ersten Mal wieder oben stehe. Ich denke aber nicht, dass es auf Normalschanzen oder Großschanzen zum Problem wird. Wahrscheinlich werde ich aber nervöser sein, wenn ich wieder auf der Skiflugschanze oder erst in Planica bin. Doch darauf freue ich mich, weil ich das wirklich tun möchte. Ich möchte die Schanze wieder bewältigen und weite Flüge zeigen.“

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Über Marco Ries 869 Artikel
Inhaber und Chefredakteur von skispringen.com. Hat sich nach der Jahrtausendwende am Skisprungfieber anstecken lassen und 2009 dieses Angebot gegründet. Studiert an der Universität Heidelberg und arbeitet nicht nur im Winter als freier Journalist und Autor (u.a. das Buch „Unnützes Skisprungwissen“).

5 Kommentare

  1. Schön, dass es Daniel André Tande wieder so gut geht und er zum Skispringen zurückkehrt! Leider kann man aufgrund der sehr zurückhaltenden Berichterstattung nicht richtig einschätzen, wie knapp letztendlich alles war. Zehn Schrauben im Schlüsselbein, die haben da ja kaum Platz? Seltsam auch die Äußerung über ‚eine der Blutungen‘ im Gehirn mit dem Risiko der Persönlichkeitsveränderung. Über Kopfverletzungen hat man sich konsequent ausgeschwiegen, dabei waren sie sicher das Gefährlichste bei diesem Sturz. Ging es hier nur darum, die Privatsphäre des Springers zu schützen, oder gab es dafür noch andere Gründe? Auf jeden Fall kann man froh sein, dass die Behandlung ein so gutes Ergebnis erzielt hat. Alles Gute weiterhin, Daniel André Tande!

  2. Das zeigt mal wieder, was für „echte Kerle“ Skispringen sind! Mir war so der Atem weggeblieben, als ich Daniel André stürzen sah! Jeder „normale“ Mensch hätte wohl die Skier für immer an den Nagel gehangen… Ich wünsche Daniel nur das Beste und würde mich sehr freuen, wenn er nach dieser Verletzung genauso stark zurückkehrt, wie er ehemals war!!

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