Weltcup-Skifliegen in Planica

Johann Andre Forfang gewinnt kuriose Qualifikation in Planica

Johann Andre Forfang entscheidet eine schwierige Qualifikation vor dem Weltcup-Finale in Planica für sich. Zuerst beeindruckt Gregor Schlierenzauer mit 253,5 Metern, danach scheiden gleich mehrere Top-Athleten überraschend aus.

Erst fiel der Weltrekord, danach sorgten die wechselhaften Windbedingungen bei herrlichem Sonnenschein an der Letalnica-Skiflugschanze für Schwierigkeiten. Der Qualifikationstag vor dem Weltcup-Finale der Skispringer im slowenischen Planica hatte einiges zu bieten.

Die höchste Punktzahl erzielte am Ende der Norweger Johann Andre Forfang. Mit seinem Flug auf 241 Meter erzielte der 22-jährige Norweger insgesamt 243,4 Punkte und setzte sich damit gegen den Slowenen Anze Anze Semenic (234 m; 235,3 P.) und Dawid Kubacki aus Polen (224,5 m; 227,7 P.) durch.

Schlierenzauer fliegt Weltrekord-Weite

Früh hat sich die Qualifikation zu einer echten Weitenjagd entwickelt – erst im Verlauf des Durchgangs hat der Aufwind zu Rückenwind gewechselt und den Athleten dann teils enorme Probleme bereitet. Den weitesten Flug des Tages zeigte Gregor Schlierenzauer, der den deutlichen Aufwind zu nutzen wusste und mit 253,5 Metern den Weltrekord seines Teamkollegen Stefan Kraft eingestellt hätte. Der Eintrag in die Geschichtsbücher bleibt dem 28-Jährigen allerdings verwehrt, weil er bei der Landung in den Schnee greifen musste. Am Ende belegte Schlierenzauer den zehnten Platz. Sehen Sie hier den Flug von Gregor Schlierenzauer im Video.

Ausgerechnet die besten Athleten mussten am Ende hingegen bei schwierigen Bedingungen vom Bakken. Prominentestes Quali-Opfer an diesem Tag war Skiflug-Weltmeister Daniel-André Tande. Der Norweger kam bei Rückenwind nicht über 199,5 Meter hinaus und hat den Sprung in den Wettkampf am Freitag als 41. denkbar knapp verpasst.

Wellinger und Geiger scheiden aus

Auch die deutsche Mannschaft musste gleich zwei Ausfälle verkraften. Normalschanzen-Olympiasieger Andreas Wellinger, der sich im zuvor durchgeführten Trainingsdurchgang noch stark präsentiert hatte, kam in der Qualifikation nicht über 179,5 Meter und den 56. Platz hinauskam. Auch der Oberstdorfer Karl Geiger ist mit 194 Metern als 57. vorzeitig ausgeschieden.

» Liveblog-Nachlese: So lief die Qualifikation in Planica

Je früher man in der Qualifikation vom Bakken durfte, desto leichter hatte man es. Richard Freitag kam bei vergleichsweise guten Bedingungen noch auf 213,5 Meter und belegte als bester Deutscher damit den fünften Platz, gefolgt vom Willinger Stephan Leyhe (6.) mit 214 Metern. Auch Markus Eisenbichler hatte mit 224,5 Metern und dem zwölften Platz keine Probleme, sich für den Wettbewerb zu qualifizieren. Daneben sind auch Pius Paschke (30.) und Andreas Wank (36.) startberechtigt.

Kamil Stoch Siebter

Gleich mehrfach musste die Jury die Anlauflänge den wechselhaften Windbedingungen anpassen. Kurios: Dem Schweizer Gregor Deschwanden (42.) reichten selbst 230,5 Meter nicht für die Qualifikation. Daneben sind mit den beiden Slowenen Tilen Bartol (43.) und Domen Prevc (53.) sowie Österreicher Clemens Aigner (49.) weitere namhafte Athleten vorzeitig ausgeschieden.

„Raw Air“-Dominator Kamil Stoch aus Polen musste sich nach einem starken Trainingssprung zunächst mit 226,5 Metern und dem achten Platz zufrieden geben. Vikersund-Sieger Robert Johansson aus Norwegen belegte mit 221 Metern dahinter den neunten Platz.

„Planica 7“ lockt mit zusätzlichem Preisgeld

Wie es bereits Anfang Februar in Willingen der Fall war, bieten die Organisatoren den Athleten auch zum Saisonabschluss einen besonderen Anreiz. In die „Planica 7“-Wertung fließen alle Wertungssprünge an diesem Wochenende – inklusive Qualifikation und Team-Wettkampf – ein, der Gesamtsieger erhält zusätzlich zu den übrigen Tagesprämien ein Extra-Preisgeld in Höhe von 20.000 Schweizer Franken.

» Alle Termine im Überblick: Weltcup-Finale beim Skifliegen in Planica

Am Freitag steht in Planica das erste von zwei Einzel-Skifliegen an diesem Wochenende auf dem Programm. Um 14 Uhr startet zunächst der Probedurchgang, um 15 Uhr (alles live bei skispringen.com) folgt der Wettbewerb.

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Über Marco Ries 867 Artikel
Inhaber und Chefredakteur von skispringen.com. Hat sich nach der Jahrtausendwende am Skisprungfieber anstecken lassen und 2009 dieses Angebot gegründet. Studiert an der Universität Heidelberg und arbeitet nicht nur im Winter als freier Journalist und Autor (u.a. das Buch „Unnützes Skisprungwissen“).

29 Kommentare

  1. Kasai macht im Training mit fast 46 Jahren den weitesten Flug (240 m) und das bei teilweise drei Stundenkilometer weniger Anlaufgeschwindigkeit als die anderen Topleute… Weiß der Teufel wie der das hinkriegt. Der Mann ist einfach phänomenal!

  2. da in dem artikel alle anderen deutschen athleten namentlich erwähnt wurden, möchte ich noch vermerken: auch andi wank ist als 36. qualifiziert!

  3. Tande wird also seine Hoffnung auf den 2. Platz im Gesamtweltcup langsam ziehen lassen müssen. Er wird zwar am Samstag am Start sein, aber nach Freitag wird der Vorsprung von Freitag mehr als 100 Punkte betragen. Super Richie, das hast du verdient nachdem du bei der VST und bei Olympia nicht immmer vom Wind bevorzugt wurdest. Gratulation übrigens auch an Kamil, verdienter Weltcupsieg. Cool auch, dass Schlieri ein paar Erfolgserlebnisse sammelt. Der Sprung auf 253.5 war noch nicht ma perfekt. Nicht wegen des Griffes in den Schnee, sondern der Kontakt zum Ski nach dem Tisch. Der wäre auf 255+ gegangen. Übrigens war das ganz schön waaghalsig von der Jury einen Schlieri von der Gate und bei dem Wind starten zu lassen. Andererseits aber auch dumm den Anlauf bei den letzten nicht weiter zu verlängern. Johansson und v.a. Tande und auch Wellinger haben mehr Potential.

  4. Ich muss auch sagen, man sollte dringend die Regeln dahingehend ändern, dass man ab einer bestimmten Mindestweite auf jeden Fall dabei ist. Zur Not sind dann eben mal 41 oder 42 Springer am Start. Aber 230 Meter müssen reichen, egal, wie sie zustande gekommen sind, Punkt.

    • Unsinn! Deschwanden ist nur aufgrund des starken Aufwindes so weit gesprungen (Gate 8 und 1,56 m/s Aufwind, Johansson wäre bei diesen Bedingen wahrscheinlich in den Zuschauern gelandet). Gregor hätte sich durchaus qualifizieren können, wenn er eine sauberere Landung gesetzt hätte. Das kann man bei 230 m schon verlangen.

  5. also wenn die quali gewertet wird sollten die verantwortlichen sich mal an den kopf fassen denn das war ja so unfair wie die ganze saison noch nicht

  6. Wie kann Deschwanden eigentlich mit 230 m ausscheiden? Müsste er nicht über die 95% der Höchstweite Regel reinkommen (die höchste Gestandene Weite lag ja bei 241m)?

    • Das mussten wir selbst im Regelwerk nachschlagen: Das ist nicht so, denn die 95-Prozent-Regel kommt nur im Falle eines Sturzes zur Anwendung. Zudem erfolgt die Berechnung basierend auf der (durch Wind und Gate) kompensierte Weite.

      Ihre
      skispringen.com-Redaktion

  7. Ich weiß nicht. Irgendwie muss doch mal die Einsicht her, dass die Windpunkte kleinere Schwankungen im Wetter ausgleichen, aber doch nicht alles auffangen können, wenn sich die Bedingungen einfach mitten im Durchgang um 180 Grad drehen.

    Früher hätte man solche Durchgänge schon längst abbrechen müssen, jetzt dient die Formel als Entschuldigung dafür, bei jedem Wind weiterzumachen. Da fehlt scheinbar noch ein exponentieller Faktor.

    • Ich bin überzeugt, dass der Windkorridor (Ampel) verändert
      wurde. Seit Willingen werden die Springer einfach nur noch
      runtergewunken, die Ampel springt kaum noch auf rot, das
      verwässert die Ergebnisse spürbar und führt auch zu Unmut bei
      den Springern. Ich befürchte, der vorgegebene Zeitrahmen der
      Eurosport-Übertragung ist in der Regel oberstes Gebot, es soll
      nicht länger als 90 Minuten dauern. Und die FIS spielt mit,
      mal schauen wie lange das gut geht. Unter diesen Umständen ist
      es ein Wunder, dass es diese Saison nicht mehr Stürze gab.

      • Ich denke das Problem ist nicht die Eurosport Übertragung. Skispringen/-fliegen ist für Eurosport der größte Quotenbringer. Für die könnte es ewig gehen.

        Aber sobald die ARD ein Samstag Springen überträgt kann man es vergessen.
        Dann besuche ich auch kein Springen mehr vor Ort sobald die Übertragen.
        18:15 muss die Fussball Bundesliga Sprotschau losgehen. Punkt. Sobald es etwas Wind gibt ist die Durchführung des zweiten Durchganges schon sehr gefährdet.

        Das nervt total.

        • Dagegen spricht, dass Sie das Fliegen in Vikersund nicht
          übertragen und stattdessen MotoGP gezeigt haben. Ich kenne
          die Einschaltquoten nicht, aber die dürften seit dem „Moderatorenwechsel“ rückläufig sein. Mal sehen, ob man
          sich bis zur nächsten Saison auf einen vernünftigen
          Kompromiss einigen kann, auch was den Beginn der Wettkämpfe
          angeht. Herr Thiele meinte damals, dass sich die
          Veranstalter nach den Sendezeiten von Eurosport zu richten
          hätten, was ich nicht so toll finde. Lieber eine
          Aufzeichnung von einem gelungenen Wettkampf nachmittags,
          als eine Live-Übertragung einer Windlotterie am Abend.

          • Die Einschaltquoten sind eher gestiegen als gefallen. Außerdem machen Bielek und Hannawald mittlerweile einen tollen Job

          • Außerdem wird Skispringen ja nicht nur von Eurosport und ARD übertragen. Alle Wintersportarten passen sich einander an, was die Sendezeiten angeht. Skispringen ist international gesehen mit der populärste Wintersport, daher so häufig abends. Ab 18:15 Uhr wird es samstags tatsächlich oft kritisch, aber das liegt an allen Fernsehsendern, die eben Planungssicherheit vor der Primetime brauchen.

          • @Anton: Nein sind sie nicht, sie sind sogar rapide gefallen. Bei Olympia zb. waren sie eine absolute Katastrophe für Euroschrott.

  8. So attraktiv die zwingende Quali für Veranstalter und Zuschauer auch ist – ein bisschen Bauchweh machen solche Ergebnisse schon. Wenn die Weltbesten aufgrund e i n e s unglücklichen Sprunges das ganze Wochenende nicht am Start sind, ist das vielleicht über den Sommer noch einmal zu überdenken.

    • Nicht das ganze Wochenende, keine Sorge, nur morgen. Beim Mannschaftsspringen am Samstag zählt die Quali sowieso nicht und am Sonntag starten nur die besten 30 der Weltcup-Saison. Also alles nicht so dramatisch 🙂

  9. Ich möchte nur mal eins wissen: Darf Andreas Wellinger jetzt gar nicht mehr in Planiza starten? Es wäre schön, wenn ich eine Antwort bekommen würde. Danke

    • Andreas Wellinger ist am Sonntag dabei, weil beim letzten Weltcup der Saison traditionell nur die Top-30-Athleten des Gesamtweltcups startberechtigt sind. Daher gibt es auch keine weitere Qualifikation im Vorfeld des zweiten Einzel-Skifliegens an diesem Wochenende.

      Ihre
      skispringen.com-Redaktion

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