Finne wurde nur 55 Jahre alt

Skisprung-Legende Matti Nykänen verstorben

Foto: GEPA

Die Skisprungwelt trauert um eine große Legende: Matti Nykänen verstarb in der Nacht auf Montag im Alter von 55 Jahren. Über die genauen Umstände seines Ablebens ist bislang nichts bekannt.

Matti Nykänen gilt als einer der größten Skispringer aller Zeiten, mit seinen Erfolgen in den 1980er-Jahren prägte er eine ganze Ära des Sports. Nun ist der Finne verstorben, im Alter von 55 Jahren. Über die Todesursache ist bis dato nichts bekannt, seine Mutter Vieno bestätigte auf Anfrage der finnischen Zeitung ‚Iltalehti‘ jedoch, dass ihr Sohn nicht mehr am Leben sei. Zuvor hatte seine Frau Pia den Tod Nykänens durch die Zeitung ‚Seiska‘ öffentlich gemacht. Zuletzt war es um Nykänen, der schon Zeit seiner Karriere mit Alkoholproblemen zu kämpfen hatte, ruhig geworden.

Sowohl die Öffentlichkeit als auch die begeisterten Zuschauer sowie seine Kollegen und Trainer waren sich immer einig, dass Matti Nykänen auf der Schanze eine Ausnahmeerscheinung war. Er hatte mit neun Saisons eine verhältnismäßig kurze Karriere, gewann dabei jedoch 46 Weltcupspringen – ein Rekord, der erst 2013 von Gregor Schlierenzauer gebrochen wurde. Viermal gewann er den Gesamtweltcup, ebenso oft Gold bei Olympischen Spielen. Zudem war er der erste Skispringer, dem es gelang bei einer Olympia-Teilnahme die maximal mögliche Anzahl Goldmedaillen zu gewinnen: 1988 wurde er in Calgary Olympiasieger auf der Normalschanze, auf der Großschanze und mit der Mannschaft.

Großen Erfolgen folgten große Probleme

Auch außerhalb seines Heimatlandes, in dem er 13 Mal Staatsmeister wurde, war Nykänen eine Ikone. Er gewann neun WM-Medaillen, fünf Mal davon Gold. Im Jahr 1991, als sich der V-Stil im Skispringen schließlich durchsetzte, hängte der Mann aus Jyväskylä die Ski an den Nagel. „Wenn Du Deine Karriere beendest, bist Du in einer Leere. Du bist niemand mehr“, sagte er einmal und gab zu, sich schwergetan zu haben, seinen Platz im Leben nach dem Sport zu finden.

Doch auch schon während seiner Karriere schrieb Nykänen Negativschlagzeilen. 1986 wurde er nach einer Kneipentour vom Finnischen Skiverband suspendiert und das erste Mal von einem Gericht verurteilt, nachdem er aus einem Kiosk Zigarretten und Bier gestohlen hatte. Ein Jahr später wurde er abermals nach Hause geschickt, weil er nach Alkoholkonsum auf seinem Hotelzimmer randaliert hatte. „Ich war sehr jung, als ich meine Erfolge feierte. Die Medien waren die ganze Zeit um mich herum, immer stand ich im Mittelpunkt. Ich hatte es satt, es war einfach zu viel. Ich trank, um das alles zu vergessen“, sagte Nykänen der norwegischen Tageszeitung ‚Dagbladet‘.

Nykänens Vermächtnis – Erstes Anzeichen für Todesursache

Die Skisprungfamilie verliert mit Matti Nykänen eines der bekanntesten Mitglieder. Unvergessen bleibt auch sein Weltrekordflug bei der Skiflug-WM in Planica am 15. März 1985, die er auch gewann, auf 191 Meter, der die FIS damals veranlasste, eben diese Weite als Maximale festzulegen, selbst, wenn ein Athlet weiter geflogen war. Seinen letzten Weltcupsieg feierte Nykänen beim Neujahrsskispringen 1989 in Garmisch-Partenkirchen. Sein letzter großer Titel war der Gewinn der Goldmedaille im Mannschaftsspringen bei der Weltmeisterschaft 1989 in Lahti. Dort wehten am Montag die finnischen Fahnen als Zeichen der Trauer auf Halbmast.

Nach seiner Karriere versuchten Plattenfirmen mit seinem großen Namen Geld zu verdienen und so trat er bis zuletzt als Sänger und Entertainer auf. Im Jahr 1992 wurde er in seinem Heimatland für sein erstes Album sogar mit einer Goldenen Schallplatte ausgezeichnet. Einige seiner Songs trugen den Titel von Sätzen, die er mal gesagt hatte, wie „Jede Chance ist eine neue Möglichkeit“ oder „Vielleicht tue ich es [trinken, Anm. d. Red.], vielleicht auch nicht“. Als es finanziell ganz schlecht um ihn stand, arbeitete er gar als Stripper in einem Restaurant. Im Jahr 2013 heuerte er als Privattrainer des ebenfalls für seine Eskapaden bekannten Harri Olli an, doch auch dieses Engagament blieb erfolglos.

Er hinterlässt seine Ehefrau Pia, die er 2014 heiratete, sowie drei Kinder. Schon in seiner Beziehung zu seiner ersten Ehefrau Mervi Tapola, die er zweimal heiratete, wurde Nykänen mehrfach wegen Gewaltdelikte verurteilt und saß deswegen auch im Gefängnis. Die zweite Ehe wurde schließlich nach dem 15. Antrag seiner Frau geschieden. Insgesamt war Nykänen fünf Mal verheiratet, vor Kurzem wurde Diabetes beim Finnen diagnostiziert. Kai Merilä, ein Journalist und langjähriger Freund Nykänens, wurde in der finnischen Zeitung ‚Hufvudstadsbladet‘ mit den Worten zitiert: „Meine Vermutung ist, dass er an einem Krankheitsschub starb“. An seinem letzten Lebenstag habe Nykänen den Haushalt gemacht und über Unwohlsein geklagt.

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Über Luis Holuch 537 Artikel
Seit 2010 als Journalist tätig und hat 2017 sein erstes Buch veröffentlicht. Wie es die Leidenschaft wollte, ging es darin um das Damen-Skispringen. Genau dafür ist er bei skispringen.com auch primär zuständig. Kommentierte den offiziellen Live-Stream der Junioren-WM 2020, sowie die FIS-Classics-Serie und die Continentalcup-Finals der Nordischen Kombination.

10 Kommentare

  1. Leider kenne ich Matti nicht. Das war sicher vor meiner Zeit. Aber er muss wohl ein ganz Großer in seinem Sport gewesen sein.

  2. Ruhe in Frieden Matti! Durch Matti Nykänen in Calgary 1988 bin ich zum Skisprungfan geworden. Unnachahmlich seine Art vorne zu bleiben und so den Sprung weit nach unten zu ziehen! Unvergessen, ein sportliches Genie! Leider nicht der Einzige der den sportlichen Hype nicht gut verkraftet hat. Leider war wohl niemand da ihn menschlich aufzufangen. Sehr traurig…

  3. Aufrichtiges Beileid an seine Familie.
    Matti war einer der besten Skispringer aller Zeiten.
    Seine Duelle mit Jens Weißflog bleiben für mich unvergessen.
    Schade dass er sein Leben nach dem Sport nicht gemeistert hat.

  4. Zwar sprang Matti, als ich noch nicht einmal auf der Welt war, aber durch das Skispringen war Matti mir nicht nur ein Begriff, sondern auch – zusammen mit Janne Ahonen – der Größte aller Zeiten, obwohl er außerhalb der Schanze, um es vorsichtig auszudrücken, ein armer Mensch war, in seinem Sport aber die Genialität – wie kein anderer seines Sports – besaß. Als Skisprungfan schockiert mich sein Tod nicht nur, sondern in meinem Inneren springt er noch immer weiter. Ein ganz großer des Skispringens ist gegangen. R.I.P. Matti.

  5. Mein Beileid an Seine Familie.Er war für mich ein ganz Großer. Er hat damals meine Liebe zum Skisprung Sport geweckt und meine Familie sah nur Kopfschüttelnd zu, wenn ich die Live Übertragungen aus Sarajewo oder Calgary im TV anschauen wollte. Ich hätte ihm ein langes glückliches Leben gewünscht, aber leider hat er schon jetzt Flügel. Fliege hoch und weit Matti!

    • Dem Kommentar von JB kann ich mich nur anschließen. Matti Nykänen kontra Jens Weißflog das hat mich in den 80er gefesselt.
      Wirklich Jammerschade. Matti Du bist für mich immer noch der größte Skispringer aller Zeiten.

  6. Trotz aller Eskapaden etc. bleibt es einer, der das Skispringen geprägt hat! Ich bin sehr schockiert. Unvergessen bleibt für mich das Springen, als Matti Schlierenzauer abwinkte und dieser den Rekord der Weltcupsiege einstellte.

    Ein Großer des Skisprungsports ist gegangen!!!

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