Interview

Willingens OK-Chef Jürgen Hensel über Kult-Weltcup und neue Schanzen

Willingens OK-Chef Jürgen Hensel mit FIS-Renndirektor Walter Hofer. (Foto: Ronald Brandl)

Jürgen Hensel, Chef des Organisationskomitees des Weltcups in Willingen, spricht im skispringen.com-Interview über die aktuellen Vorbereitungen, die Konkurrenz unter den Veranstaltern und anstehende Schanzenneubauten.

Anfang Februar macht der Weltcup der Skispringer wieder in Willingen Station. Jahr für Jahr ist das Wochenende im Sauerland eines der großen Highlights im Skisprung-Kalender. Im Interview mit skispringen.com-Redakteur Marco Ries spricht Jürgen Hensel, Chef des Organisationskomitees und Präsident des SC Willingen, über die laufenden Vorbereitungen und verrät außerdem, wie weit die Pläne für neue Schanzen in Willingen fortgeschritten sind.

Vom 7. bis 9. Februar 2020 macht der Skisprung-Weltcup wieder in Willingen Station. Wie laufen die Vorbereitungen bisher?

Jürgen Hensel: Wir sind beim Ski-Club Willingen in Sachen Weltcup-Vorbereitungen auf einem sehr guten Weg, alles ist im Plan. Es wird als Premiere eine neue HSD-Kamera geben, die für großartige Bilder von der Top-Veranstaltung der weltbesten Adler sorgen wird. Außerdem gibt es einen optimierten Standplatz für die Steiger-Kamera. Auch von dort hoch oben über dem Weltcup-Stadion wird es tolle Live-Bilder von der Mühlenkopfschanze geben, die es so noch nie zu sehen gab. Wir freuen uns sehr auf das Event 2020, weil wir gleich zwei Jubiläen feiern werden: Der Weltcup der Skispringer kommt seit der Premiere 1995 seit mittlerweile 25 Jahren nach Willingen. Und der Einzel-Weltcup am Sonntag wird der insgesamt 50. internationale Wettkampf auf diesem höchsten sportlichen Niveau sein.

„50.000 plus X Skisprungfans sind ein sehr großer Erfolg“

In den vergangenen Jahren haben Sie immer mehr Zuschauer an die Mühlenkopfschanze gelockt, in der vergangenen Saison waren es insgesamt 56.800. Gehen Sie davon aus, diesen positiven Trend fortsetzen zu können?

Hensel: In der Tat war der Zuschauerzuspruch beim Weltcup im letzten Jahr außergewöhnlich gut. Wir freuen uns sehr darüber, dass wir uns seit vielen Jahren auf unsere treue Stammkundschaft verlassen können. In 2019 hatten wir aber auch den in Titisee-Neustadt leider ausgefallenen Team-Weltcup von unseren Schwarzwälder Freunden übernommen, daher wurden drei Weltcup-Wettbewerbe ausgetragen. Da uns das Sicherheitskonzept die maximale Zuschauerzahl pro Tag von 23.500 Fans an der Mühlenkopfschanze vorgibt, geht auch gar nicht viel mehr. 50.000 plus X begeisterte Skisprungfans an allen drei Tagen sind für uns stets ein sehr großer Erfolg, wenn man bedenkt, wie viele Besucher an anderen Orten an den Schanzen sind. Aber gerade von dieser außergewöhnlichen Stimmung lebt ja unser Weltcup in Willingen. Einen Schub hat es natürlich auch durch unseren Lokalmatadoren Stephan Leyhe gegeben, der als Team-Weltmeister mit herausragenden Leistungen bei der Vierschanzentournee und bei vielen anderen Weltcups in der vergangenen Saison in die absolute Weltspitze gesprungen ist. Und alle gönnen „unserem“ Stephan als Super-Typen diesen tollen Erfolg von Herzen.

Immer mehr Veranstalter kämpfen um die begrenzten Weltcup-Termine, kein Land trägt so viele Skisprung-Weltcups aus wie Deutschland. Wird es aus Ihrer Sicht schwieriger, auch in Zukunft im Kalender berücksichtigt zu werden?

Hensel: Ich glaube daran, dass Leistung belohnt wird. Die Veranstalter, die einen guten Weltcup abliefern, werden so schnell nicht aus dem Kalender gestrichen. Denn da wissen die Verantwortlichen der FIS genau, was sie daran haben. Wichtig ist eines: Der Sport muss immer im Vordergrund stehen und das Rahmenprogramm muss dazu passen. Für widrige Witterungsverhältnisse kann niemand etwas, da kann es jeden Veranstalter hart treffen. Wir in Willingen hatten im letzten Vierteljahrhundert seit unserer Weltcup-Premiere fast immer das Glück des Tüchtigen. Nur ein Weltcup-Skispringen musste 2013 wegen zu starker Winde ausfallen. Da können wir uns im Vergleich zu anderen Veranstaltungsorten auf gar keinen Fall über Petrus beschweren und hoffen natürlich auch für den kommenden Weltcup auf einen uns wohlgesonnenen Wettergott.

„Derzeit sind wir dabei, die Lage der neuen Schanze zu planen“

Zuletzt hat der SC Willingen auch Schlagzeilen damit gemacht, zwei neue Schanzen neben der berühmten Mühlenkopfschanze bauen zu wollen. Wie laufen die Planungen dafür?

Hensel: Die gute Idee und die Planungen dazu sind schon seit längerem in den Köpfen der Offiziellen und Trainer des DSV. Bei uns fehlt es einfach an einer größeren Schanze mit Matte und Eisspur für das tägliche Training, sodass sich die jungen Skispringerinnen und Skispringer vor Ort ohne großen Aufwand und zusätzliche Reisekosten weiterentwickeln können. Derzeit sind wir dabei, die Lage der neuen Schanze zu planen, bevor es an die Detailermittlung der Kosten geht. Selbstverständlich spielen bei allen Überlegungen die nachhaltige Finanzplanung und mögliche Zuschüsse aus Fördertöpfen eine entscheidende Rolle. Aber wir sind guter Hoffnung, dass sich das wichtige Projekt möglichst zeitnah realisieren lässt, denn es ist wichtig für die sportlichen Perspektiven, die der Ski-Club Willingen seinen jungen Sportlerinnen und Sportlern der Zukunft bieten kann. Wer Weltklasse-Athleten will, muss dafür auch die notwendigen Rahmenbedingungen schaffen.

Zu guter Letzt: Warum sollte man den Weltcup in Willingen auf keinen Fall verpassen?

Hensel: Weil Willingen Jahr für Jahr Kult ist. Das darf man einfach nicht verpassen. Neben den sportlichen Höhepunkten mit der Qualifikation und den beiden Einzel-Weltcup im Rahmen von „Willingen Five“ und dem Extra-Preisgeld von 25.000 Euro für den dritten Gesamtsieger nach Kamil Stoch 2017 und Ryoyu Kobayashi 2018 ist die bunte Eröffnungsfeier mit der Vorstellung der Nationen, dem von unserem Weltcup-Medienpartner NRW Lokalradios präsentierten Show Act internationaler Musikstars und dem Gänsehaut-Moment durch das faszinierende traditionelle Höhen-Feuerwerk ein weiteres absolutes Highlight. Unsere 1.479 Free Willis, so heißen die freiwilligen Helfer des SC Willingen, sorgen in allen Abteilungen mit viel ganz Herzblut dafür, dass der Weltcup möglichst reibungslos abläuft. Für mich ist das immer wieder unfassbar, was unsere Free Willis in diesen Tagen so alles leisten. Erst wird quasi rund um die Uhr bienenfleißig gearbeitet, dann wird nach einem erfolgreichen Weltcup gemeinsam kräftig gefeiert – und erst ganz am Ende, wenn die Helden müde sind, wird lange geschlafen. Ohne unsere Free Willis wären wir nichts. Und ich bin sehr stolz darauf, seit vielen Jahren einer von ihnen zu sein.

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Über Marco Ries 867 Artikel
Inhaber und Chefredakteur von skispringen.com. Hat sich nach der Jahrtausendwende am Skisprungfieber anstecken lassen und 2009 dieses Angebot gegründet. Studiert an der Universität Heidelberg und arbeitet nicht nur im Winter als freier Journalist und Autor (u.a. das Buch „Unnützes Skisprungwissen“).

1 Kommentar

  1. Ich bin seit Jahrzehnten Schisprung Fan!
    Die heutigen Bedingungen in Willingen auch in der Spur waren schon grenzwertig.
    Ein Verbesserungsvorschlag von mir zur Minimierung des Wasserflusses in der Spur: Abdeckung der Spur oberhalb des Startgates mit einer Plane und zum Komfort
    für die Springer ein Dach, das sich mit dem Startgate bewegt.

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