Raw Air am Holmenkollen

Norwegen siegt erstmals am Holmenkollen in Oslo

Erstmals in der Geschichte feiern die norwegischen Skispringer in der Mannschaft den Heimsieg am Holmenkollen. Österreich jubelt über das Podium, Bundestrainer Werner Schuster verzockt sich beim „Raw Air“-Auftakt.

Die norwegischen Skispringer haben am Samstagabend einen historischen Heimsieg gefeiert. Das Quartett mit Daniel-André Tande, Andreas Stjernen, Johann Andre Forfang und Robert Johansson sorgte beim ersten Teamspringen im Rahmen der „Raw Air“-Tour mit insgesamt 1098,7 Punkten für den ersten norwegischen Mannschaftssieg der Gescchichte am berühmten Holmenkollen in Oslo.

Die Mannschaft von Cheftrainer Alexander Stöckl setzte sich deutlich gegen Polen (Maciej Kot, Stefan Hula, Dawid Kubacki, Kamil Stoch; 1039,8 P.) und Österreich (Gregor Schlierenzauer, Clemens Aigner, Michael Hayböck, Stefan Kraft; 1010,2 P.) durch.

» Liveblog-Nachlese: So lief der Team-Wettkampf am Holmenkollen

Den Grundstein zum Heimsieg legten die Norweger bereits im ersten Durchgang. Schon zur Halbzeit führte das Quartett von Cheftrainer Alexander Stöckl das Feld mit einem Vorsprung von 26,6 Punkten vor Polen und Deutschland an. Im Finale konnte Schlussspringer Robert Johansson den ersten Mannschaftssieg in der Wiege des nordischen Skisports unter den Augen von König Harald V. perfekt.

Bundestrainer Schuster verzockt sich

Nach einem starken ersten Sprung auf 131 Meter ging Richard Freitag im Finale mit verkürztem Anlauf vom Bakken und kam bei fehlender Windunterstützung nicht über 125 Meter hinaus. Bundestrainer Werner Schuster hat sich mit dieser freiwilligen Anlaufverkürzung verzockt: Denn um die entsprechenden Bonuspunkte zu kassieren, hätte Freitag zwei Meter weiter springen müssen.

„Es geht hier ja auch um die Raw-Air-Wertung und ich habe Richard Freitag dieselbe Luke gegeben wie im ersten Durchgang. Seine Weite war einfach nicht ausreichend, aber Richard Freitag ist nicht daran Schuld, dass wir es nicht aufs Podium geschafft haben“, erklärte Bundestrainer Werner Schuster im Anschluss im ‚ZDF‘.

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Mit zwei Sprüngen auf 129 Meter war Andreas Wellinger damit der stärkste deutsche Skispringer an diesem Tag. Der Oberstdorfer Karl Geiger und der Siegsdorfer Markus Eisenbichler konnten ihr Leistungsoptimum nicht erreichen, beide sind in ihrer jeweiligen Gruppe hinter der Konkurrenz zurück geblieben. „Das war dürftig“, urteilte Schuster.

Schlierenzauer und Prevc melden sich stark zurück

Zum Saisonende immer besser in Fahrt kommt Gregor Schlierenzauer. Mit 131 und 128,5 Meter zeigte der Rekord-Weltcupsieger zwei starke Sprünge und konnte damit seinen Aufwärtstrend weiter fortsetzen konnte. Nach passablen Leistungen von Clemens Aigner und Stefan Kraft ließ Österreichs Schlussspringer Stefan Kraft im Finaldurchgang mit 125,5 Metern dann zwar einige Punkte liegen, sicherte der Alpenrepublik aber den ersten Podiumsplatz im Team in dieser Saison mit einem hauchdünnen Vorsprung von 0,4 Zählern vor Deutschland.

Auch Peter Prevc kommt seiner früheren Form immer näher und zeigte mit 130,5 und 130 Metern einen ordentlichen Wettkampf. Gemeinsam mit dessen Teamkollegen Tilen Bartol Nejc Dezman und Jernej Damjan erzielten die Slowenien 974,5 Punkte und ließen damit die Schweiz (Gregor Deschwanden, Andreas Schuler, Killian Peier, Simon Ammann; 879 P.) und Russland (Alexey Romashov, Denis Kornilov, Mikhail Nazarov, Evgeniy Klimov; 834,3 P.) hinter sich.

Tschechien und Finnland nicht am Start

Italien (Roberto Dellasega, Davide Bresadola, Sebastian Colloredo, Alex Insam; 358,6 P.) und Kasachstan (Konstantin Sokolenko, Alexey Korolev, Sabirzhan Muminov, Marat Zhaparov; 215,4 P.) sind nach dem ersten Durchgang ausgeschieden, die Mannschaften aus Tschechien und Finnland haben nach zuletzt enttäuschenden Ergebnissen erst gar nicht am Teamspringen teilgenommen.

» Gesamtwertung: Raw Air 2018

In der Gesamtwertung der „Raw Air“ baut Kamil Stoch seinen Vorsprung aus dem Qualifikationsdurchgang vom Vortag weiter aus. Mit insgesamt 428,8 Punkten liegt der Pole vor den beiden Norwegern Robert Johansson (421,3) und Johann Andre Forfang (408) und hat damit beste Aussichten auf das Extra-Preisgeld in Höhe von 60.000 Euro. Auch im Gesamtweltcup bleibt Stoch unangefochten an der Spitze.

» Alle Termine im Überblick: 16 Wertungssprünge an zehn Tagen bei „Raw Air“

Am Sonntag folgt am Holmenkollen das Einzelspringen. Um 13:10 Uhr startet zunächst der Probedurchgang, um 14:20 Uhr (alles live bei skispringen.com) folgt dann der Wettkampf.

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Über Marco Ries 869 Artikel
Inhaber und Chefredakteur von skispringen.com. Hat sich nach der Jahrtausendwende am Skisprungfieber anstecken lassen und 2009 dieses Angebot gegründet. Studiert an der Universität Heidelberg und arbeitet nicht nur im Winter als freier Journalist und Autor (u.a. das Buch „Unnützes Skisprungwissen“).

17 Kommentare

  1. Mein Gott. Ihr Österreicher. Ein mal dritte im Teamwettberb und schon größenwahnsinnig geworden. Hauptsache Deutsche besiegt. Und gefühlte 100 Punkte Rückstand auf Sieger Norwegen egal

  2. Freut mich so für Österreich und Schlierenzauer 🙂 Und die Norweger waren einfach gut. Bei Deutschland hat für mich Schuster den Fehler gemacht, den er im Interview nicht zugegeben hat. Im Gegensatz zu Freitag, der nicht die Schuld bei jemand anderem gesucht hat.

    • Ich fand seine Entscheidung richtig. Nicht, dass es wieder zu weit gegangen und Freitag schon wieder gestürzt wäre. Gesundheit geht immer vor und von Freitag kann man auch wiederum erwarten, auch mit einer Luke weniger noch ordentlich zu springen. Er hatte einfach einen schlechten Tag heute, aber da war er im deutschen Team auch nicht der einzige.

    • Wenn jemand Clown ist dann sind es die Ösis, die haben ihren besten Trainer in besten Zeiten kaputt gemacht-unglaublich als ich das Buch von Alexander Pointner gelesen hatte.
      Schämt euch !

      • Klar, das war nicht in Ordnung. Aber Kuttin ist auch ein guter Trainer. Unter ihm ist Kraft Doppel- Weltmeister geworden und Schlierenzauer wird auch immer besser.

        Pointner war psychisch angeschlagen, wun Trainerwechsel war einfach notwendig. Aber ja, man hätte ihn würdiger verabschieden müssen, er war ja ein klasse Trainer.

        • Da gebe ich Dir zu 100% recht. Ich zweifle auch nicht an Kuttin.
          Wenn es nicht läuft, läuft es eben nicht.
          Jede Nation hat besonders im (undurchsichtigen) Skispringen mal Federn gelassen, diese Jahr waren es seit langer Zeit mal wieder die Österreicher.
          Was wäre aber dieser Sport ohne der Wettkampf dieser Nationen ?

  3. Dieser Podestplatz gibt unseren Jungs viel Selbstvertrauen. Schlierenzauer wird immer besser, vielleicht gelingt ihm noch diesen Winter ein Stockerlplatz.

    Aigner ist definitiv unser 4. Mann. Ohne seinen guten 2. Sorung wär dieser Podestplatz nicht möglich gewesen.

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