Die WM in Planica hat ihre große Sensation: Alexandria Loutitt aus Kanada fliegt auf der Großschanze zu Gold. Aber auch Katharina Althaus geht im letzten Springen nicht leer aus – sie segelt zu Bronze.
Die 54. Nordische Ski-WM hat ihre große Sensation: Zum ersten Mal überhaupt holt Kanada eine Medaille im Skispringen – und dann auch noch direkt Gold! Alexandria Loutitt segelte am Abend auf der Großschanze in Planica auf 134,5 und 136,5 Meter und kam damit auf 264,4 Punkte. Damit setzte sie sich um satte 10,4 Punkte gegen Maren Lundby durch. Die norwegische Titelverteidigerin kam nach ihrem Schanzenrekord von 139,5 Metern im Finale auf 133 Meter und 250 Punkte. Doch auch Dreifach-Weltmeisterin Katharina Althaus ging nicht leer aus: Sie sicherte sich mit 120,5 und 128 Metern und 245,9 Punkten Bronze.
„Ich bin in meiner ganz eigenen Welt gewesen, als ich in diesen Wettkampf gegangen bin und habe mich nur auf meine Sprünge konzentriert. Dass jetzt diese Medaille zu meiner Sammlung dazu kommt, fühlt sich großartig an“, sagte die 19-Jährige, die erst vor einem Monat den WM-Titel bei den Juniorinnen gewonnen hatte. In der laufenden Saison hatte Loutitt in Zao bereits ihren ersten Weltcupsieg feiern können. Dass sie nun triumphierte, kommt doch überraschend, zumal sie sich nach dem ersten Durchgang mit Lundby noch den ersten Platz geteilt hatte und mit Abstand die unerfahrenste Top-Springerin ist.
Althaus „sehr happy“ über Bronze
„Ich bin sehr happy! Ich habe vorher noch nie Bronze gewonnen, aber das fühlt sich gut an. Ich war vor beiden Sprüngen sehr nervös, aber vor allem der zweite war sehr gut. Ich werde sicher einige Wochen brauchen, um das zu verarbeiten“, strahlte Althaus im ‚Eurosport‘-Interview. Auch wenn es für eine Medaille um drei Punkte nicht reichte, war auch bei Nozomi Maruyama die Freude groß. Sie wurde als beste Japanerin Vierte. Mit Eva Pinkelnig und Chiara Kreuzer als Sechste und Neunte, sowie mit Ema Klinec und Nika Kriznar auch je zwei Österreicherinnen und Sloweninnen in den Top Ten zu finden.
Lundby war derweil im norwegischen Rundfunk ‚NRK‘, der wegen des Springens sogar seine 19-Uhr-Nachrichten nach hinten verschob, sichtlich bewegt: „Dieser Tag hat alle meine Erwartungen weit übertroffen. Ich habe gestern gemerkt, dass es Möglichkeiten für mich gibt, aber auch, dass eine Medaille zu viel erwartet wäre. Ich bin so instabil gewesen und nachdem, was in den letzten zwei Jahren alles passiert ist… Ich war einfach nur hier, um mitzuspringen.“ Nachdem sie bei ihrem Comeback nach über einem Jahr Pause im Weltcup ohne Top-Ten-Platz geblieben war, steht ihr Silber im Sensationsgrad Loutitts Goldmedaille in nichts nach. Ihr kurzer Schneekontakt mit der Hand bei ihrem Schanzenrekord wurde lediglich von einem der fünf Sprungrichter bemerkt, sodass sie auch das nötige Quäntchen Glück auf ihrer Seite hatte.
Lundbys Teamkolleginnen Anna Odine Stroem und Thea Minyan Bjoerseth veredelten als Fünfte und das norwegische Ergebnis. Für die vierte Norwegerin Silje Opseth sah es nach einem waghalsigen ersten Versuch auf 114 Meter nach der nächsten Enttäuschung aus. Doch mit 128,5 Metern gelang ihr im Finale der fünftbeste Sprung, der sie noch um zwölf Positionen auf die 16 brachte.
Jenny Rautionaho, Josephine Pagnier, Qi Liu, Lara Malsiner und Kinga Rajda erzielten als 13., 14., 20., 22. und 23. die besten Großschanzen-Ergebnisse für Finnland, Frankreich, China, Italien und Polen bei einer WM. Rajda verkündete mit der Botschaft „Last Dance“ auf ihren Handschuhen zudem das Ende ihrer Laufbahn.
Gate-Geschiebe sorgt für Diskussionen
Während eben jener Finaldurchgang in geordneten Bahnen verlief und von Anfang bis Ende aus Luke 18 gesprungen wurde, war die Unzufriedenheit mit der hastigen Arbeitsweise der Jury im ersten Durchgang spürbar. Ganze sieben Mal wurde ein Gate-Wechsel vorgenommen, was trotz wechselnder Winde unverhältnismäßig anmutete. „Aus unserer Sicht wäre es wünschenswert, dass man auch mal wartet, um allen möglichst gleiche Bedingungen zu geben. Entweder alle bei Rückenwind, oder eben bei Aufwind oder Null“, beklagte Bundestrainer Maximilian Mechler in der ‚ARD‘.
Mit Selina Freitag traf es zudem eine seiner Athletinnen. Sie war die erste Springerin, die aus Gate 17 ranmusste und dabei wahrlich nicht vom Windglück geküsst wurde. Entsprechend groß war der Frust nach Rang 28 zur Halbzeit. Mit 124 Metern kämpfte sie sich im Finale zwar noch auf Rang 19 vor, verzog aber selbst nach diesem gelungenen Versuch keine Miene. Auch Pauline Heßler, die 26. wurde, war anzumerken, dass sie sich ihr WM-Debüt anders vorgestellt hatte. Die beiden weiteren Österreicherinnen, Sara Marita Kramer und Julia Mühlbacher, wirkten über die Ränge zwölf und 18 zumindest nicht unzufrieden.
Kein Finale für die Schweizerinnen
Mit Sina Arnet und Emely Torazza standen erstmals zwei Schweizerinnen in einem WM-Einzelspringen. Als 33. und 36. war für beide Springerinnen aus der Eidgenossenschaft jedoch nach dem ersten Durchgang Schluss. Einen missratenen Auftritt legte wenig später Nika Prevc hin: Zunächst sprang sie als einzige Athletin im gesamten Wettkampf zu früh am Schanzentisch ab und ging dann viel zu aggressiv in die Vorlage. Das Resultat war mit 103,5 Metern und dem 40. und letzten Rang entsprechend. Abseits davon waren es für sieben der zehn nicht fürs Finale qualifizierten Springerinnen das beste Ergebnis in einem WM-Großschanzen-Einzel.
Mit dem heutigen Großschanzen-Einzel ist die Nordische Ski-WM in Planica für die Skispringerinnen beendet. Die nächsten Springen stehen dann vom 10. bis 12. März in Oslo an, wo am legendären Holmenkollen die Raw-Air-Tour beginnt (alles live bei skispringen.com).
An alle herzliche Glückwünsche!
Was mir aber ein Rätsel bleibt, ist die Punktevergabe im 1. Durchgang. Das fand ich wirklich nicht mehr nachvollziehbar.
keine silbe von der hand im schnee beim schanzenrekord schade das ist unfaire berichterstattung mit derfairniss habens die norges eh nicht!
Das ist wirklich wahr! Der Schanzenrekord wäre außerdem durch den Griff in den Schnee ungültig, wobei der Gesamtrekord sowieso bei 146,5m liegt!
Wie kann man so eine substanzlose und konfuse Aussage als ‚wirklich wahr‘ bezeichnen?
Allein schon ‚die Norweger haben es nicht so mit der Fairness‘ (der Originaltext ist kaum zitierbar) ist eine blödsinnige Unterstellung und in dieser Verallgemeinerung total unverschämt.
Wen der Vorwurf der ‚unfairen Berichterstattung‘ treffen soll, ist in keiner Weise nachvollziehbar. In dem Artikel oben wurden jedenfalls sehr viele Silben dafür verwendet.
@Regina Keil-Klotz
Ich kann ihrer Aussage nur bedingt zustimmen. Ich finde es unfassbar, dass offenbar weder ARD noch diese Seite es nötig hatten, darauf einzugehen. Von Maren Lundby finde ich es extrem unfair, eine erschummelte Medaille einfach anzunehmen. Bei den anderen Norwegern sehe ich auch keinen Grund.
Was das Sprachniveau in diesem Chat angeht, habe ich dieselbe Meinung, das ist teilweise unterirdisch.
(Eurosport ohne Schuster top, weiter so!!!)
Gratulation an Loutitt, sie hat es so verdient! Althaus wäre eigentlich der 2. Platz zugestanden, aber auch von ihr eine sehr gute Leistung. Insgesamt ein schöner Wettkampf
Für mich als Kanadier natürlich der Hammer und Sportgeschichte dazu. Gut wir hatten ja auch mal einen Horst Buhlau und mit Steve Collins den immer noch jüngsten Springer der jemals ein Springen gewann aber heute wird Sportgeschichte gefeiert…Danke Ali