Weltcup in Polen

Trotz Siegel-Sturz: DSV-Skispringer feiern Sieg in Zakopane

Foto: GEPA

Die deutschen Skispringer holen mit minimalem Vorsprung den Sieg beim Mannschaftsspringen in Zakopane. Doch ein schwerer Sturz von David Siegel ĂŒberschattet den Erfolg. Nach einem denkwĂŒrdigen Wettkampf hagelt es Kritik.

An Drama war das zweite Teamspringen in diesem Winter kaum zu ĂŒberbieten. Zehntausende Zuschauer bekamen im SĂŒden Polens eine regelrechte Weitenjagd zu sehen. Doch die endete mit einem Schock fĂŒr die deutsche Mannschaft, die nur zu dritt das Podium zur Siegerehrung betreten konnten. David Siegel befand sich nach einem schweren Sturz im zweiten Durchgang zu diesem Zeitpunkt schon auf dem Weg ins Krankenhaus.

Ein Sieg mit bitterem Beigeschmack fĂŒr Karl Geiger, Markus Eisenbichler, Stephan Leyhe und eben David Siegel. Das Quartett erzielte am Samstagabend insgesamt 1157,5 Punkte und setzte sich mit dem kleinstmöglichen Vorsprung von nur 0,1 ZĂ€hlern gegen die ĂŒberraschend starke Mannschaft aus Österreich (Daniel Huber, Jan Hörl, Michael Hayböck, Stefan Kraft; 1157,4 P.) durch. Das Team aus Polen (Piotr Zyla, Maciej Kot, Kamil Stoch, Dawid Kubacki; 1117,2 P.) belegt den dritten Platz.

» Liveblog-Nachlese: So lief das Teamspringen in Zakopane

Wieder haben an der „Wielka Krokiew“ mehr als 40.000 Zuschauer mitgefiebert – wenn auch bei gedĂ€mpfter Stimmung. Nach dem Mord an Danzigs BĂŒrgermeister Pawel Adamowicz wurde in Polen Staatstrauer verhĂ€ngt. Erst zum Einzelspringen am Sonntag soll an der Schanze die typische Volksfest-Stimmung aufkommen.

Eisenbichler brilliert mit Schanzenrekord, Siegel stĂŒrzt schwer

Schon nach dem ersten Durchgang fĂŒhrte die deutsche Mannschaft den Wettbewerb knapp vor Österreich und Norwegen an. In beiden DurchgĂ€ngen war es vor allem Markus Eisenbichler, der zum deutschen Sieg mit zwei ĂŒberragenden SprĂŒngen maßgeblich beigetragen hat. Nach verhaltenen TrainingssprĂŒngen am Freitag hat sich der Zweitplatzierte der Vierschanzentournee am ersten Wettkampftag deutlich gesteigert. Sagenhafte 143 Meter flog der Siegsdorfer im Finaldurchgang – zunĂ€chst Schanzenrekord, bis wenig spĂ€ter Polens Dawid Kubacki noch einen halben Meter drauflegte.

» Nach Siegel-Sturz: Bundestrainer Schuster kritisiert Jury

Doch der schwere Sturz von David Siegel ĂŒberschattete die Freude der gesamten deutschen Mannschaft. Siegel flog nur einen halben Meter kĂŒrzer als Eisenbichler, kam bei der Landung dann aber schwer zu Sturz. „Er hat den Landeanflug nicht gut gemacht“, analysierte Bundestrainer Werner Schuster, nahm zugleich aber auch die Jury in die Verantwortung: „Die Jury hat den Fehler gemacht, bei einem RĂŒckenwind-Wettkampf und Schanzenrekord von Eisenbichler nicht zu verkĂŒrzen. Das ist ein sehr bitterer Moment fĂŒr einen jungen Springer wie David Siegel, der uns auch  bei der WM verstĂ€rkt hĂ€tte.“ Eine Diagnose steht bislang noch aus, befĂŒrchtet wird aber ein Kreuzbandriss im rechten Knie.

Forfang disqualifiziert: Norwegen chancenlos

Der norwegischen Mannschaft (986 P.) unterlief in Zakopane ein besonders Ă€rgerliches Malheur – nicht zum ersten Mal wurde einer ihrer Athleten wegen eines irregulĂ€ren Sprunganzugs disqualifiziert. Ohne Johann Andre Forfangs Finalsprung und damit nur sieben statt acht WertungssprĂŒngen reichte es fĂŒr das Quartett – außerdem bestehend aus Andreas Stjernen, Anders Fannemel und Robert Johansson – nach Rang drei zur Halbzeit am Ende nur fĂŒr den achten Platz.

Die slowenische Mannschaft mit Anze Semenic Domen Prec, Anze Lanisek und Timi Zajc (1103,8 P.) hat das Podium als Vierer knapp verpasst. Auf Positionen fĂŒnf bis sieben folgten Japan (Yukiya Sato, Daiki Ito, Junshiro Kobayashi, Ryoyu Kobayashi; 1088,0 P.), Tschechien (Viktor Polasek, Filip Sakala, Cestmir Kozisek, Roman Koudelka; 1028,1 P.) und die Schweiz (Andreas Schuler, Simon Ammann, Gregor Deschwanden, Killian Peier; 1002,5 P.).

Finnland (Andreas Alamommo, Eetu Nousiainen, Antti Aalto, Jarkko MÀÀttÀ; 477,9 P.) und Russland (Denis Kornilov, Roman Sergeevich Trofimov, Mikhail Maksimochkin, Evgeniy Klimov; 472,7 P.) sind nach dem ersten Durchgang ausgeschieden.

» Alle Termine im Überblick: Weltcup-Kalender 2018/2019 (Herren)

Am Sonntag folgt in Zakopane das Einzelspringen. Um 15 Uhr startet zunÀchst der Probedurchgang, um 16 Uhr (alles live bei skispringen.com) folgt der Wettbewerb.

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Über Marco Ries 869 Artikel
Inhaber und Chefredakteur von skispringen.com. Hat sich nach der Jahrtausendwende am Skisprungfieber anstecken lassen und 2009 dieses Angebot gegrĂŒndet. Studiert an der UniversitĂ€t Heidelberg und arbeitet nicht nur im Winter als freier Journalist und Autor (u.a. das Buch „UnnĂŒtzes Skisprungwissen“).

26 Kommentare

  1. An den Gesichtern der beiden anderen Deutschen (Eisenbichler ausgenommen) sieht man das ihnen nur der Sieg wichtig ist/war und ihr verletzter Teamkamerad nur zweitrangig ist.
    Zum GlĂŒck sind die Ösis da anders.
    Aber jetzt hat der Siegel wenigstens Zeit nach der Genesungszeit das Landen im hohen Bereich zu ĂŒben.
    Ein Profi der mit den ganz großen wie Kraft und Hayböck mitspringen will sollte sowas drauf haben.
    GlĂŒckwunsch Österreich die knappe Niederlage um Platz1 ist zu verkraften.

    • Also an alle die hier das Skispringen erfunden haben. Stand schon mal jemand auf einer Schanze,geschweige denn ist schon mal einer von euch runtergefahren? Ich war auch mal Skispringer, zwar nicht auf den ganz großen Schanzen aber ich weiß ganz gut wie das ist. Da wirken KrĂ€fte, die kann man nicht einfach so kontrollieren. Manche sollten sich mal ĂŒberlegen was sie hier von sich geben.

  2. Leider hatte David zuviel gute Bedingungen – ja so etwas gibt es…als Springer spurst Du die guten Bedingungen und willst diese nutzen. Sonst wĂ€re man kein Skispringer. Leider passte der Anlauf nicht zu den Windbedingungen. Das ist Schuld der TD. Das hĂ€tte Kamil und anderen auch passieren können. David alles Gute…Du kommst zurĂŒck…

  3. Also die Landung war technisch ganz, ganz schlecht das sollte man noch ĂŒben. Der Sturz kam praktisch mit Ansage, also mich wunderts nicht. Wie kann es eigentlich sein das der Sprung trotzdem gewertet wurde? Das ist doch Betrug, ein Sturz macht den Sprung ungĂŒltig!

        • Ich zitieredasSportlexikon : „FĂŒr den gesamten Ablauf des Ausfahrens gibt es maximal 7,0 Punkte Abzug. 7,0 Punkte werden abgezogen, wenn man vor der Sturzlinie stĂŒrzt, auch auf der Sturzlinie gilt der Sprung noch als gestĂŒrzt. Erst danach ist der Sturz ohne Folgen fĂŒr die Haltungsnoten. Unsauberes Ausfahren wird mit 0,5 bis 3,0 Punkte bestraft. StĂŒrzt man nicht, muss aber in den Schnee greifen (oder in die Matte bei den Sommerbewerben), dann gibt es 4,0 bis 5,0 Punkte Abzug.“

          warum sollte der Sprung nicht gewertet werden, das ist,ich bleib dabei, QUTASCH !

        • Mancher Quatsch ist nun mal so offensichtlich , dass er es nicht wert ist mit Argumenten zu entkrĂ€ften….. Sturz=> 7 zusĂ€tzliche Punkte Abzug…wubdiduuu

          • Troll? Stimmt doch was er sagt,bei den Haltungsnoten gibt es bei Sturz (fĂŒr das Ausfahren) 7 Punkte Abzug.NatĂŒrlich wird der Sprung gewertet.

    • Erster Teil des Kommentars ist vollkommen korrekt. Man vergleiche seinen Sprung bzw. seinen Landungsanflug nur mal mit dem von Kubacki. Beide mit starkem Absprung, beide kommen in sehr hoher Fluglage auf den Hang zugeflogen. Der Unterschied: Kubacki hat die bessere Technik und kann daher seine Landung bei einem Meter weiter setzen, wĂ€hrend Siegel dies leider nicht gelingt.
      Der zweite Teil allerdings ist schlichtweg kompletter Bullshit. Warum sollte man den Sprung als ungĂŒltig werten, nur weil er gestĂŒrzt ist? Die schlechten Noten tragen doch schon ihren Teil zur Bewertung bei. Völliger Schwachsinn.

      Nichtsdestotrotz eine ganz schlimme Sache. WĂŒnsche David gute Besserung.

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