Vierschanzentournee-Generalprobe

Zweiter Saisonsieg: Karl Geiger triumphiert in Engelberg

Karl Geiger trumpft im Wettkampf ganz groß auf: Nach verhaltenen Trainingsleistungen setzt sich der Oberstdorfer beim ersten Einzelspringen in Engelberg hauchdünn gegen den Top-Favoriten Ryoyu Kobayashi durch. Die anderen DSV-Skispringer offenbaren noch Schwächen.

Mit Sprüngen auf 137 und 140 Meter sicherte sich Karl Geiger den Sieg beim ersten von zwei Einzelspringen in Engelberg. Der Oberstdorfer erzielte am Samstag auf der Titlisschanze insgesamt 287,4 Punkte und setzte sich in einem hochspannenden Finale knapp gegen Ryoyu Kobayashi aus Japan durch, der auf 137,5 und 140,5 Meter (286,6 P.) kam. Den dritten Platz belegte Timi Zajc aus Slowenien mit 139 und 137 Metern (282,6 P.).

Nach dem ersten Durchgang sah es noch danach aus, als könnte Zajc am Fuße des Titlis‘ den zweiten Weltcupsieg seiner Karriere feiern. Doch in einem sportlich hochklassigen Finaldurchgang ließ der 21-jährige Slowene wertvolle Meter liegen – und so konnte der nach dem ersten Durchgang noch zweitplatzierte Geiger drei Jahre nach seinem ersten Weltcupsieg an selber Stelle noch vorbeiziehen.

Geiger im Gelben Trikot zur Tournee

„Ich bin sehr glücklich über den Wettkampf heute. Das war doch wichtig für mich, weil ich immer versucht habe, zum Wettkampf noch einen draufzupacken. In den letzten Wochen ist mir das nicht so gelungen, aber heute habe ich es wieder geschafft“, jubelte Geiger, der vor dem Vierschanzentournee-Auftakt in Oberstdorf im Gesamtweltcup nicht mehr einzuholen ist und im Gelben Trikot in Oberstdorf starten wird. Bundestrainer Stefan Horngacher ergänzte im ‚ZDF‘: „Er hat hier seinen idealen Sprung gesucht und jetzt auch gefunden.“

Die übrigen deutschen Skispringer haben vor allem im Finaldurchgang deutlich Federn lassen. Zufrieden sein kann neben Geiger einzig Constantin Schmid, der mit Platz zwölf zweitbester DSV-Skispringer an diesem Tag war. Weitere Weltcuppunkte haben aus der Mannschaft von Bundestrainer Stefan Horngacher außerdem Pius Paschke (21.), Markus Eisenbichler und Stephan Leyhe (beide 27.) gesammelt.

Wellinger vorzeitig ausgeschieden

„Ich hatte das Gefühl, die Jungs waren nicht so frei und locker, sondern haben kontrolliert in die Technik eingegriffen. Das wird hier extrem schnell bestraft. Mannschaftlich war das heute nicht so gut, aber daran werden wir arbeiten“, bilanzierte Horngacher.

Olympiasieger Andreas Wellinger ist mit 116 Metern und Platz 43 nach dem ersten Durchgang ausgeschieden. Dasselbe Schicksal ereilte auch den Norweger Daniel-André Tande (40.) und den zuletzt bereits schwächelnden Polen Dawid Kubacki (48.). Das eindeutige Fazit des Norwegers, der am vergangenen Wochenende in Klingenthal noch auf dem Podium gelandet ist: „Ich hasse diese Schanze.“

Stoch vor Granerud

Stark präsentierte sich vor heimischer Kulisse – trotz Corona waren gut 4.000 Zuschauer ins Stadion gekommen – der Schweizer Killian Peier, der mit 138,5 und 135,5 Metern den vierten Platz vor dem besten Österreicher Jan Hörl (5.) belegt hat. Dahinter belegte Kamil Stoch als einziger Pole im Finaldurchgang den sechsten Platz.

Der norwegischen Mannschaft ist es in Abwesenheit ihres Corona-infizierten Cheftrainers Alexander Stöckl nicht gelungen, an das herausragende Ergebnis von Klingenthal anzuknüpfen, als gleich fünf Norweger hinter Kobayashi die Plätze zwei bis sechs belegt haben. Gesamtweltcup-Titelverteidiger Halvor Egner Granerud belegte am Ende als bester Norweger den siebten Platz, gefolgt vom Slowenen Anze Lanisek (8.) und dem Österreicher Stefan Kraft (9.).

» Event-Übersicht: Zeitplan & Infos zum Weltcup in Engelberg

Am Sonntag startet um 14:30 Uhr zunächst die Qualifikation, bevor ab 16 Uhr (alles live bei skispringen.com) das letzte Einzelspringen im Vorfeld der Vierschanzentournee stattfindet.

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Über Marco Ries 867 Artikel
Inhaber und Chefredakteur von skispringen.com. Hat sich nach der Jahrtausendwende am Skisprungfieber anstecken lassen und 2009 dieses Angebot gegründet. Studiert an der Universität Heidelberg und arbeitet nicht nur im Winter als freier Journalist und Autor (u.a. das Buch „Unnützes Skisprungwissen“).

10 Kommentare

  1. So ein Quatsch. Ryoyu hatte Glück, dass sein Rudern vor der Sturzlinie nicht gesehen und bewertet wurde. Eigentlich hätten da klare Abzüge kommen müssen.
    Geiger gerade bei Sprung 2 nur ne 18 zu geben bei einer blitzsauberen Landung bei 140 Meter dagegen war schon dreist. Das hätte gut und gerne durch die Reihe ne 19 sein dürfen.

    • Wieso? 1,5 Punkte weniger als der Japaner und 2 als der Slowene im 2 Durchgang. Oder meinst du den 1.Sprung? Da hatte allerdings Kobayashi sowohl im Flug als auch extrem vor der Sturzlinie im Auslauf gerudert..alles Gut

    • Blödsinn. Wenn man die Sprünge anschaut, gibt es keinen Grund Geiger weniger zu geben und/oder Kobayashi mehr. Eine 19.5 für Geiger, von dem deutschen Richter, war natürlich Quatsch. Aber die wird ja gestrichen und haben keine Auswirkungen auf das Ergebnis.

  2. Super Saison. Kein Dominator wie in anderen Jahren . Jetzt schon 6 Sieger in der Saison. Potential können noch Zajc, Lindvik unter Umständen auch Stoch,Peier, Cene Prevc gewinnen. Was will man mehr. Ich genieße die Saison. Ich bin Fan von deutscher Mannschaft, respektiere aber jeden. Ich wünsche allen freue Weihnachten

  3. Der Wettkampf war unfair. Geiger hat zu gute Punkte bekommen, trotz seiner schlechte Landung (gewackelt). Stattdessen Ryouyu hat sehr gut gelandet, aber manche Jurys schlechte Punkte gegeben haben. Wenn Skispringen europäische Springer oft Vorteile haben könnte, dieser Sport nicht weltbeit noch verbreiten wird.
    Aber ich sage, Geiger ist ein super Spriger, er selber überhaupt keine Schuld dafür.

  4. hätte ganz ehrlich gesagt nach dem Training nicht gedacht, dass er Kobayaschi hier schlagen kann, aber der Kerl ist echt ein Wettkampftier…starke Leistung und hohe Dichte unter den Ersten. Auch das unglaubliche Potential von Granerud mit seinen völlig verdrehten Flugsystem ist krass, wenn der wieder alles zusammenbringt ist er richtig gefährlich.

  5. Karl Geiger hat mal wieder gezeigt was für ein Wettkampfmensch er ist. Großen Respekt dafür und herzlichen Glückwunsch. Bei dem Rest der deutschen Mannschaft(außer Schmid) zeigt die Formkurve passend zur Tournee mal wieder in die falsche Richtung. Schade

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