Von Windböe erwischt

Eisenbichler mit Riesenpech: NĂ€chster Sieg fĂŒr Halvor Egner Granerud

Foto: imago / Lehtikuva

Halvor Egner Granerud feiert in Nischni Tagil seinen zweiten Saisonsieg. Nicht einmal eine Woche nach seinem Premierensieg profitiert der Norweger vom Pech des Markus Eisenbichler, der im Finaldurchgang völlig chancenlos ist.

Mit SprĂŒngen auf 132,5 und 132 Meter sicherte sich Halvor Egner Granerud den Sieg im ersten von zwei Einzelspringen an diesem Wochenende. Der Norweger erzielte am Freitagabend im russischen Nischni Tagil insgesamt 270 Punkte und setzt sich damit gegen den Österreicher Daniel Huber durch, der auf 131 und 133 Meter (255,7 P.) kam. Den dritten Platz belegte Robert Johansson (120,5 und 142,5 m; 254,1 P.) nach fulminanter Aufholjagd.

Nach dem ersten Durchgang sah es noch nach dem dritten Saisonsieg fĂŒr Markus Eisenbichler aus. Der Siegsdorfer fĂŒhrte das Feld mit der Bestweite von 136,5 Metern zur Halbzeit deutlich vor Granerud an, war im Finaldurchgang dann aber im Pech – nach dem Absprung erwischte eine Windböe den Siegsdorfer, der nur mit MĂŒhe einen Sturz verhindern konnte. Am Ende stand fĂŒr den 29-JĂ€hrigen nur Platz 28 zu Buche. „So ein Scheiß“, rief der enttĂ€uschte Eisenbichler den Fernsehkameras entgegen.

Von 25 aufs Podium: Johanssons unglaubliche Aufholjagd

In die andere Richtung ging es fĂŒr Johansson: Der Norweger lag bei schwierigen und wechselhaften Bedingungen nach dem ersten Durchgang noch deutlich abgeschlagen auf Platz 25, katapultierte sich im Finale mit einem neuen Schanzenrekord von 142,5 Metern dann aber noch aufs Podium. „NatĂŒrlich habe ich nach dem ersten Durchgang nicht gedacht, dass es so ausgehen wĂŒrde“, erklĂ€rte Johansson.

Der 30-JĂ€hrige hatte dabei das GlĂŒck auf seiner Seite und profitierte bei seinem Flug von starkem Aufwind. Überhaupt war es der erste Wettbewerb in dieser Saison, der von den Ă€ußeren Bedingungen deutlich beeinflusst wurde. „Es war ein schwieriger Wettkampf, der Wind hat mehr gewechselt als gestern. Aber so lĂ€uft es manchmal“, sagte der siegreiche Granerud im Anschluss.

Licht und Schatten bei den deutschen Skispringern

Die deutsche Mannschaft offenbarte eine Woche vor der Skiflug-WM in Planica weitere SchwĂ€chen. So hat Andreas Wellinger das von Bundestrainer Stefan Horngacher ausgegebene Ziel verpasst, erstmals in dieser Saison zu punkten – mit 118 Metern und dem 40. Platz hat der Olympiasieger den zweiten Durchgang zum vierten Mal verpasst, ebenso wie seine Teamkollegen Constantin Schmid (38.) und Severin Freund (39.).

Deutlich besser lief hingegen es fĂŒr Pius Paschke, der mit dem fĂŒnften Platz hinter dem ĂŒberraschend starken Österreicher Thomas Lackner (4.) sein bislang bestes Karriereergebnis erzielt hat. Dasselbe ist auch dem 23-jĂ€hrigen Martin Hamann gelungen, der mit zwei SprĂŒngen auf 123,5 Meter Elfter wurde.

Klimov in den Top Ten

Vor leeren ZuschauerrÀngen landete auch ein heimischer Skispringer der Russen unter den Top Ten: Evgeniy Klimov erzielte mit dem siebten Platz hinter dem Polen Aleksander Zniszczol (6.) sein bestes Saisonergebnis. Daneben landeten auch Yukiya Sato aus Japan (8.) und der Slowene Anze Lanisek (9.) unter den besten Zehn.

Einen deutlichen AufwĂ€rtstrend verzeichnete außerdem Ryoyu Kobayashi aus Japan, der mit dem zwölften Platz den Anschluss an die Weltspitze allmĂ€hlich wieder herstellen kann.

Mit nur 48 Athleten fiel das Starterfeld am Samstag aber ĂŒberschaubar aus – neben den besten Skispringern aus Österreich und der tschechischen Mannschaft, die coronabedingt ausfallen, sind auch die polnischen Top-Skispringer um Dawid Kubacki und Kamil Stoch nicht nach Russland gereist. Trotz des vergleichsweise kleinen Feldes ist es mit dem Schweizer Simon Ammann (35.) und Peter Prevc aus Slowenien (36.) weiteren prominenten Athleten nicht gelungen, Weltcuppunkte zu sammeln.

Granerud erobert Gelbes Trikot

Mit insgesamt 300 Punkten hat Granerud nun die Weltcup-GesamtfĂŒhrung von Eisenbichler erobert, der mit 283 ZĂ€hlern auf den zweiten Platz zurĂŒckfĂ€llt. Dritter ist Sato (163).

» Event-Übersicht: Zeitplan & Infos zum Weltcup in Nischni Tagil

Am Sonntag folgt das zweite Einzelspringen. Dann startet um 14:30 Uhr zunÀchst die Qualifikation, bevor um 16:30 Uhr (MEZ / alles live bei skispringen.com) Wettbewerb.

Auch interessant: Paukenschlag in Österreich! Der ÖSV entlĂ€sst Co-Trainer Robert Treitinger – ob das mit den Corona-FĂ€llen in der Mannschaft zusammenhĂ€ngt, ist aber nicht vollends klar.

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Über Marco Ries 869 Artikel
Inhaber und Chefredakteur von skispringen.com. Hat sich nach der Jahrtausendwende am Skisprungfieber anstecken lassen und 2009 dieses Angebot gegrĂŒndet. Studiert an der UniversitĂ€t Heidelberg und arbeitet nicht nur im Winter als freier Journalist und Autor (u.a. das Buch „UnnĂŒtzes Skisprungwissen“).

27 Kommentare

  1. Riesenpech fĂŒr Markus Eisenbichler, daß die Ampel auf grĂŒn schaltet obwohl der RĂŒckenwind zunimmt.
    Das WindfĂ€nchen von Horngacher ließ schon beim Abwinken nichts gutes erwarten. Da hĂ€tte die Jury eingreifen mĂŒssen.
    Zum GlĂŒck ist er heil runtergekommen und ihm ist nichts passiert. Das ist das Wichtigste.
    Wenn einem Springer eine Windböe erwischt, stockt einem der Atem. Aber er hat gut reagiert und konnte so einen Sturz vermeiden.
    Den nicht gewonnenen Wettbewerb wird er verkraften können. Er ist momentan in einer sehr guten Form und wird hoffentlich noch einige Springen in dieser Saison gewinnen.

    Einem 3-fachen Weltmeister haut so schnell nix um.

    • Das ist ja interessant, sie scheinen sich gut auszukennen. ErklĂ€ren sie bitte mal, wie springt man denn bei einer plötzlichen rĂŒcklings einfallenden Windböe – vermutlich jenseits der 3 m/s – weiter? Haben sie ganz sicher selbst schon gemacht, beschreiben sie mal, endlich eine Expertin, ich bin gespannt!

    • Sprung gesehen? War es eben doch! Ihn haben kurz nach dem Absprung 2 Böen erwischt, die nicht nur den Sprung gef… haben, sondern auch wirklich noch wirklich gefĂ€hrlich waren. Die nachfolgenden Springer wĂ€ren da wohl nicht mehr gestartet aber da er ohnehin der letzte Springer war… schade!

      • Nanana! Es waren bestimmt 10 Böen! LĂ€cherlich wie die Mini-Böe fĂŒr seinen miserablen Sprung verantwortlich gemacht wird. Andere Springer haben viel schwerere Bedingungen und kommen noch auf 110-120m.

  2. Bezeichnent oder verwunderlich finde ich,das niemand der TV Experten
    oder Moderatoren oder der meisten Trainer die Aktionen der Jury
    kritisiert oder anzweifelt.Das gilt auch fĂŒr die Vergabe der Noten.

  3. Die Jury gefÀhrdet die Gesundheit eines Sportlers,macht sich keinen
    Kopf.So wie auch schon bei Anderen.Z.B.bei Leyhe oder Siegel(schwere
    Verletzungen).Aber auch z.B.Tande und sogar Kraft und Stoch wurden
    schon mal Opfer der Jury Benachteiligungen.Lieber Markus:Hauptsache
    gesund geblieben,Mund abputzen und weiter gehts(ich weiß leichter gesagt
    als getan).Hoffentlich Wird morgen besser.

      • Nie! Andreas Wellinger und Co. schon. Sage nur Raw Air. Und Stochs letzter Tournee Sieg als man ewig gewartet hat bis Herr Stoch endlich gute Bedingungen hatte.

    • So ein Blödsinn! Wie Robson schon sagte, auch ein Kamil Stoch hatte schon schlechte Bedingungen und bekam grĂŒn. Sicher ist es Ă€rgerlich, aber zum GlĂŒck ist Markus Eisenbichler nicht gestĂŒrzt und hat sich nicht verletzt.

  4. Mal wieder eine schwache Leistung der Jury. Man hĂ€tte wirklich etwas mehr abwarten können, bis der Wind konstanter ist. Komisch, dass sehr oft bei deutschen Springen die Jury sehr wenig FingerspitzengefĂŒhl hat.

  5. GlĂŒckwunsch an Johansson zum Schanzenrekord! Wunderschön, entspannt und elegant, selbstverstĂ€ndlich mit Telemark-Landung. DafĂŒr dreimal die 19,5 – so ist’s richtig.

    Bin gespannt, wie der Eisei seinen Ärger ĂŒber das Windpech bis morgen verarbeitet.

  6. Schade fĂŒr Deutschland schade fĂŒr Eisei er stand schon mit einem Fuß auf dem Siegerpodest. Schaum abwischen und morgen morgen ist ein neuer Tag. Nicht verkrampfen Eisei du bist stark.

  7. Bei all dem Pech, welches Eisei auch gehabt hat: Ich bin froh, dass er sich nicht verletzt hat (Ich Ă€rgere mich immer noch darĂŒber, dass sich Stefan Leyhe bei der Qualifikation zu einem Wettkampf, der nicht mehr statt fand, das Kreuzband gerissen hat) Alles Gute fĂŒr den Wettkampf morgen, Eisei!

  8. Sehe ich nicht so. Horngacher hĂ€tte warten mĂŒssen bis zumindest relativ stabile WindverhĂ€ltnisse herrschen.
    Ich weiß, leicht gesagt.
    Morgen kommt die nÀchste Chance.

  9. Das haben sie jetzt noch schön verkackt, muss man Eisenbichler auf biegen und brechen runter bekommen, das hÀtte auch schlimmer ausgehen können

  10. Betrug. Warum kann man nicht soviel FingerspitzengefĂŒhl beweisen und mal 5 Minuten warten. Achja ist ja nur ein deutscher Springer. Ist ja nicht das erste Mal…

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