Nach Horror-Sturz vor einem Jahr

"Raw Air": Emotionaler Sieg für Daniel Andre Tande - Gesamtsieg an Stefan Kraft

Daniel-André Tande feiert am Holmenkollen in Oslo seinen ersten Saisonsieg – und einen besonders emotionalen nach seinem Horror-Sturz vor knapp einem Jahr. Der Gesamtsieg der Tour geht an Stefan Kraft, dahinter wird Karl Geiger Zweiter.

Mit Sprüngen auf 128,5 und 133,5 Meter sicherte sich Daniel-André Tande den Sieg beim Finale der Raw-Air-Tour. Der Norweger erzielte am Sonntag am berühmten Holmenkollen in Oslo insgesamt 271,2 Punkte und setzte sich damit gegen Anze Lanisek aus Slowenien durch, der auf 130,5 und 131,5 Meter (267,1 P.) kam. Den dritten Platz belegte Stefan Kraft, dem 131,5 und 128,5 Meter (266,9 P.) auch für den Gesamtsieg genügten.

Für den Österreicher ist es nach dem Sieg der Premierenausgabe der Raw-Air-Tour im Jahr 2017 schon der zweite Gesamtsieg, der ihm das zusätzlich zu den üblichen Weltcupprämien ausgelobte Preisgeld in Höhe von 35.000 Euro einbringen. „Das fühlt sich sehr cool an. Dass ich wieder in diesen Flow gekommen bin, ist sehr schön. Sicher schaut man jeden Tag auch ein bisschen auf die Gesamtwertung und ist angespannt. Ich war heute nervös, aber konnte trotzdem stabile Sprünge zeigen“, freute sich Kraft im Anschluss. Die Plätze zwei und drei der Gesamtwertung gingen an Karl Geiger (17.500 Euro) bzw. Ryoyu Kobayashi (7.500 Euro).

Tande unter Tränen: „Das ergibt keinen Sinn“

Nach dem ersten Durchgang sah es noch danach aus, als könnte Kamil Stoch am Holmenkollen seinen ersten Saisonsieg feiern. Doch im Finale ließ der Pole, der zur Halbzeit noch vor Kraft und Kobayashi lag, wertvolle Meter liegen und fiel auf den 15. Platz der Tageswertung zurück und ermöglichte Daniel-André Tande einen besonders emotionalen Sieg, nachdem er in der vergangenen Saison beim Weltcup-Finale in Planica noch schwer gestürzt und lebensgefährlich verletzt war.

Unter Tränen sagte Tande dem norwegischen Fernsehsender ‚NRK‘: „Das ergibt einfach keinen Sinn. Ich hätte nie erwartet, in diesem Winter überhaupt in der Nähe des Podiums zu stehen. Dass das in Klingenthal schon geklappt hat, ist an sich schon krank genug. Jetzt zu Hause am Holmenkollen zu gewinnen, ist das beste Ereignis meines Lebens.“

Eisenbichler mit Bestweite im Finale

Bester DSV-Skispringer war Markus Eisenbichler, der sich nach 127 Metern im ersten Durchgang danach im Finale mit der Bestweite von 135,5 Metern noch vom elften auf den vierten Platz verbessert hat. „Ich finde es schade, dass ich den Telemark nicht so setzen konnte. Das hätte mich noch mehr gefreut, aber der Sprung war echt schön und ich bin froh, dass ich mich noch nach vorne kämpfen konnte“, analysierte Eisenbichler im ‚ZDF‘.

Direkt hinter dem Siegsdorfer belegte Karl Geiger den fünften Platz und machte damit auch weitere Punkte im Kampf um den Gesamtweltcup auf den weiterhin führenden Kobayashi gut. „Heute waren alle Sprünge auf einem sehr guten Niveau, ich bin sehr zufrieden“, sagte Geiger, der auch die im Vorfeld durchgeführte Qualifikation für sich entschieden hat.

Weitere Weltcuppunkte sammelten aus der deutschen Mannschaft außerdem Constantin Schmid und Andreas Wellinger auf den Rängen 23 bzw. 25. Routinier Severin Freund hat den Finaldurchgang mit Platz 39 verpasst.

Norweger auch mannschaftlich stark

Für die norwegischen Skispringer ging ein perfektes Wochenende vor den Augen von rund 10.000 Zuschauern und Norwegens König Harald am berühmten Holmenkollen zu Ende. Überhaupt haben die norwegischen Skispringer auch aus mannschaftlicher Hinsicht glänzend präsentiert, denn neben Tande landeten auch Robert Johansson (8.) und Halvor Egner Granerud (9.) unter den Top Ten.

Daneben waren auch Cene Prevc aus Slowenien (6.) und Daniel Huber aus Österreich (9.) unter den besten Zehn vertreten.

» Weltcup-Kalender 2021/2022: Alle Termine im Überblick

Nach der verkürzten „Raw Air“ folgt mit der Skiflug-WM das letzte große Highlight der diesjährigen Skisprung-Saison. Im norwegischen Vikersund, in der Vergangenheit ebenfalls Teil der Raw-Air-Tour, steht bereits am Donnerstag die Qualifikation für die Einzel-Entscheidung auf dem Programm, die dann am Freitag und Samstag in insgesamt vier Wertungsdurchgängen ausgetragen wird. Die Team-Entscheidung folgt am Sonntag.

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Über Marco Ries 867 Artikel
Inhaber und Chefredakteur von skispringen.com. Hat sich nach der Jahrtausendwende am Skisprungfieber anstecken lassen und 2009 dieses Angebot gegründet. Studiert an der Universität Heidelberg und arbeitet nicht nur im Winter als freier Journalist und Autor (u.a. das Buch „Unnützes Skisprungwissen“).

10 Kommentare

  1. Neben all den Glückwünschen an Daniel Andre Tande aber auch viel Glück an Viktor Polasek (CZE) für seine Zukunft. Es war sein letztes Springen als Aktiver.

  2. Herzlichen Glückwunsch Daniel Andre. Das war sehr emotional. Es gibt nicht schöneres als nach so einer Vorgeschichte zu Hause am legendären Holmenkollen zu gewinnen. Auch norwegische Zuschauer haben nach 3 Jahren Pause das sehr verdient. In der Weltcup Gesamtwertung bleibt es spannend. Es wird verdammt schwierig für Karl. Riüoü ist bekanntlich auch sehr guter Flieger. Ich hoffe das Gesamtwertung erst mit dem letzten Flug in Planica entschieden wird. Hoffentlich zu Gunsten von Karl. Aber wenn am Ende R. Kobayschi vorne bleibt, werde ich ihm auch gönnen. Dann hat er auch das verdient. Skispringen ist einzigartig, alle Athleten gehen herzlich miteinander um,ich würde jedem was gönnen.

    • Der aktuelle Skiflug-Weltmeister und Gesamtsieger des letzten Skiflug-Weltcups ist allerdings Karl Geiger und nicht Kobayashi!
      Allerdings glaube ich auch, dass Kobayashi in seiner aktuellen Form sich den Gesamtweltcup nicht mehr nehmen lässt, auch wenn ich es Karl gönnen würde. Verdient hätten es beide.

  3. Nach der schweren Verletzung vom letzten Jahr so wieder zu kommen, einfach toll und meinen herzlichen Glückwunsch hierzu an Daniel Andre Tande.

  4. Glückwunsch an Daniel Andre Tande, es ist unglaublich wie er ich zurück gekämpft hat. Vor diesem Willen, und seinem Durchhalten, sowie seiner Liebe zu diesem Sport, kann man nur den Hut ziehen.

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