Vierschanzentournee-Generalprobe

Eisenbichler knapp geschlagen: Halvor Egner Granerud feiert in Engelberg fünften Sieg in Folge

Foto: imago / Camera 4

Halvor Egner Granerud feiert als vierter Springer seinen fünften Weltcupsieg in Folge. Der Norweger setzt sich bei der Generalprobe zur Vierschanzentournee in Engelberg hauchdünn gegen Markus Eisenbichler durch.

Mit Sprüngen auf 141,5 und 135,5 Meter war Halvor Egner Granerud auch am zweiten Wettkampftag im schweizerischen Engelberg das Maß aller Dinge. Der Norweger erzielte beim letzten Einzelspringen vor der Vierschanzentournee insgesamt 305,4 Punkte und setzte sich in einer spannenden Entscheidung knapp gegen seinen Dauerrivalen Markus Eisenbichler durch, der auf 134 und 137,5 Meter (303,7 P.) kam. Den dritten Platz belegte Piotr Zyla aus Polen mit 132,5 und 127,5 Metern sowie 296,2 Punkten.

Nach dem ersten Durchgang sah es noch nach einem polnischen Sieger aus: Erstmals in seiner Karriere lag Piotr Zyla nach dem ersten Durchgang in Führung, konnte diese Leistung in einem hochspannenden Finale aber nicht wiederholen und ermöglichte Granerud damit seinen fünften Weltcupsieg in Folge. Der 24-jährige Norweger ist damit mit Sven Hannawald, Adam Malysz und Andreas Goldberger gleichgezogen. Nur fünf Skispringer in der Geschichte haben sechs Siege in Reihe geschafft.

Nur drei DSV-Skispringer in den Punkten

Die deutsche Mannschaft hat acht Tage vor Beginn der Vierschanzentournee erneut einige Schwächen offenbart. Nur drei der insgesamt sieben Skispringer aus der Mannschaft von Bundestrainer Stefan Horngacher haben überhaupt den Sprung in die Punkteränge geschafft.

Überstrahlt wird das freilich von Eisenbichler, der auf einer von ihm ungeliebten Schanze den Sieg um nur 0,7 Punkte verpasst hat. „Nach dem ersten Sprung war ich stinksauer, der war einfach so rausgenudelt“, sagte Eisenbichler in der ARD: „Der zweite Sprung war dann auf der letzten Rille, aber ich habe versucht, meinen Sprung nicht an die Schanze anzupassen. Dass das dann so gut geht und ich Zweiter werde ist saugeil.“

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Daneben überzeugte erneut Pius Paschke, der mit 131 und 133 Metern sowie dem fünften Platz sein bestes Karriereergebnis eingestellt hat. „Ich bin sehr zufrieden, die Sprünge waren auf einem guten und konstanten Niveau. Jetzt freue ich mich schon auf die Tournee“, so Paschke. Weitere Weltcuppunkte hat aus der deutschen Mannschaft außerdem Martin Hamann mit Platz 21 gesammelt.

Andreas Wellinger bleibt in dieser Saison hingegen weiterhin ohne Punkte – der Olympiasieger hat am Sonntag zwar die im Vorfeld durchgeführte Qualifikation überstanden, ist mit 117 Metern und Platz 32 nach dem ersten Durchgang aber ebenso ausgeschieden wie Rückkehrer David Siegel (34.) und Severin Freund (39.). Daneben musste auch Constantin Schmid den Finaldurchgang mit Platz 41 als Zuschauer verfolgen. „Mit unseren Top-Leuten können wir zufrieden sein, aber der Anschluss hat sich sehr schwer getan“, bilanzierte Stefan Horngacher und kündigte noch vor Weihnachten eine weitere Trainingseinheit auf der Tournee-Schanze in Oberstdorf an.

Polen stark, Boyd-Clowes überrascht

Mannschaftlich besonders stark haben sich erneut die Polen präsentiert, die sich mit Piotr Zyla, Kamil Stoch (7.) und Dawid Kubacki (8.) zu dritt unter den Top Ten platziert haben. Die Überraschung des Tages war allerdings der Kanadier Mackenzie Boyd-Clowes, der mit 132,5 und 135 Metern als Sechster das bislang beste Ergebnis seiner Karriere erzielt hat.

Daneben landeten auch Yukiya Sato aus Japan (9.) sowie die beiden Slowenen Anze Lanisek (4.) und Cene Prevc (10.) unter den Top Ten, die die Österreicher wie am Vortag verpasst haben: Michael Hayböck wurde als bester Springer der Alpenrepublik Zwölfter, Rekord-Weltcupsieger Gregor Schlierenzauer erzielte mit Platz 24 zumindest sein bislang bestes Saisonergebnis.

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Lokalmatador Simon Ammann befindet sich vor der Vierschanzentournee weiterhin auf Formsuche und musste den Wettbewerb nach dem 53. Platz in der Qualifikation als Zuschauer verfolgen. Bester Springer der Eidgenossen wurde Gregor Deschwanden mit Platz 25.

Granerud baut Vorsprung aus

Mit insgesamt 600 Punkten liegt Granerud weiter unangefochten an der Spitze des Gesamtweltcups und fährt im Gelben Trikot zur Vierschanzentournee. Hinter dem Norweger liegen Eisenbichler (463) und Johansson (244).

Die Skispringer verabschieden sich in die wohlverdiente, aber kurze Weihnachtspause. Nach den Feiertagen geht es schon am 28. Dezember weiter mit der Qualifikation zum Auftaktspringen der 69. Vierschanzentournee.

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Über Marco Ries 869 Artikel
Inhaber und Chefredakteur von skispringen.com. Hat sich nach der Jahrtausendwende am Skisprungfieber anstecken lassen und 2009 dieses Angebot gegründet. Studiert an der Universität Heidelberg und arbeitet nicht nur im Winter als freier Journalist und Autor (u.a. das Buch „Unnützes Skisprungwissen“).

11 Kommentare

  1. Dieser Sport ist so aufregend-ich ertappe ich dabei, bei jedem Springer die Daumen zu drücken und den Atem anzuhalten. Und wenn der Athlet dann sicher gelandet ist, atme ich mit einem „Gott sei Dank. Nichts passiert“ auf. Jede/r Skispringer/-in ist für mich ein/e Teufelskerl/-frau. (Auf einer Schiflugschanze ist alles noch um ein Vielfaches gefährlicher, da drücke ich die Daumen doppelt fest). Allen kranken und verletzten Athleten/Athletinnen eine gute Genesung.
    „…wo nur Mut nicht vor Angst die Augen schließt, ist der Traum vom Fliegen so erfüllbar nah…. Adler sollen fliegen weit und hoch und frei“

  2. Im 2. Sprung hat Eisi gezeigt was er kann. Ein Weltcup Sieg in Obersdorf und das Selbstvertrauen ist wieder da und Granerud fängt an zu überlegen.

    • Ganz genau so sehe ich das auch. Aus anfänglich recht glücklich zustande gekommenen Siegen, wurden dank geschenktem Selbstvertrauen tatsächlich sehr eindrucksvoll herausgesprungene Ergebnisse. Hab schon vor der Skiflug-WM gesagt, dass Geiger als Absicherung enorm von Vorteil ist…und dann hat er sogar gewonnen. Der konzentriert sich derzeit nur auf die Big Events:-D

  3. Eisenbichler ist zwar in der Form seines Lebens (das wird er nächste Saison nicht wiederholen können) aber Granerud ist um Welten besser und konstanter. Das wird auch so bleiben, wir alle können nur hoffen dass Granerud gesund bleibt und das jetzt durchzieht, verdient hätte er es! Die Polen scheinen langsam in Form zu kommen aber leider nicht konstant genug. Stoch mit einem sehr guten Sprung. Sei es wie es ist wir haben Bier und Hartz4, das reicht zum Feiern! Gruß aus Rostock

  4. Megastarke Aufholjagd von Eisenbichler von Platz 7 auf 2. Ich bin gespannt auf die Vierschanzentournee mit Geiger, Eisenbichler und Paschke, könnte sehr interessant werden.

  5. Glückwunsch an Halvor Granerud zum erneuten Sieg in Engelberg.
    Markus Eisenbichler wird sehr guter Zweiter vor Piotr Zyla.

    Pius Paschke auch wieder ganz stark auf Platz 5.

    Ich freue mich schon auf eine spannende 4 Schanzen-Tournee.

    Hoffentlich kann auch Karl Geiger da wieder an den Start gehen.

  6. So schön langsam habe ich den Unsinn von der Jury wirklich dick.

    Eisi geben sie aufgrund des kleinen Fehlers beim Absprung 18.5 im Mittel. Granerud hat den Fehler nicht, springt nur unwesentlich kürzer und kriegt gerade mal einen halben Punkt mehr – soweit, so gut. Kann man so machen.

    Dann kommt Zyla beinahe quer vom Tisch, springt 10m kürzer, kriegt für den Unsinn noch eine 18.0 im Schnitt und Stoch im 1. Durchgang sogar eine 20 bei einer Weite, von der er die Hillsize noch nicht mal sehen kann.

    Natürlich hat Granerud völlig zu Recht gewonnen, auch weil Zyla und Stoch keine zwei gleichwertigen Sprünge runterbringen, aber das kann doch so schön langsam keiner mehr ernst nehmen.

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