Saisonighlight vor leeren Rängen

Nordische Ski-WM 2021 in Oberstdorf findet ohne Zuschauer statt

Was sich lange angebahnt hatte, ist nun offiziell: Die Nordische Ski-WM 2021 in Oberstdorf wird ohne Zuschauer stattfinden. Das verkündeten die Veranstalter am Dienstagmittag. Alles zu den Hintergründen der Entscheidung.

Der Traum von einer Wiederholung des Wintermärchens 2005 von Oberstdorf im Jahr 2021 ist endgültig geplatzt. Nachdem die Veranstalter bis zuletzt noch auf die Erlaubnis von reduzierten Zuschauerzahlen gehofft hatten, fiel am Dienstagmittag nun die Entscheidung: Die Nordische Ski-WM 2021 wird ohne Zuschauer stattfinden. Der Aufsichtsrat der Nordischen Ski WM GmbH teilte mit, dass das Großevent in Absprache mit dem Bayerischen Innenminsterium, dem Internationalen Skiverband (FIS) und dem Deutschen Skiverband (DSV) aus Sicherheitsgründen vor leeren Rängen durchgeführt wird.

„Natürlich hätten wir uns alle eine andere Entscheidung gewünscht. Allerdings haben sich bereits seit einiger Zeit die Zeichen aus der Politik verdichtet, dass uns am Ende wohl keine andere Wahl bleiben würde“, stellte der DSV-Präsident Franz Steinle den Hergang der Entscheidung dar. Nichtsdestotrotz sei der Blick nach vorne gerichtet, so Steinle weiter: „Die vergangenen Wochen haben gezeigt, dass der Skisport faszinierende Wettkämpfe auch ohne Zuschauer liefern kann.“

Veranstalter muss umdisponieren

Bis zuletzt hatten die Organisatoren gehofft, in der Audi Arena und dem Langlaufstadion Ried, den beiden Sportanlagen zumindest mit 2.500 respektive 2.000 Zuschauern pro Event planen zu können und deshalb auch den Vorverkauf fortgeführt. Laut ‚Allgäuer Zeitung‘, die zuerst über den bevorstehenden Zuschauerausschluss berichtet hat, seien trotz der Pandemielage bereits 55.000 Tickets verkauft worden, was auch dazu führte, dass sieben der 21 Medaillenentscheidungen gänzlich ausverkauft gewesen wären.

Für WM-Geschäftsführer Florian Stern beantwortete die nun getroffene Entscheidung eine Kernfrage hinsichtlich der Organisation, da sie „erheblichen Einfluss auf die Personalplanung und den Aufbau der Infrastruktur“ habe. „Nach Monaten der Unsicherheit haben wir jetzt zumindest Klarheit und können uns darauf konzentrieren, eine gute und vor allem auch sichere Veranstaltung für Athleten, Trainer und Betreuer durchzuführen“, formulierte Stern die Zielsetzung für die WM.

Das passiert mit bereits gekauften Tickets

Eine gute Nachricht gibt es dagegen für alle Ticketinhaber: Denn, wie bereits im Oktober angekündigt, werden alle Käufer „gesondert informiert und erhalten alle den vollen Betrag zurückerstattet.“ Wer sich also bereits Tickets gesichert hatte, wird kontaktiert und erhält schlussendlich den bereits gezahlten Preis zurück. Das Risiko lag beim Kauf also bei null – und das nicht nur für die Fans. Denn auch der DSV hatte frühzeitig eine Ausfallversicherung abgeschlossen, die auch für ausfallende Ticketerlöse aufkommt. Dadurch hält sich auch der finanzielle Schaden für den Veranstalter in einem verhältnismäßig kleinen Rahmen.

Damit die Atmosphäre bei der ersten Nordischen Ski-WM ohne Zuschauer aber nicht zu karg ausfällt, werde wie schon bei der Vierschanzentournee das „Papplikum“ zum Einsatz kommen. „Wir werden unsere Stadien mit Bildern der Fans individuell gestalten“, kündigte Florian Stern an. Diese Aktion fand beim Auftaktspringen der Tournee so viel Anklang, dass das Kontingent für die Pappfiguren kurzerhand von 250 auf 350 gesteigert wurde.

WM-Programm von Entscheidung nicht betroffen

Auf die Wettkämpfe hat der Zuschauerausschluss hingegen keine Auswirkungen, das Programm bleibt demnach unverändert. Am 25. Februar eröffnet das Normalschanzen-Einzel der Damen den Reigen der Wettkämpfe, tags darauf folgt das Teamspringen. Das Einzel der Herren auf der HS 106 steigt am 27. Februar, ehe das Mixed-Team-Springen am Folgetag den Abschluss der Normalschanzen-Springen bildet. Am 3. März gibt es dann mit dem Großschanzen-Einzel der Damen die Weltpremiere dieser WM-Entscheidung. Die Herren sind dann am 5. März gefragt, am Abschlusstag, dem 6. März folgt dann das Teamspringen.

Die Organisatoren wollen „noch intensiver daran arbeiten, dass Oberstdorf trotz der extrem schwierigen Rahmenbedingungen sowohl für die teilnehmenden Athletinnen und Athleten, als auch für die Zuschauer vor den Bildschirmen ein guter WM-Gastgeber ist“, so Geschäftsführer Moritz Beckers-Schwarz, der „den vielen Millionen Wintersportinteressierten auf der ganzen Welt spannende und attraktive Wettbewerbe“ versprach.

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Auch Oberstdorfs Bürgermeister Klaus King ist sich trotz der außergewöhnlichen Umstände sicher: „Oberstdorf wird auch in diesen schwierigen Tagen seinem Ruf als verlässlicher Partner und perfekter Gastgeber gerecht werden.“

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Über Luis Holuch 519 Artikel
Seit 2010 als Journalist tätig und hat 2017 sein erstes Buch veröffentlicht. Wie es die Leidenschaft wollte, ging es darin um das Damen-Skispringen. Genau dafür ist er bei skispringen.com auch primär zuständig. Kommentierte den offiziellen Live-Stream der Junioren-WM 2020, sowie die FIS-Classics-Serie und die Continentalcup-Finals der Nordischen Kombination.

9 Kommentare

  1. Ich bin schwer geschockt. Habe gerade so beiläufig im TV gesehen dass diese Veranstaltung stattfinden soll. Was bitte gibt es in dieser Zeit unwichtigeres als Skispringen, Fußball und Co. Leute bangen um Ihr Leben und Ihre Existenzen.
    Was stimmt denn jetzt mit dem Schirmherrn Söder nicht? Über 4000 Leute aus aller Herren Länder?
    Die dritte Welle lässt schon mal grüßen. Das kann ja ein toller Sommer werden.

  2. Ich hätte Karten für das Großschanzen springen gehabt.
    Fair wäre es, wenn oberstdorf vielleicht 2027 wieder eine WM austragen dürfte. Das gleiche könnte man bei allen anderen Winter Weltmeisterschaften dieses Jahr machen.
    Weil sind wir mal ehrlich, ohne Zuschauer ist es einfach sch…

  3. WM ohne Zuschauer warum kann man es nicht um 1 Jahr verschieben. Wäre es eine Fussball WM dann würden sie es mit Sicherheit um 1 Jahr verschieben. Da sieht man wie wertvoll hier in deutschland der Wintersport ist.

  4. Sehr, sehr schade.
    Man hätte doch wenigstens ein paar Zuschauer mit einem guten und ausgeklügelten Hygienekonzept zulassen sollen. Das wäre absolut kein Problem gewesen. Wir brauchen wieder ein wenig Hoffnung und normales Leben. Es gibt nicht nur Corona überall. Wir brauchen normales und erfülltes Leben.

  5. Sagt die WM ab! Es sind so viele Leute auch ohne Zuschauer vor Ort, die vielen Helfer Athleten Betreuer Serviceleute das macht alles keinen Sinn wenn man überlegt das Wirtshäuser mit Top Hygiene Konzepten geschlossen bleiben müssen und hier Hunderte von Menschen sich tummeln da sollte man das alles schon mal hinterfragen!

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