DSV-Skispringer abgeschlagen

Raw Air: Stefan Kraft führt österreichischen Vierfach-Triumph in Trondheim an

Machtdemonstration von Team Österreich beim vierten Springen der „Raw Air“: Stefan Kraft führt einen herausragenden österreichischen Vierfach-Triumph auf der Großschanze in Trondheim an. Die deutschen Skispringer um Andreas Wellinger sind chancenlos.

Mit Weiten von 137,5 und 134 Metern sicherte sich Stefan Kraft den Sieg beim vierten Wettkampf der diesjährigen Raw-Air-Tour. Auf der umgebauten Großschanze in Trondheim erzielte der Österreicher am Mittwochnachmittag insgesamt 291,8 Punkte und setzte sich damit knapp gegen Landsmann Daniel Tschofenig durch, der auf 135 und 132,5 Meter (290,8 P.) kam. Den dritten Platz belegte Jan Hörl mit 130,5 und 138 Metern (288,8 P.).

Historischer Triumph für Österreich

Den Grundstein zum 42. Weltcupsieg seiner Karriere und dem bereits zwölften in dieser Saison legte Kraft schon im ersten Durchgang, als er das Feld bereits vor seinen Teamkollegen Tschofenig und Hörl anführte. Daniel Huber, zur Halbzeit noch auf dem achten Platz gelegen, katapultierte sich im Finale mit einem Top-Sprung auf 138 Meter noch nach vorne und sorgt damit für einen historischen Vierfach-Sieg von Team Österreich – den ersten seit 20. Januar 1980 in Thunder Bay.

„Eine unglaubliche Teamleistung, da muss jeder alles richtig gemacht haben“, sagte Sieger Kraft, dem neben seinem dritten Gesamtsieg bei der Raw-Air-Tour auch der Gesamtweltcup kaum noch zu nehmen sein wird. Cheftrainer Andreas Widhölzl ergänzte: „Das war ein Wahnsinnstag für uns, ich bin selbst ein bisschen überrascht. Die Jungs sind extrem gut gesprungen und ich habe das Gefühl, dass wir bei Rückenwind nochmal eine Klasse stärker sind. Ich bin sprachlos.“

Raimund fällt zurück: Paschke bester Deutscher

Den deutschen Skispringern ist es auch beim vierten Wettkampf der Raw-Air-Tour nicht gelungen, ganz vorne mitzumischen: Bester Deutscher wurde am Ende überraschend Pius Paschke, der mit 124,5 und 130,5 Metern den elften Platz belegt hat.

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Hinter ihm landete Philipp Raimund auf dem 13. Platz, doch für den 23-Jährigen wäre eigentlich noch mehr drin gewesen: Nach dem ersten Durchgang noch aussichtsreich an fünfter Stelle gelegen, musste Raimund bei seinem zweiten Versuch auf 136,5 Meter in den Schnee greifen und fiel mit entsprechenden Punktabzügen noch auf Platz 13 zurück. „Das war letztlich Eigenverschulden. Es ist zwar rutschig und nach 140 Metern war auch eine Welle im Hang, aber ich wollte so viele Meter rauskitzeln wie möglich“, analysierte Raimund.

Geiger mit Schanzenrekord – Wellinger chancenlos

Nicht viel zu holen gab es für Andreas Wellinger, der nach seinem starken vierten Platz vom Vortag diesmal mit 119,5 und 130 Metern nur 28. wurde und im Kampf um den Gesamtsieg der „Raw Air“ alle Chancen begraben musste.

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„Ich habe mich heute nicht gut auf die Schanze eingestellt, das ist mir gestern schon nicht so gut gelungen und hat nur zum Wettkampf hin geklappt“, analysierte der Gesamtweltcup-Dritte und erklärte weiter in Hinblick auf die anstehenden Wettkämpfe in Vikersund: „Jetzt geht es darum, das richtige Gefühl für das Skifliegen aufzubauen, Spaß zu haben und die Luft bei weiten Flügen zu genießen.“

Besser lief es hingegen für den zuletzt schwächelnden Karl Geiger, der immerhin den 16. Platz belegt hat und mit 140 Metern sogar den neuen Schanzenrekord auf der umgebauten Granasen-Großschanze aufgestellt hat. „Mein Fazit fällt unglaublich positiv aus. Meine Sprünge waren alle auf einem deutlich höheren Niveau, nachdem ich zuletzt schon länger nicht mehr in den zweiten Durchgang gekommen bin. Das ist Balsam für die Seele und tut unglaublich gut“, bilanzierte der Oberstdorfer.

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Erneut haben nur vier der sechs deutschen Skispringer die Punkteränge erreicht, denn Constantin Schmid (37.) und Stephan Leyhe (47.) sind schon nach dem ersten Durchgang vorzeitig ausgeschieden.

Forfang stürzt im Finale

Neben Raimund hatte auch Johann Andre Forfang im Finaldurchgang vor heimischer Kulisse mit erheblichen Problemen bei der Landung zu kämpfen, kam nach einem starken Sprung auf starke 139 Metern zu Sturz und fiel dadurch vom vierten auf den achten Platz vor Landsmann Marius Lindvik (9.) zurück.

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Peter Prevc, der am Dienstag noch starker Zweiter hinter Sieger Ryoyu Kobayashi (heute 14.) wurde, durchbrach als Fünfter die herausragende Mannschaftsleistung des ÖSV, der beinahe sogar einen Fünffach-Sieg gefeiert hätte – denn hinter dem Slowenen landete mit Michael Hayböck (6.) ein weiterer Skispringer aus Österreich. Daneben landeten auch der Schweizer Gregor Deschwanden (7.) sowie mit Anze Lanisek (9.) ein weiterer Slowene unter den Top Ten.

Der vierte Wettkampf der Raw-Air-Tour war zugleich das letzte klassische Skispringen in dieser Saison – denn bis zum Saisonende wird nur noch geflogen: Auf der Monsterschanze in Vikersund wird die „Raw Air“ am anstehenden Wochenende von Freitag bis Sonntag mit den letzten beiden Einzel-Skifliegen fortgesetzt. Am Freitag startet für die Männer um 14:30 Uhr zunächst das offizielle Training, bevor ab 16:30 Uhr (alles live bei skispringen.com) dann die Qualifikation auf dem Programm steht.

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Über Marco Ries 869 Artikel
Inhaber und Chefredakteur von skispringen.com. Hat sich nach der Jahrtausendwende am Skisprungfieber anstecken lassen und 2009 dieses Angebot gegründet. Studiert an der Universität Heidelberg und arbeitet nicht nur im Winter als freier Journalist und Autor (u.a. das Buch „Unnützes Skisprungwissen“).

9 Kommentare

  1. Wie kann man denn bitte in einer Saison so viel Glück haben? Während die Konkurrenz Windpech hat oder stürzt, ist man selber immer mindestens 1 Note über der direkten Konkurrenz – Stefan Kraft ist zweifellos ein großartiger Skispringer, aber diese Saison geht für mich nicht in Ordnung. Der einzige deutsche Lichtblick war heute zweifellos Geiger, was mich sehr gefreut hat. Zu ZDF und Eurosport fällt einem nichts mehr ein.

    • An welche der Siege von Kraft denkst du hier wenn du von Glück sprichst? Generell kann man sagen, dass bei jedem knappen Sieg das Glück eine Rolle spielt. Ein Leistungsunterschied von 0.2 Punkten nach 2 Durchgängen….kann man auf die bessere Tagesverfassung zurückführen oder einfach als Glück bezeichnen. Wenn man nur dadurh gewinnt das ein weit in Führung liegender stürzt oder durch Wind weit nach hinten geworfen wird, kann man auch von Glück sprechen. Das ist aber bei Kraft eher selten bis gar nicht in dieser Season passiert…

      Dann gibt es noch das Glück oder eher Peck immer auf dem zweiten Platz zu landen was dem Japaner bereits 10 Mal passiert ist.

      Und das mit den Noten… Kraft springt fast immer am saubersten und dass das in den Noten reflektiert wird ist eigentlich fair. Und ja, in den Fällen wo er vielleicht nicht ganz sauber springt gibt es dann oftmals einen kleinen Bonus…Da kann man sagen, den hat er sich über Jahre erarbeitet oder eben von Glück sprechen. Auch hier passiert das wohl nicht alzuoft

    • Aber ge. Kraft hatte diese Saison nicht nur einmal Windpech. Man muss ihn ja nicht mögen – ok, aber ständig dieses Schmälern seiner großartigen Leistung ist finde ich nicht in Ordnung.

      • Seine Noten sind halt wirklich meistens ziemlich genau 1 Punkt höher als die punktemäßig gleichstarke Konkurrenz, das wirft leider einen Schatten auf seine Leistung(die ich überhaupt nicht anzweifele)

  2. Ja, im Skispringen ist es Österreich gelungen die Talentpipeline zu füllen sowohl bei Springern als auch bei Trainern. Etwas was sie im Alpinen Skisport nicht geschafft haben obwohl die finanzielle Unterstützung dort noch um ein Vielfaches grösser ist.

  3. Gratuliere dem Team Österreich, das war eine Machtdemonstration. Die Überlegenheit kommt nicht von Ungefähr, die Österreicher dominieren auch den COC, den Alpencup, den Fiscup und die JWM. Und wer die super Noten von Stefan Kraft anzweifelt hat keine Ahnung von diesem schönen Sport. Ich bin kein Österreicher aber man muss die Leistung einfach anerkennen.

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