Entscheidung sorgt für Kontroverse

„Raw Air“ und Damen-Weltcups in Norwegen sollen stattfinden

Die Austragung der Raw-Air-Tour in Norwegen wird nach einem Beschluss der norwegischen Regierung ein gutes Stück wahrscheinlicher. Auch der Damen-Weltcup in Lillehammer soll zeitnah nachgeholt werden.

Die norwegische Regierung hat ihr grundsätzliches Einverständnis zur Austragung von Weltcups gegeben. Grundvoraussetzung dafür war eine Ausnahmeregelung hinsichtlich der Quarantäne-Zeit, welche nun genehmigt wurde. Damit sind sowohl die Ausrichtung der Raw-Air-Tour als auch die im Dezember noch abgesagten Damen-Weltcups in Lillehammer wieder deutlich wahrscheinlicher geworden. Die Rahmendetails wurden am Freitag im Rahmen einer Pressekonferenz verkündet.

Kurz darauf bestätigte der Internationale Skiverband (FIS), dass die Damen-Weltcups für das Wochenende vom 12. bis 14. Februar angesetzt werden – also an jenem Wochenende, das durch die Absage der Olympia-Generalprobe in Peking vakant wurde. Während die Herren frühzeitig Ersatz-Springen in Polen zugesichert bekamen, gingen die Damen zunächst leer aus. „Das ist sehr wichtig für uns, vielen Dank dafür“, drückte Norwegens Vorzeigespringerin Maren Lundby bei Twitter ihre Erleichterung über die getroffene Entscheidung aus.

Norwegens Skiverband gibt sich zuversichtlich

Kulturminister Abid Radja, der sich für die Ausnahmeregelungen stark gemacht und diese nun auch verkündet hatte, bezeichnete den Weltcup in Lillehammer als „Prüfstein für den Skiverband und den Sport“ und ist sich der Tragweite der Regelungen bewusst: „Es gibt eindeutige Bestimmungen und wir behalten uns vor, diese Entscheidung rückgängig zu machen. Wir konnten sie nur deshalb treffen, weil wir von Freiluftsportarten mit geringem Infektionsrisiko sprechen.“

Derzeit ist die Einreise nach Norwegen nur möglich, wenn ein negativer Corona-Test vorliegt und eine siebentägige Quarantäne stattfindet. Genau diese Regelungen hätten die Austragung von Weltcups im Geburtsland des Skispringens unmöglich gemacht. Nun werde man sie jedoch anpassen, so Erik Roeste, der Präsident des Skiverbandes. Nach einem negativen Test bei der Einreise werde es eine dreitägige Sport-Quarantäne geben: „Bei dieser ist es erlaubt, sich auf der Sportanlage zu bewegen und seine Aktivitäten auszuüben. Dann muss man sich wieder in Isolation begeben und am dritten Tag einen Nach-Test machen.“

Herren-Cheftrainer Alexander Stöckl gab sich gegenüber ‚NRK‘ zuversichtlich, was die Umsetzung des neuen Hygienekonzepts angeht: „Ich bin mir sicher, dass kein anderes Land besser ausgestattet ist, was die Organisation und Durchführung der Infektionskontrolle angeht.“ Dafür spreche auch die Tatsache, dass „die 150 bis 200 Leute, die direkt mit dem Weltcup zu tun haben, die besten in diesem Fach sind.“ Stöckl bekundete klar: „Ich denke, dass eine Weltcup-Veranstaltung sicherer als der normale Alltag ist.“

Osloer Gemeinderat entsetzt über Entscheidung

Der Vorsitzende des Osloer Gemeinderats, Raymond Johansen, zeigte sich entsetzt über die Entscheidung. „Am selben Tag, an dem wir in großer Sorge über die neue mutierte Variante des Coronavirus sind, setzt sich die norwegische Regierung über die Empfehlungen der Gesundheitsdirektion hinweg und öffnet für Weltcups die Grenzen. Das ist doch Wahnsinn.“ Das widerspreche dem eigentlichen Ziel, die Ausbreitung des Virus zu verhindern, das Gesundheitssystem zu schonen und die Bevölkerung keinem unnötigen Risiko auszusetzen.

Johansen beklagte, dass man einmal mehr in einer unsicheren und herausfordernden Situation sei. „Hat die Regierung denn nichts aus dem letzten Jahr gelernt? Damals, als das Virus gerade nach Norwegen kam, wurde auch der Weltcup am Holmenkollen gegen die Empfehlungen und den Wunsch der Osloer Gemeinde ausgetragen.“ Der Direktor der Gesundheitsdirektion, Bjoern Guldvog, sagte „es ist grundsätzlich kein Problem, wenn die Regierung andere Entscheidungen trifft, als wir sie vorschlagen“, jedoch stelle man damit den Profi-Wintersport über andere Gesellschaftsbereiche.

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Über Luis Holuch 521 Artikel
Seit 2010 als Journalist tätig und hat 2017 sein erstes Buch veröffentlicht. Wie es die Leidenschaft wollte, ging es darin um das Damen-Skispringen. Genau dafür ist er bei skispringen.com auch primär zuständig. Kommentierte den offiziellen Live-Stream der Junioren-WM 2020, sowie die FIS-Classics-Serie und die Continentalcup-Finals der Nordischen Kombination.

3 Kommentare

  1. Ich finde es Wahnsinn das hier für Sport-Millionäre schon seit Monaten Sonderregeln gelten während der arbeitende Normalbürger sich an die Coronaregeln hält, Quarantänepflichten beachten muss, falls er verreist, und den Schutz seiner Mitmenschen ernst nimmt. Ich finde es skandalös außer unterhalten ist Skispringen doch in keinster Weise systemrelevant. Nur die Taschen vollstecken, da sind Fis und Verbände mit dabei!

    • Dass kann nicht ihr Ernst sein, jeder Sportler versucht sich irgendwie fit zu halten, auch die „Normalen“. Für einige ist der Sport gleichzeitig Beruf, egal ob Leichtathletik, Alpin Ski, Skispringen, Fußball, Kampfsport aller Art usw. Wiederum einige haben sich für Meisterschaften aller Art oder Olympia qualifiziert, sollen die jetzt aufstecken? eher weniger !! Nicht die Sportler sind das Problem, die Zuschauer würden die Hygieneregeln nicht einhalten!! Siehe anstehen am Skilift, in der U-Bahn und vorm Apple Shop …. Ich würde Zuschauer überall zulassen, zeitversetzter Eintritt ins Stadion, fest zugewiesene Plätz mit ausreichend Abstand und alles ist gut. Der Einzelhandel würde so auch funktionieren, Restaurants ebenso.

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