Brief an die FIS

Fusion von Männer- und Frauen-Weltcup: Skiverbände contra Sandro Pertile

Nur wenige Monate nach der Ankündigung der FIS, die Männer- und Frauen-Weltcup-Serie ab 2026/2027 zusammenzulegen, gibt es Gegenwind. Gleich drei Verbände, darunter auch Österreich, lehnen die FIS-Pläne ab.

Gute vier Monate ist es her, dass der Ski-Weltverband (FIS) seinen Drei-Stufen-Plan verkündete, der schließlich 2026/2027 zur Fusion aus Männer- und Frauen-Weltcup im Skispringen führen soll. Schon seinerzeit war das Echo gespalten: Während die Befürworter diese Entscheidung als überfällig und den wichtigsten Schritt zur Aufwertung des Frauen-Skispringens bezeichneten, mahnten Kritiker, dass die Idee nicht ausgereift sei und dem Frauen-Weltcup sogar schaden könnte.

Wie unter anderem das slowenische Portal ‚Siol‘ berichtete, haben der slowenische Verband (SZS) zusammen mit Ski Austria und dem japanischen Verband am Montag einen Brief an die FIS geschrieben, in dem sie ihre ablehnende Haltung zum Ausdruck gebracht haben. „Obwohl wir den Zweck einer solchen Maßnahme anerkennen, sind wir entschieden gegen eine vollständige Zusammenlegung der Austragungsorte ab der Saison 2026/2027“, heißt es dort.

Fusion von Männer- und Frauen-Weltcup „eine Erfindung des Weltcup-Direktors“

Konkret nimmt der Brief Bezug auf das Protokoll einer Sitzung des FIS-Skisprungkomitees am 15. Oktober 2024, in dem die geplante Fusion festgehalten wurde. Diese sei aber, anders als von FIS-Renndirektor Sandro Pertile behauptet, gar nicht von der Führungsetage des Weltverbandes gefällt worden: „Im Protokoll heißt es sogar, dass der FIS-Rat diesen Beschluss bereits gefasst habe, was sich später als unwahr herausstellte – es handelte sich um eine Erfindung des Weltcup-Direktors der Herren.“

Vor allem der knappe Zeitrahmen von nur drei Saisons für dieses Vorhaben schmeckt den drei Verbänden gar nicht: „Wir sind der Meinung, dass solche grundlegenden Veränderungen in der Organisation von Wettkämpfen auf höchstem Niveau mindestens eine vierjährige Übergangszeit erfordern, in der die positiven und negativen Auswirkungen der fusionierten Austragungsorte gründlich bewertet werden können.“

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Diese „erzwungenen Zusammenlegungen“ berücksichtigen demnach nicht die „einzigartigen Merkmale und Bedürfnisse der einzelnen Orte.“

Verbände lehnen Aus von Normalschanzen strikt ab

Auch die drohende Streichung von längst etablierten Weltcuporten wie etwa Zao (Japan), Villach (Österreich) und vor allem der Publikumsmagnet Ljubno (Slowenien) lehne man ab, diese sollten „mindestens bis zum Ende der Saison 2030/2031 unabhängig bleiben“. Diese seien der Beleg dafür, dass reine Frauen-Weltcups sehr wohl funktionieren. Weltcups an Orten, die Männer und Frauen zusammen bereisen, hätten erwiesenermaßen nicht zu einem erhofften Zuschaueranstieg bei Frauen-Wettkämpfen geführt. Zudem sei das Risiko, dass Frauen-Wettkämpfe bei schwieriger Wetterlage zugunsten der Männer-Wettkämpfe abgesagt werden, erheblich.

Nachdem aufgrund der Berichterstattung innerhalb Österreichs der Verdacht aufgekommen war, dass möglicherweise der Standort Hinzenbach in Gefahr sei, nahm der Österreichische Skiverband (ÖSV) am Mittwoch explizit dazu Stellung.

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„Wir haben immer wieder betont, dass eigenständige Damen-Bewerbe auf der Normalschanzen auch künftig fester Bestandteil des Weltcup-Kalenders bleiben sollen und haben dies auch in einem Schreiben an die FIS klar kommuniziert. Wir werden uns dafür einsetzen, dass die Weltcupbewerbe in Hinzenbach und Villach weiterhin im Programm aufscheinen. Diese Schanzenanlagen bieten nicht nur internationalen Stars, sondern auch unseren Talenten beste Bedingungen“, erklärte ÖSV-Sportdirektor Mario Stecher.

Zudem fielen bei der angekündigten Fusion nahezu ausschließlich Normalschanzen-Springen aus dem Kalender, was den drei Verbänden ebenfalls aufstößt: „Diese Wettbewerbe bieten bessere Chancen für jüngere Skispringerinnen, den Durchbruch im Weltcup zu schaffen.“ Da auch bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen weiterhin auf Normalschanzen gesprungen wird, sollte sich der Weltcup „an dieser Praxis orientieren, um eine harmonische Entwicklung der Athleten zu gewährleisten und die Integrität des Wettkampfs zu erhalten.“

Nicht zuletzt hänge auch die Instandhaltung jener Normalschanzen, die aktuell im Weltcup-Kalender sind, mit öffentlichen Geldern zusammen. „Die Absage solcher Wettkämpfe könnte den Betrieb und die Instandhaltung dieser Anlagen gefährden, was sich indirekt auf die Entwicklung junger Athleten auswirken würde, die auf diese Schanzen für Training und Wettkämpfe angewiesen sind“, warnten die Verfasser des Briefes.

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6 Kommentare

  1. Bodenloses Statement des ÖSV/SZS/Japan.

    4 statt 3 Jahre warten. Als ob die Evaluation des 4. Jahres alles verändern würde. Lächerlich.

    Normalschanzenspringen unbedingt erhalten wegen Olympia und WM. Der Weltcup-Kalender der Herren lässt grüßen. Da gibt’s auch kein Statement von Verbänden, dass die Herren unbedingt mehr Normalschanze springen müssen.

    Die Damen müssen auf kleinen Schanzen Weltcups springen, damit es für die Anlagen Sportförderung gibt? Dann ist wohl das Sportförderungssystem im Argen, das auf die Athletinnen abzuwälzen zeigt, wie wenig man sich den eigentlichen Problemen bei der Finanzierung des Sportes kümmern möchte…

    War gestern bei den Damen am der Mühlenkopfschanze in Willingen, da waren deutlich mehr als 10.000 Leute vormittags da. Aber klar, gelingt den Damen natürlich nicht, mehr Zuschauer anzulocken an gemeinsamen Weltcupwochenenden mit den Herren..
    Zuschauerzahl Villach: ca. 1.000 Leute.

    PS: Nur drei Verbände haben (anscheinend aus finanziellen Gründen) dagegen protestiert, alle anderen nicht. Ich werte das mal als stumme Zustimmung zu den Plänen.

  2. kindergarten gedönse im skisprungszene…..statt f.cking blödzeitung berichte lieber handfeste ergebnisse OHNE wenn und aber…….nur soo läuft datt!!!!

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