Turbulentes Einzelspringen in Slowenien

Eirin Maria Kvandal siegt sensationell in Ljubno

Foto: Jure Makovec via Ljubno FIS Ski Jumping World Cup Women (Facebook)

Mit Eirin Maria Kvandal gibt es beim Einzelspringen in Ljubno ob Savinji eine Überraschungssiegerin. Die junge Norwegerin düpiert die gesamte Weltspitze und verhindert einen erneuten slowenischen Heimsieg.

Auch das Einzelspringen im slowenischen Ljubno ob Savinji schrieb seine ganz eigenen Geschichten, die größte Sensation war aber die Siegerin. Eirin Maria Kvandal aus Norwegen feierte mit Sprüngen auf 92 und 89 Meter und 244,2 Punkten ihren ersten Weltcupsieg. Nach dem ersten Durchgang lag die 19-Jährige noch auf Platz zwei, überholte dann im Finale aber noch Ema Klinec aus Slowenien, die mit 94 und 86,5 Metern (242,8 P.) ihren ersten Tageserfolg nur um 1,4 Punkte verpasste. Platz drei belegte die Gesamtweltcupführende Marita Kramer aus Österreich (84,5 und 88,5 m; 238,1 P.), die zum fünften Mal in ihrer Karriere auf dem Podest landete.

„Ich habe das überhaupt nicht erwartet, aber ich bin sehr glücklich über meine beiden Sprünge. Ich mag die Schanze und vor allem der zweite Sprung war richtig gut“, sagte die völlig überraschte Siegerin, die zum ersten Mal überhaupt in die Weltcuppunkte sprang, nach dem Springen. Sara Takanashi aus Japan wurde Vierte vor Kvandals Teamkollegin Maren Lundby. Katharina Althaus fuhr mit Platz sechs das beste Einzelergebnis für das deutsche Team ein, während Daniela Iraschko-Stolz im Finale noch vier Plätze gutmachen konnte und Siebte wurde. Thea Minyan Bjoerseth aus Norwegen erzielte als Achte ihr erstes Top-Ten-Ergebnis, wie auch Iraschko-Stolz‘ Teamkollegin Sophie Sorschag als Neunte. Zehnte wurde die zweitbeste Slowenin Nika Kriznar, die im Finale sogar sieben Springerinnen überholte.

Jury beeinflusst Wettkampfverlauf wesentlich mit

Insbesondere im zweiten Durchgang taten sich die Springerinnen mit der geringen Anlaufgeschwindigkeit schwer, selbst nach einer Anlaufverlängerung kamen lediglich die letzten fünf Starterinnen über die K-Punkt-Weite von 85 Metern. Während die Jury im ersten Durchgang noch voreilig verkürzt hatte, reagierte sie im Finale zu spät auf die ausbleibenden Weiten. Darunter litten beispielsweise Ursa Bogataj und Anna Rupprecht, die beide im Finale je vier Plätze verloren und Elfte und 13. wurde. Für Rupprecht war es nach Platz acht in Ramsau jedoch ein weiteres gutes Ergebnis.

Auch ihre beiden übrigen Teamkolleginnen kamen in der Abwesenheit der am Freitag disqualifizierten Juliane Seyfarth ins Finale. Carina Vogt zeigte zwei konstante Sprünge und konnte damit als 22. nach 22 Monaten Verletzungspause ein gelungenes Comeback im Weltcup feiern. Luisa Görlich landete mit ebenfalls konstanten Sprüngen auf Platz 25. Noch vor den beiden Deutschen trugen die Italienerinnen Lara und Jessica Malsiner ihr teaminternes Duell aus. Mit Lara behielt am Ende die älteren der beiden Schwestern als 18. die Oberhand, während Jessica als 21. erstmals Weltcuppunkte sammelte. Gleiches gelang auch der Finnin Jenny Rautionaho auf Platz 27 – mehr als acht Jahre nach ihrem Weltcupdebüt.

Russlands Trainer sorgt für Kuriosum

Für ein großes Kuriosum sorgte während des ersten Durchgangs der russische Trainer Roman Kerov. Dieser war gerade dabei, den Trainerturm zu verlassen, um eine Sprunganalyse vorzunehmen, verpasste dabei aber um ein Haar Irma Makhinia abzuwinken. Im letzten Moment eilte Kerov zurück und schickte seine Athletin doch noch die Schanze hinunter. Mit Erfolg, denn Makhinia wurde als 17. hinter Irina Avvakumova zweitbeste Russin.

Gleich drei Sprünge musste während des Wettkampfs Chiara Hölzl absolvieren. Die Österreicherin durfte ihren ersten Durchgang nach großen Irritationen, ausgelöst durch unklare Signale der Startampel, wiederholen. Dadurch standen statt 73 Meter doch 79,5 Meter zu Buche, durch die sie doch noch unter die Top 30 kam, nachdem zunächst die Tschechin Klara Ulrichova von ihrem kurzen Sprung profitierte. Nach einem schwächeren Abschlusssprung fiel Hölzl noch um sieben Plätze zurück und wurde am Ende 23..

Yuki Ito wurde aufgrund zu langer Ski disqualifiziert, wodurch Ulrichova schlussendlich doch noch ins Finale nachrückte und als 29. erstmals in den Punkterängen zu finden war. Die US-Amerikanerin Paige Jones verpasste die Top 30 dadurch als punktgleiche 31. gemeinsam mit Abigail Strate aus Kanada um gerade einmal 1,4 Punkte.

Kramer behält gelbes Trikot

Im Gesamtweltcup bleibt Marita Kramer weiter an der Spitze. Die Österreicherin kommt nun auf 160 Punkte und führt damit mit 50 Punkten Vorsprung auf Sara Takanashi (110), die neue Zweitplatzierte ist. Eirin Maria Kvandal katapultierte sich durch ihren Sieg auf Platz drei mit 100 Zählern. Beste Deutsche ist nun Katharina Althaus (62) als Neunte vor Anna Rupprecht (52).

» Event-Übersicht: Weltcup-Saison der Damen 2020/2021

Weiter geht es für die Skispringerinnen am kommenden Wochenende in Titisee-Neustadt. Beim ersten Gastspiel in der Geschichte des Damen-Weltcups auf der Hochfirstschanze steht am Freitag zunächst das offizielle Training und die Qualifikation an, ehe es am Samstag und am Sonntag je zwei Einzelspringen gibt.

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Über Luis Holuch 517 Artikel
Seit 2010 als Journalist tätig und hat 2017 sein erstes Buch veröffentlicht. Wie es die Leidenschaft wollte, ging es darin um das Damen-Skispringen. Genau dafür ist er bei skispringen.com auch primär zuständig. Kommentierte den offiziellen Live-Stream der Junioren-WM 2020, sowie die FIS-Classics-Serie und die Continentalcup-Finals der Nordischen Kombination.

3 Kommentare

  1. Sehr stark von Katharina Althaus und natürlich Gratulation an Eirin Maria Kvandal.

    Nervt nur dass es wieder nirgends übertragen worden ist.

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