Raw Air-Finale

Ryoyu Kobayashi fliegt zum Raw-Air-Gesamtsieg – Domen Prevc gewinnt Vikersund

Domen Prevc meldet sich mit seinem ersten Saisonsieg zum Raw-Air-Finale eindrucksvoll in der Weltspitze zurück. Der Gesamtsieg geht an Ryoyu Kobayashi, der mit einem überragenden Flug in einem Herzschlagfinale noch an Kraft vorbeizieht.

Nie hat Ryoyu Kobayashi die Raw-Air-Wertung angeführt, doch mit seinem letzten von insgesamt 15 Sprüngen an den vergangenen zehn Tagen fliegt der Japaner, der in diesem Winter bereits den Vierfach-Sieg bei der Vierschanzentournee und den Gesamtweltcup abgeräumt hat, auch noch zu diesem Titel. Beim abschließenden Skifliegen in Vikersund war nur ein junger Slowene noch besser.

Mit Flügen auf 241 und 232,5 Meter sicherte sich Domen Prevc am Sonntagabend den Sieg beim Finale am Vikersundbakken. Mit dem kleinstmöglichen Vorsprung von 0,1 Punkten setzte sich Prevc gegen Kobayashi durch, der auf 237 und 239 Meter (454,6 P.) kam und damit entscheidende Punkte seinem österreichischen Konkurrenten Stefan Kraft (236,5 und 229,5 Meter; 443,2 P.) abnahm, der seinen möglichen zweiten Gesamtsieg bei der Tour durch Norwegen noch aus der Hand geben musste.

„Das ist natürlich bitter. 2,9 Punkte Rückstand nach 15 Sprüngen und Flügen tut weh. Aber wenn Kobayashi es so runterbringt, hat er sich das verdient. Man kann nur den Hut ziehen. Ich hatte sehr brave Flüge, aber eine richtige Rakete war leider nicht dabei“, sagte Stefan Kraft im Anschluss.

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Für den 19-jährigen Prevc ist es der fünfte Weltcupsieg seiner Karriere und der erste seit seiner Glanzzeit zu Beginn der Weltcup-Saison 2016/2017. Damals hatte er die Weltelite der Skispringer eindrucksvoll aufgemischt und innerhalb weniger Wochen vier Siege gefeiert, konnte daran zuletzt aber nicht mehr anknüpfen.

Eisenbichler zündet „Granate“: 230 Meter im Finale

Für die deutsche Mannschaft geht diese „Raw Air“ ohne eine Einzel-Podiumsplatzierung zu Ende. Nach einem enttäuschenden Auftakt hat sich die Mannschaft des scheidenden Bundestrainers Werner Schuster den Anschluss an die Weltspitze aber wiederhergestellt. Allen voran Markus Eisenbichler überzeugte mit Flügen auf 223 und 230 Meter, die ihm den fünften Platz einbrachten. Als Zweitplatzierter des separaten Skiflug-Weltcups hinter Ryoyu Kobayashi hat der Siegsdorfer noch Aussichten auf die kleine Kristallkugel, die nach dem Finale in Planica am kommenden Wochenende vergeben wird. „Ich mag die Schanze in Planica und habe gute Karten“, zeigte Eisenbchler zuversichtlich.

„Man kann Markus nur gratulieren, Platz fünf ist super. Es waren heute wieder zwei, drei am Start, die schwer zu schlagen waren. Das war ein versöhnliches Ende“, analysierte Schuster im ‚ZDF‘.

Einen deutlichen Aufwärtstrend verzeichnete Andreas Wellinger. Nachdem der Olympiasieger für das Teamspringen am Samstag nicht nominiert wurde und stattdessen als Vorflieger vom Bakken ging, meldete er sich mit 216,5 und 214 Metern und Platz elf zurück.

Aufwärts geht es auch für Richard Freitag, der im ersten Durchgang noch einige Meter liegen ließ und im Finale mit 225 Metern noch den 13. Platz erreichte. Daneben haben aus der deutschen Mannschaft auch Constantin Schmid (20.) und Karl Geiger (22.) weitere Weltcuppunkte gesammelt.

Wolny überrascht, Norweger geschlagen

Überraschend stark präsentierte sich der 23-jährige Pole Jakub Wolny, der als Vierter sein bislang bestes Karriereergebnis erzielt hat. Mit Piotr Zyla (9.) und Dawid Kubacki (10.) präsentierte sich Polen zumindest mannschaftlich breit aufgestellt.

Für Holmenkollen-Sieger Robert Johansson reicht es am Ende noch für den dritten Platz der Gesamtwertung. Der Norweger beeindruckte vor allem im ersten Durchgang mit 237 Metern, kam am Ende als bester Norweger nicht über den sechsten Platz hinaus, gefolgt von Teamkollege Johann Andre Forfang (7.).

Simon Ammann bewies vor allem im ersten Durchgang mit 224 Metern, dass er beim Skifliegen weiterhin zur Weltspitze zählt. In der Tageswertung belegte der Schweizer, der sich ein Karriereende weiter offen hält, den achten Platz.

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Der Schweizer Killian Peier, der im zuvor ausgetragenen Probedurchgang erstmals die 200-Meter-Marke knacken konnte, hat den Finaldurchgang mit Platz 33 ebenso verpasst wie der Österreicher Manuel Fettner (34.) und Pius Paschke aus Deutschland (39.).

60.000 Euro für Kobayashi

Mit seinem letzten Flug im Rahmen der „Raw Air“ sicherte sich Kobayashi zusätzlich zu den üblichen Prämien das zusätzliche Extra-Preisgeld von 60.000 Euro ab. Finanziell entlohnt werden auch Stefan Kraft (30.000 Euro) und Robert Johansson (10.000 Euro) für die Plätze zwei bzw. drei in der Gesamtwertung. Markus Eisenbichler wird Gesamt-Vierter.

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Noch ein langes Wettkampf-Wochenende absolvieren die Skispringer in dieser Saison. Traditionell findet das Weltcup-Finale auf der Letalnica-Skiflugschanze in Planica statt. Im berühmten „Tal der Schanzen“ in Slowenien stehen ein Team- sowie zwei Einzel-Wettbewerbe auf dem Programm. Bereits am Donnerstag finden Training und Qualifikation statt.

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8 Kommentare

  1. gesamte springer sehr sympathisch – vor allem gegenseitiger respekt und achtung der
    leistung finde ich supper. bei unseren springern – speziell wellinger – wird immer eine fadenscheinige ausrede gesucht, wenns x nicht so klappt.

  2. „Mit dem kleinstmöglichen Vorsprung von 0,1 Punkten setzte sich Prevc gegen Kobayashi durch, der auf 237 und 39 Meter (454,6 P.) kam“ <— Wahnsinn, dass Kobayashi mit 39 Meter im 2.Durchgang noch 2. geworden ist. Die Haltungsnoten müssen wohl 3x gewichtet worden sein.

  3. Tolle Flüge von Eisenbichler.Auch Wellinger im Aufwind.Ich freue mich auf das letzte Skifliegen in Planica, vielleicht können die deutschen Skiflieger dort im Finale noch was „reissen“? Wäre ein schöner Abschluss.

  4. Gratulation an den Japaner, hoch verdienter Gesamtsieg. Schließlich musste er ja ja Sprungstil bedingten Ladungsnachteile zusätzlich herausspringen, vor einem Kraft der Top in Form war. Das ging bestimmt auf den Knorpel;)
    Auch Domen hat verdient, wenn auch sehr knapp gewonnen. So merkt Kobayashi auch mal wie sich 0,1 Punkte zu platz 1 anfühlen :-D. Schade das Domen genau im einzigen Sprung mit Aufwind ein bisschen verhauen hat, mit der Flugkurve wäre der auch bei 250 im Telemark gelandet!

  5. Ich freu mich so für Domen Prevc! Hihi, mit 0.1 Punkt Vorsprung, und keinem schäumt hier die Galle, wie merkwürdig. Alle slowenischen Springer machen es übrigens grundrichtig: egal, wie weit es geht – nie ohne sauberen Telemark! Das hat ihnen Goran Janusz jahrelang mit Strenge eingetrichtert. Zahlt sich am Ende aus!

    Tja, der Geigenbichlinger war wohl nicht völlig auf der Höhe…

  6. Die deutsche Mannschaft ohne Podium bei der RAW-Air? Hat da jemand gestern nicht aufgepasst? Der starke zweite Platz beim Teamfliegen wurde doch auch auf dem Podium geehrt.

  7. Gratulation Stefan für den zweiten Platz der RawAir, ein bis zwei Meter haben gefehlt.
    Fairer Wettbewerb Ryo, du hast Dir heute den Sieg wirklich verdient.

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