Erster Skisprungtag nach Betrugsskandal

Ryoyu Kobayashi gewinnt Raw-Air-Auftakt am Holmenkollen in Oslo - Karl Geiger auf dem Podest

Beim ersten Skisprungtag nach dem viel diskutierten Betrugsskandal gewinnt Ryoyu Kobayashi den Auftakt der Raw-Air-Tour am Holmenkollen in Oslo souverän. Gleich mehrere DSV-Skispringer kämpfen ums Podest – am Ende überzeugt vor allem Karl Geiger.

Mit Sprüngen auf 129,5 und 127 Meter sicherte sich Ryoyu Kobayashi den Sieg zum Auftakt der Raw-Air-Tour am berühmten Holmenkollen in Oslo. Der 28-jährige Japaner erzielte am Donnerstagabend insgesamt 264,1 Punkte und setzte sich damit überlegen gegen den Österreicher Jan Hörl durch, der auf 126 und 129 Meter (253,3 P.) kam. Auch der Oberstdorfer Karl Geiger landete mit 126 und 128 Metern (252,4 P.) als starker Dritter auf dem Podest.

Den Grundstein seinem dritten Saisonsieg – und den ersten außerhalb Japans – hat Kobayashi schon im ersten Durchgang gelegt, als er sich mit der Bestweite einen Vorsprung von immerhin 7,4 Punkten herausspringen konnte – auch weil die Konkurrenz Federn ließ, konnte er den sogar noch auf 10,8 Zähler ausbauen.

Betrugsskandal schwebt über Raw-Air-Auftakt

Das Auftaktspringen der „Raw Air“ fand unter dem Schatten der jüngsten Manipulationsvorwürfe von Team Norwegen statt. Wenige Stunden vor dem Start des Wettkampfes teilte der Internationale Skiverband (FIS) mit, dass nach Marius Lindvik und Johann Andre Forfang mit Kristoffer Eriksen Sundal, Robin Pedersen und Robert Johansson drei weitere Athleten der norwegischen Mannschaft wegen des Verdachts der Manipulation suspendiert wurden. Kurios: Alle drei waren im zuvor ausgetragenen Training noch am Start.

Als Reaktion auf den Skandal hat die FIS zum Auftakt am Holmenkollen zudem erstmals ihre neuen Regeln umgesetzt: Bis Saisonende dürfen Springer nur noch einen Anzug mit Identifikations-Chip verwenden, ein zweiter ist nur als Reserve bei Beschädigung erlaubt.

Überraschend stark: Drei DSV-Skispringer in den Top Ten

Die deutschen Skispringer scheinen sich von den Turbulenzen der vergangenen Tage kaum aus der Ruhe haben bringen zu lassen: Neben Karl Geiger überzeugte vor allem Philipp Raimund, der mit 129,5 und 129 Metern punktgleich mit Sloweniens Domen Prevc den fünften Platz belegt hat. Andreas Wellinger, nach dem ersten Durchgang mit 125,5 Metern noch hinter Kobayashi an zweiter Stelle gelegen, fiel mit 125 Metern im Finale noch auf Rang sieben zurück.

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Markus Eisenbichler, der am Mittwoch sein Karriereende zum Saisonende verkündet hat, verpasste bei seinem letzten Auftritt am Holmenkollen mit Platz 41 den Finaldurchgang ebenso wie Teamkollege Pius Paschke, der nicht über Rang 35 hinaus gekommen ist.

Geiger zwischenzeitlich Gesamtführender

Vor Start des ersten von drei Wettkämpfen der in diesem Jahr verkürzten Ausgabe der „Raw Air“ lag Karl Geiger in der Gesamtführung sogar ganz vorne: Der Oberstdorfer hat die Qualifikation im Vorfeld für sich entschieden, die ebenfalls in die Gesamtwertung der Rar-Air-Tour mit einfließt. Nach dem Wettkampf ist er hinter Kobayashi und vor Landsmann Wellinger immerhin Gesamt-Zweiter. „Dass ich hier am Holmenkollen so gut starte, bin ich eigentlich gar nicht gewohnt. Das habe ich nicht erwartet, daher freue ich mich jetzt umso mehr“, sagte Geiger.

„Für Karl ist das Balsam – wir haben einen ziemlichen Leidensweg hinter uns, aber auch die WM hat schon gezeigt, dass wir den Anschluss wieder hergestellt haben, auch wenn wir ein bisschen Rückstand auf Kobayashi zulassen mussten“, analysierte Bundestrainer Stefan Horngacher im ‚ZDF‘ mit Blick auf den Podestplatz von Karl Geiger, der bei der WM gleich zweimal nur knapp die Medaillenränge verpasst hat.

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Fortgesetzt wird die in diesem Jahr auf nur zwei Stationen verkürzte Raw-Air-Tour schon am morgigen Freitag in Vikersund: Auf der größten Skiflugschanze der Welt absolvieren die Männer ab 14:30 Uhr zunächst zwei Trainingsdurchgänge, bevor um 17 Uhr (alles live bei skispringen.com) dann der Prolog bzw. die Qualifikation auf dem Plan steht, die ebenfalls wie die Wettkampfsprünge in die Gesamtwertung der Tour einfließen.

Mehr dazu gleich hier bei skispringen.com.

Auch interessant: Nachdem der Skandal um manipulierte Anzüge das norwegische Team erschüttert hat, geraten nun auch die österreichischen Skispringer in den Fokus. Neu veröffentlichte Fotos werfen Fragen auf – der ÖSV schweigt bislang.

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Über Marco Ries 914 Artikel
Inhaber und Chefredakteur von skispringen.com. Hat sich nach der Jahrtausendwende am Skisprungfieber anstecken lassen und 2009 dieses Angebot gegründet. Studiert an der Universität Heidelberg und arbeitet nicht nur im Winter als freier Journalist und Autor (u.a. das Buch „Unnützes Skisprungwissen“).

20 Kommentare

  1. Ich finde diese Manupulationen der Anzüge schon ziemlich traurig.
    Es müsste nur einen Anzughersteller für alle Springer geben.
    Das mit dem anschließenden wegsperren der Anzüge finde ich in Ordnung.

  2. Dieser ganze Betrug macht sehr traurig, den einzigen Sport, den ich mir überhaupt anschaue, ist Skispringen. Na ja, Hauptsache es gibt eine wahre Aufklärung und der Skisprungsportgeht auf ehrliche Weise weiter. Viel Glück für unsere Mannschaft!

  3. komisch die Österreicher vor der oberste Chef sagt nichts zu den Anschuldigungen gegen seine Sportler und den Fotos ich war immer begeistert von Stefan Kraft er hat das nicht notwendig einen auf Luftdurchlässigkeit geprüften Anzug zu manipulieren, aber er oder ein Servicemann hat das getan auf einmal lässt sein Anzug weniger Luft durch ist schon komisch das geht nur wenn er mit gewissen Mitteln manipuliert wurde und zwar mit Absicht

    • widhölzl hat sehr wohl schon kommentiert. ebenso der österreichische materialverantwortliche. musst halt online suchen, hier auf dieser seite erfährst du’s als letzter.

  4. Hey Leute ich war schon mehrmals am Holmenkollen da waren 30000 Zuschauer normal gestern waren es maximal 800 – 1000 Zuschauer ein Trauerspiel. beendet einfach die Saison und bringt das Alle zusammen wieder in Ordnung was ihr der schönen Sportart angetan habt, dazu gehören auch die Heuchler anderer Nationen seid einfach ehrlich. Ein Bitte an die Fis greift endlich durch, dad sind alle dem Skispringen schuldig.

  5. Die Springer sollen ja nun nur einen bereits benutzten Anzug bis zum Saisonende nehmen. Wann hatte Stefan Kraft denn in dieser Saison schon mal Schwarz getragen? Habe nur rot-weis im Gedächtnis.

  6. Das Skispringen wurde nachhaltig beschädigt. Mir tut es für den Sport wahnsinnig leid. Fans – vor allem *potentielle* Fans (Kinder, etc.) werden sich für die nächste Zeit leider vom Skispringen abwenden. Niemand will was mit einem Betrügersport (so hart das klingt) zu tun haben. Es ist leider so, das kann man nicht verleugnen. Selbst mir, als Skisprungfan seit Kindestagen an vergeht da die Lust.

  7. Wir schauen dieses Jahr kein Skispringen mehr… und hoffen, dass die FIS zur nächsten Saison gute Lösungen liefert und sich alles wieder beruhigt hat. Man kann doch gar nicht mehr wissen ob die Ergebnisse „real“ sind oder ob da noch andere Nationen tricksen. Insgesamt hat das ganze einen sehr faden Beigeschmack mittlerweile… ehemalige konstante Top-Springer sind mittlerweile im Mittelfeld oder gar auf den letzten Plätzen zu sehen und gewisse Nationen dominieren mit fast allen ihren Springern wie aus dem Nichts.

  8. @Irene
    Blödsinniger Quatsch… Was tut der normale Norweger dem Sport an???? Und bitte: Die anderen waren nur nicht so blöd sich erwischen zu lassen. Was für eine blöde Heuchlei von Leuten wie Ihnen. Sie glauben wohl auch noch an den Weihnachtsmann…

    • @Ein besorgter Fan
      1) leider überhaupt nicht begriffen, wen ich meinte – natürlich nicht die ’normalen‘ Norweger sondern die, die schuld sind am Fernbleiben der ’normalen‘ Norweger.
      2) wissen auch Leute wie ich, dass jeder was probiert. Wenn man erwischt wird, sollte man’s halt nicht durch völlig skurrile Ausreden noch peinlicher machen.
      3) schlimm genug, dass ihr Kommentar dumm ist, aber so aggressiv auch noch…warum?
      4) ist der Weihnachtsmann Finne und daher sicher kein Betrüger 😉

  9. tolles Ergebnis für das deutsche Team, Glückwunsch an die drei Erstplatzierten.

    Aber der Kommentator im ZDF war leider ein Totalausfall, weil er in 50% der Sendezeit immer wieder mit den Anzügen der Norweger angefangen hat, auch wenn S. Freund immer wieder auf das Springen selbst zurückkommen wollte.

    • Das ist eben dasZDF war bei den Wahlen so und nun bei den skiespringer wenn man was feststellen tut dann machen die Medien gleich ein Drama draus vielleicht findet man bei den deutschen auch noch was

  10. Muss ehrlich sagen, dass ich seit den Aussagen von Tandre und Co. darüber nachdenke wer alles betrogen haben könnte und muss feststellen dass ich denke dass die Japaner am ehrlichsten sind.

  11. Was für ein trauriges Bild am Holmenkollen mit kaum Zuschauern. Die können wirklich stolz drauf sein, was sie dem Sport da antun. :-(((

  12. Scheint ja nochmal ein versöhnlicher Saisonabschluss zu werden für die deutschen. Der Fortschritt bei Raimund finde ich besonders gut.

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